Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Kartenaufnahme. 
gleich großem Terrain veranlassen, in gleicher Weise wie Jäger zn verfahren, und sie 
würden zuletzt vor einem kläglichen Ergebnis stehen. Das Sicherste und Beste bleibt 
stets trotz allem Ersatz die Festpunktbestimmung mittels Theodolit. 
Jäger hat kein neues Verfahren angewandt, es ist das alte, besonders in Öster 
reich sehr beliebte Aufnehmen mit dem kleinen Meßtisch. C. Uhlig hat dafür 
die Bezeichnung „Peiltisch“ empfohlen 1 , die ich nicht glücklich gewählt finde, wie 
wohl sie schon Nachahmung gefunden hat. 1 2 Denn mit „Peiltisch“ wird nichts Charak 
teristisches ausgesagt, da jeder „Meßtisch“ ein Peiltisch ist; sagt doch Br. Schulze 
ganz ausdrücklich: „Das graphische Bestimmen von Bichtungen bildet diejenige 
Arbeit, auf welche der Meßtisch in erster Linie eingerichtet und bestimmt ist.“ 3 Wenn 
Uhlig die Bezeichnung „Detaillierbrett“ sprachlich unschön und wenig bezeichnend 
findet, hat er recht; wenn er aber vermutet, daß sie von 0. Baumann in dessen 
Aufsatz „Topographische Aufnahmen auf Beisen“ zuerst gebraucht ist, stimmt dies 
nicht; Baumann entstammt der Wiener Topographenschule, wo der Ausdruck gang 
und gäbe war und unter anderm in Zaffauks „Anleitung zum Krokieren“ schon belegt 
ist. 4 Hier finden wir auch andere Namen wie „Bekognoszier-“, „Krokiertisch“. 
Wenn man schon einen Unterschied zum altbewährten Meßtisch der Landesaufnahme 
durch einen Sondernamen ausdrücken will, ist die Bezeichnung Krokiertisch die 
am besten passende. 
Auf ein wesentlich anderes Verfahren als Jäger stützte sich P. Kohlschütter 
bei seiner Karte des Ukingagebirges in 1 : 100000. 5 Er arbeitete mit Theodolit und 
Meßtisch. Ihm kam es nicht darauf an, eine Triangulationskette aus geschlossenen 
Dreiecken zu schaffen, was ihm zuviel Zeit gekostet hätte, er begnügte sich mit einer 
,,ungeschlossenen Kette“ und führte so den Nachweis, daß eine ungeschlossene Tri 
angulation, auch ohne trigonometrische Signale, hinreichend genaue Festpunkte zu 
liefern vermag. Kohlschütter hat 400 Punkte in einem 2900 qkm großen Gebiet 
angeschnitten, also im Durchschnitt 1 Punkt auf 7,2 qkm, was das für einen Grad 
der Genauigkeit gibt, kann man aus den Untersuchungen der Genauigkeit, die ich 
über topographische Karten im ersten Teil dieses Abschnittes angestellt habe, er 
schließen. Das zwischen den angeschnittenen Punkten liegende Gelände wurde nach 
Augenmaß in recht ausgiebiger Weise eingezeichnet. Daß da ganz erhebliche Fehler 
vorgekommen sind, gibt Kohlschütter selbst zu. Immerhin hat das Verfahren Kohl- 
schütters den Boutenaufnahmen gegenüber das voraus, daß es den topographischen 
Karteninhalt weniger in Detail als gleichmäßig dicht und verhältnismäßig schema 
tisiert über das ganze Gebiet verteilt bringt. Ob es viel Nacheiferung finden wird, 
ist fraglich. Die 2900 qkm hat Kohlschütter nach seiner Methode in 2 1 / 2 Monaten 
auf genommen, demnach 1160 qkm in 1 Monat oder rund 40 qkm an einem Tage, 
1 C. Uhlig, a. a. O., S. 19, Anm. 
2 So z. B. durch A. Penck: Der Krieg u. das Studium der Geographie. Z. d. Ges. f. Erdk. 
Berlin 1916, S. 170. 
3 Br. Schulze: Das militärische Aufnehmen. Leipzig und Berlin 1903, S. 120. 
4 J. Zaffauk: Gemeinfaßl. Anl. zum Croquiren des Terrains mit u. ohne Instrumente. 3. Aufl. 
Wien 1883, S. 70. 
5 E. Kohlschütter: Triangulation und Meßtischaufnahme des Ukingagebirges sowie all 
gemeine Bemerkungen über koloniale topographische Karten. Mitt. aus d. deutsch. Schutzgebieten. 
XXI. Berlin 1908. Ist ein Auszug aus dem II. Band der Ergebnisse der ostafrikanischen Pendel 
expedition der kgl. Gesellschaft der Wiss. zu Göttingen in den Jahren 1899—1900.
	        
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