Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Kartenaufnahme. 
Frankreich usw., nichts, am allerwenigsten an Kartenwerken, an die Seite stellen 
läßt. Die holländischen Karten nehmen eine Sonderstellung ein, wie wir weiter unten 
noch sehen werden. Wir wissen auch, daß die deutschen Kolonialkarten Gegenstand 
bewundernder Nacheiferung seitens der an die deutschen Kolonien grenzenden Nach 
barn geworden sind 1 ; und von Engländern und Franzosen, von letztem oft in über 
schwenglichen Worten, ist die Überlegenheit und technische Vollendung der deutschen 
Kolonialkarten zugegeben worden. 1 2 
Missionare, Kaufleute, Farmer, Ingenieure, Landmesser, Beamte, Forscher 
sind tätig gewesen, das topographische Bild der deutschen Kolonien zu enthüllen, 
insbesondere sind viele Hunderte von topographischen Bouten- und andern Auf 
nahmen ein Ruhmesblatt in dem Geschichtsbuch kolonialen Wirkens des deutschen 
Offiziers; ich nenne nur einige der bekanntem, wie G Hartmann, C. v. François, E. Horn, 
v. Seefried, Herrmann, G. Friederici, H. Glauning, Schlobach, Th. v. Trotha, v. Pritt- 
witz und Gaffron, M. Weiß. Unter den Forschern, die durch ihre Aufnahmen die 
Kartographie der deutschen Kolonien gefördert haben, seien hervorgehoben: 0. Bau 
mann, L. Schulze-Jena, S. Passarge, H. Grüner, K. Hassert, E. Kohlschütter, 
K. Sapper, C. Uhlig und Fr. Jäger. Das Wertvollste dieser Aufnahmen zusammen 
gefaßt, in ein kartographisches Bild verarbeitet und so dem allgemeinen Verständnis 
nahegebracht zu haben, ist in der Hauptsache das Verdienst von Richard Kiepert 
in Berlin, Paul Langh ans in Gotha, Paul Sprigade und Max Moisel in Berlin. 
Kiepert gab die ersten Sektionen der großen Spezialkarte von Ostafrika in 1 : 800000 
heraus, welche Karte später in die Redaktion von Sprigade und Moisel überging. 
Letztere beiden sind so recht die deutschen Kolonialkartographen 3 , die der deutschen 
Kolonialkartographie gegenüber den ähnlichen Erzeugnissen anderer Kolonialländer 
ein besonderes Gepräge aufgedrückt haben, daß man von einem eigenartigen 
deutschen Kolonialkartentypus sprechen muß. 
112. Die außerdeutsche Kolonialkartographie. Was sich für den deutschen 
Kolonialbesitz auf wenige Dezennien beschränkte, hat sich bei den andern Kolonial 
ländern auf viele Jahrzehnte verteilt, ohne, mit Ausnahme der Holländer, zu hervor 
stechenden Leistungen gelangt zu sein. 4 Es lohnt sich nur, neben der deutschen von 
einer englischen, französischen und holländischen Kolonialkartographie zu sprechen, 
die Kolonialkarten und Aufnahmen der andern Kolonialvölker, wie Spanier, Por 
1 C. Uhlig: Entwicklung, Methoden u. Probleme der Geographie der deutschen Kolonien. 
G. Z. 1911, S. 366. 
2 P. Sprigade: Max Moisel, ein Gedenkwort. Koloniale Rundschau, Z. f. Kolonialpolitik und 
Weltwirtschaft. Berlin 1920, S. 147. 
3 P. Sprigade u. M. Moisel (f 1920) waren die Führer des rühmlichst bekannten Karto 
graphischen Instituts von Dietrich Reimer (E. Vohsen) in Berlin, das sich leider 1919/20 aufgelöst hat. 
Sie verarbeiteten vorzugsweise die offiziellen Aufnahmen und die Aufnahmen, die im Aufträge der 
Landeskundlichen Kommission ausgeführt wurden; sie sind die Kartographen des Kleinen und des 
Großen deutschen Kolonialatlasses wie der einzelnen offiziellen Karten unserer Kolonien, die als Sonder 
beilagen zu den Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten erschienen. Ihnen kamen die Erfah 
rungen, die sich auf eigene Routenaufnahmen in Kamerun und Togo stützten, zugute. — Vgl. auch 
Anm. 1 und 2, S. 245. 
4 Zum Studium der Kolonialkarten deutscher wie fremder Besitzungen sei die Kolonialkarten 
sammlung des alten Reichskolonialamts empfohlen. Als Führer dazu dient H. Marquardsen: Die 
Kol.-Kart.-Sammlung des Reichs-Kolon.-Amts. Beilage zu Heft 2 der Mitt. aus d. Deutschen Schutz 
gebieten. Berlin 1915.
	        
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