Das trigonometrische Skelett.
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117. Die geographische Vermessung bei den Nordamerikanern. Der Begriff der
„geographischen Vermessung“ ist auch den Nordamerikanern geläufig, jedoch in
etwas anderm wie in dem Gastschen Sinne. H. Wilson, dem eins der bedeutendem
amerikanischen Werke über Vermessungswesen zu danken ist 1 , spricht von Erkundungs-,
topographischen und geographischen Aufnahmen (exploratory, topographic and geo-
graphic surveys). Der größere Unterschied ist zwischen der ersten und den beiden
andern Aufnahmen. Letztere beiden unterscheiden sich fast ausschließlich durch
den Maßstab, im Genauigkeitsgrad der Terraindarstellung und in der Beachtung
der der Erde eigentümlichen Gestalt. Topographische Aufnahmen verfolgen in der
Hauptsache technische, bzw. wirtschaftliche Zwecke und werden darum in möglichst
großem Maßstab (1 : 2400) mit Berücksichtigung sämtlicher Details ausgeführt. Für
diese Pläne, Katasterkarten, spielt, obwohl sie durchaus auf geodätischer Grund
lage beruhen, die Erdgestalt keine Bolle. Die gleiche Grundlage haben sie mit den
geographischen Aufnahmen gemeinsam. Darum gehen die topographischen Auf
nahmen, wenn ihr Maßstab kleiner wird, ganz allmählich in die geographischen über,
die bei der Wiedergabe der Messungen auf ein Kartenblatt die Kugelgestalt der Erde
zu berücksichtigen haben. Wird bei den geographischen Aufnahmen der Maßstab
kleiner und das Gelände allgemein, d. h. generalisiert (by approximative methods)
dargestellt, dann tauchen sie unmerklich in die Erkundungsaufnahmen (Routen
aufnahmen, Bekognoszierungen) unter, die praktisch auf dasselbe Ziel lossteuern,
bloß mit dem Unterschied, daß es bei der geographischen Aufnahme wesentlich auf
Flächendeckung ankommt.
Die geographische Aufnahme eines großen Ländergebietes zerfällt nach Wilson
in drei Teile, von denen der erste, die geodätische Aufnahme, sich wesentlich mit der
Übertragung der ursprünglich gewonnenen Fixpunkte auf die Kartenebene beschäftigt,
der zweite mit der Flächenaufnahme, wobei das ursprüngliche Punktsystem durch
Zwischenpunkte, auf dieselbe Ebene bezogen, verdichtet wird, und der dritte mit
der hypsometrischen Punktbestimmung. Die Ergebnisse der geographischen Auf
nahmen gipfeln in der geographischen Karte, die es ermöglichen muß, ein so voll
kommenes Bild von Grundriß und Gelände zu geben, wie es eben der Maßstab ge
stattet, die gleichsam ein Bericht über die physikalischen und kulturgeographischen
Eigentümlichkeiten der aufgenommenen Region ist. Die geographischen Karten
bewegen sich in den Maßstäben 1 :10000 bis 1 : 250000. Mithin sehen wir, daß die
Nordamerikaner unter geographic survey im großen und ganzen das, was wir als
Landesaufnahme bezeichnen, verstehen.
IV. Das trigonometrische Skelett.
118. Wesen der Triangulierung 1 . Jegliche topographische Aufnahme hängt in
der Luft, wenn sie nicht in ein trigonometrisches Skelett eingebunden wird. Da die
Ausdehnung der Erdoberfläche in horizontalem wie vertikalem Sinne gemessen wird,
zerfällt die trigonometrische Tätigkeit in Horizontal- oder Lagemessungen und
in Vertikal- oder Höhenmessungen. Ein Stück Erdoberfläche, das nicht allzu
1 H. Wilson: Topographic surveying. Including geographic, exploratory, and military mapping.
Neuyork 1901.