Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Das trigonometrische Skelett. 
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Quem modum liic primum ponimus, eoque aliis facilior sit et vulgarior.“ Das Werk 
von G. Frisius benutzte zum großen Teil Seb. Münster, nicht bloß in seiner Cosmo 
graphia (1544), sondern schon in der 153G herausgegebenen kleinen Schrift Mappa 
Europae. 1 Ferner lehnte sich an Frisius, ohne ihn zu nennen, Georg Joachim 
von Lauchen an, bekannt als Joachim Rhaeticus (f 1574), ein Schüler des Coper- 
nicus. Er schrieb bei der Gelegenheit eines Entwurfs einer „tabula chorographica“ 
im Herzogtum Preußen in deutscher Sprache eine Chorographie 1 2 , worin er „fiererley 
weiss und art“ angibt, „die Chorographicas oder lands tafflen zw machen“. Durch 
Aufträgen der Längen und Breiten („dise weiss muss man den Mathematicis lassen“), 
mittels Itinerar und Zirkelschnitt, durch eine Winkelmessung mit Kompaß und 
mittels Kompaß und Itinerarbenutzung. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß Frisius 
sowohl wie Rhaeticus aus einer gemeinsamen Quelle, die bis jetzt noch unbekannt ist, 
geschöpft haben. Auch Hirschvogel, dem Wellisch die Priorität in der Trian 
gulierung zuzusprechen versucht 3 , wird von dem Werke Frisius sicher Kenntnis 
gehabt haben, als er bei seiner Aufnahme von Wien im Jahre 1547 von sechs Stand 
punkten aus Winkel bestimmte, ohne jedoch eine Basis gemessen zu haben. Das 
selbe muß man bei den kartographischen Arbeiten für Nürnberg und Umgebung 
von P. Pfinzing in den neunziger Jahren des 16. Jahrhunderts feststellen, obwohl 
ihnen große Genauigkeit nachgerühmt wird, da sie mit Bussole und einem von Pfinzing 
eigens konstruierten, an einem Wagen angebrachten Schrittzähler vermessen waren. 4 
Über die Art und Weise, wie man bei der für die Kulturgeschichte Sachsens einen 
Ehrenplatz beanspruchenden Landesaufnahme von Matthias Öder und dessen 
Vetter Balthasar Zimmermann, die unter Kurfürst August begonnen und bis 
in den dreißigjährigen Krieg hinein fortgesetzt wurde, verfuhr, sind wir ziemlich 
genau unterrichtet; die Aufnahmearbeiten waren nicht für die Öffentlichkeit be 
stimmt. Dabei wurde mit Meßschnur, Quadrant und Bussole gearbeitet und die 
Vermessungen in Vermessungsjournale eingetragen 5 , vom Abstecken einer Basis 
vernehmen wir auch hier nichts, wohl aber erst 1780 auf der Ebenheit am Fuße des 
Liliensteins in der Sächsischen Schweiz 6 ; die Arbeiten der Triangulation lagen in 
den Händen des Majors Friedrich Ludwig Aster; sie begannen also in einer Zeit, 
wo man in Deutschland und anderwärts allgemein mit den Triangulationen anfing. 
1764berichtet Osterwald von einer gemessenen Grundlinie von München bis Dachau. 7 
1 1537 und 1558 neu aufgelegt unter dem Titel: Cosmographei Mappa Europae. Vgl. V.Hantzsch: 
Seb. Münsters Leben, Werke und wissenschaftl. Bedeutung. Abhdlgn. der phil.-histor. Kl. der kgl. 
sächs. Ges. d. Wiss. XVIII. S. 39, 148, 149. 
2 Chorographia /terofcf)./ Durch Ge. J. Rhaeticu etc. Vitenberg MDXLI. — Vgl. F. Hipler: 
Die Geographie des Joachim Rhaeticus. Z. f. Math. u. Physik. XXI. Hist.-lit. Abtlg. 1876, S. 125 
bis 150. 
3 Vgl. Zeitschrift des Österr. Ingenieur- und Architektenvereins 1888, S. 553. 
4 P. Pfinzing: Das Ampt Hersbruck samt den darin liegenden Amptern Reicheneck, Engel 
thal u. Hohenstein. 1596. 12 Bl. ungef. in 1: 16500. [Nürnberger Kreisarchiv.] 
5 Von den Vermessungsjournalen gibt es noch eine reiche Anzahl aus den Jahren 1603 — 1631, 
die im Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 9762, aufbewahrt werden; sie dienten zur Herstellung der 
Spezialrisse, mit denen die eigentl. Landtafel im Maßstab von etwa l: 15000 zusammengesetzt wurde. 
6 Vgl. F. W. Hansch: Geschichte des Kgl. Sächs. Ingenieur- und Pionier-Korps. Dresden 1898. 
Der Abschnitt über die Landesvermessung S. 135 144. 
7 Pet. von Osterwald i. d. Abh. der Churfürstl.-baier. Akad. der Wiss. II. München 1764, 
S. 361 -386
	        
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