Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die Kartfinaufnaliine. 
Wesentlich ausführlicher als Bhaeticus hat nach dem Vorbild des G. Frisius 
der Schweizer Seb. Schmid 1567 seine ,,Chorographia et Topographia“ verfaßt. 
Das schwierige Thema sucht er ebenso selbständig wie leicht verständlich darzustellen. 1 
Er verfehlt nicht, die verschiedenen Aufnahmemethoden (wys und form) an prak 
tischen Beispielen zu erläutern. Mit den Arbeiten des Bhaeticus war Christoph 
Pu eh ler vertraut, der in seiner Kurzen Anleitung zum rechten Verstand geometriae, 
Dillingen 1563, die Aufnahme eines Dreiecks durch Winkelmessung und Berechnung 
der übrigen Seiten durch die „tabula sinum et chordarum“ zeigt. Die Arbeiten 
Puehlers waren P. Apian nicht unbekannt und damit auch nicht die Triangulierung, 
weshalb es höchstwahrscheinlich ist, daß Apian die Triangulierung bei der Her 
stellung seiner großen Karte von Bayern mit verwendet hat. 2 
120. Die moderne Triangulierung. Deutschlands mustergültige Vermessungs 
arbeiten. Die Triangulierung im heutigen Sinne, d. h. die Winkel im Grundriß ge 
messen und trigonometrische Berechnung auf Grund vorher bestimmter Basis, geht 
auf den Niederländer Snellius (Willebrord Snel van Boien, 1580—1626) zurück. 3 
Er verwandte das Dreiecknetz, wie später noch viele andere, zur Gradmessung zwischen 
Alkmaar und Bergen op Zoom. Direkt zur Landesaufnahme wurde es 1620 von 
W. Schickhart in Tübingen benutzt. 4 Snellius und Schickhart haben die neuere 
Triangulierung begründet 5 ; die eigentliche und intensive Entwicklung setzte erst 
anderthalb Jahrhunderte später ein. Schickharts Landestriangulierung fand zunächst 
wenig Nacheiferung. Man ist erstaunt, wie wenig die Aufnahmemethoden den Karten 
zustatten kamen; und so konnte Joh. Tob. Mayer jun. von den 4000—5000 Original 
karten seiner Zeit urteilen, daß sie meist nur aus Beiserouten zusammengeflickt seien 
oder von Geometern herstammen, die keine Fertigkeit in Winkelmessung und Orien 
tierung haben. 6 Gute Triangulierungsarbeiten älterer Zeit knüpfen sich an die Namen 
1 Chorograpliia et Topograpliia. Underrichtung, wie man recht und künstlich ein iede land- 
schaft abcontrefehen und in grund legen solle, dur M. Sebastianum Schmid zu besonderem wol- 
gefallen etlicher siner guten günner und diser kunst hebliaberen zusammen getragen u. vertütscht 
anno domini 1566. — Vgl. Rud. Luginbiihl: Die Anfänge der Kartographie in der Schweiz mit 
S. Schmids Anleitung zum Kartenzeichnen a. d. J. 1566. Aus der Festschrift zur 49. Versammlung 
Deutscher Philologen u. Schulmänner. Basel 1907. 
2 Um die Aufhellung dieses Punktes hat sich Max Gasser durch verschiedene Untersuchungen 
Verdienste erworben; u. a. vgl. seinen Vortrag „Zur Technik der Apianischen Karte von Bayern“ in 
den Verh. des XVI. Deutschen Geographentages zu Nürnberg. Berlin 1907, S. 102ff. 
3 Sein berühmtes Werk ist betitelt: Eratostlienes Batavus, de terrae ambitus vera quantitate, 
a Willebrordo Snellio Aut xiov e£ (inoff/r/fiutcov ^eiqvawv öiotiiqCov Suscitatus. (O quam 
contemta res est homo, nisi supra humana se erexerit) Lugduni Batavorum apud Jodocum ä Colster. 
Ann. CIOIOCXVII (1617). [K. Bi. Berlin.] 
4 Schickharts kleine Schrift erscheint 1629, nochmals gedruckt nach seinem Tode: Kurtze An 
weisung, wie Künstliche Land-Tafeln aus rechtem Grund zu machen, und die bissher begangene Irr- 
thumb zu verbessern, sampt etlich New erfundenen Vörtheln, die Polus Höhin auffs leichtest, und 
doch scharpff gnug zu forschen. Durch Herrn Wilhelm Schickharten Seel, gewesenen Professorn 
in Tübingen. Emendationis primus et gradus, Errorem detexisse. Tübingen. Verlegts Johann Georg 
Cotta. Im Jahre 1669. 
5 Snellius und Schickhart haben auch die erste geodätische Rückwärtseinschneideaufgabe 
mit Konstruktion und mit trigonometrischer Berechnung gelöst. — Vgl. W. Jordan: Handbuch der 
Vermessungskunde. II. Stuttgart 1914, S. 386. 
6 Joh. Toll. Mayer: Gründlicher und ausführlicher Unterricht zur praktischen Geometrie. 
1. Aufl. Erlangen 1778 — 1783. Davon der 4. Teil: Vollständige und gründliche Anweisung zur Ver 
zeichnung der Land-, See- und Himmelscharten und der Netze zu Coniglobien und Kugeln.
	        
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