Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Das Lichtbild bei. der terrestrischen Aufnahme. 
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Institut in Wien große Verdienste erworben. 1 Aber auch der Stereoautograph bedarf 
noch größerer Einfachheit in der Konstruktion sowohl wie in der Handhabung. Bald 
werden wir über wesentlich leichtere, handlichere und leistungsfähigere Stereoauto 
graphen verfügen. Wenn wir oben feststellten, daß das Baumbildmeßverfahren der 
Meßtischphotogrammetrie bei weitem überlegen ist, muß dem noch hinzugefügt 
werden, daß man infolge der Messung sehr spitzer Winkel bei ersterer Methode ganz 
besonderer Präzisionsapparate sowohl bei der Feld- wie bei der Zimmerarbeit be 
darf. 1 2 Die Arbeit mit Phototheodolit, Stereokomparator und Stereoautograph er 
fordert ein vorzüglich ausgebildetes Personal. Der Baumbildner kann besser als 
der Topograph die zu erreichende Genauigkeit durch selbst zu treffende Maßnahmen 
innerhalb gewisser Grenzen regulieren. „Diese Maßnahmen beruhen auf geodätischen 
Grundlagen, woraus erhellt, daß die Stereophotogrammetrie eine durchaus geodätische 
Disziplin ist und daher nur von einem Geodäsiekundigen in der Praxis rationell be 
trieben werden kann.“ 3 Die neuen guten Instrumente verbürgen bei sachgemäßer 
Handhabung mindestens eine relative Genauigkeit von 1 / 1000 in der Koordinaten 
bestimmung. 4 
Nochmals sei darauf aufmerksam gemacht, daß man mit einem Aufnahme 
verfahren nicht jedes Terrain meistern kann. Gerade die kummulative Verbindung 
verschiedener Methoden verbürgt den schnellsten Arbeitsfortschritt und die sicherste 
Kontrolle. Selbst engbegrenzte, formenreiche Gebiete erheischen verschiedene Auf 
nahmemethoden. So hat Fr. Scheck im Kaisergebirge je nach der Gestaltung des 
Geländes einfache und stereoskopische Bildmessungen neben Messungen mit dem 
Tachymeter und mit Meßband und Bussole vorgenommen. 5 Die tief eingeschnittenen, 
von zerklüfteten Wänden umrahmten Kare des Wilden Kaisers w r aren ein dankbares 
Objekt für die einfache Bildmessung. Die Nordabstürze des Zahmen Kaisers und 
1 Was das k. k. mil.-geogr. Institut in der Photogrammetrie geleistet hat, darüber berichtet 
K. Korzer in den Mitt. des Instituts 1914, S. 107: „Die Photogrammetrie hat sich im steigenden 
Maße, insbesondere im Hochgebirge als ein vorzügliches Hilfsmittel für die topographische Landes 
aufnahme erwiesen. Bei den ersten großem Arbeiten mit Meßtischphotogrammetrie in den Jahren 1893 
u. 1894 wurden in der Tatra im Laufe je eines Monats Feldarbeit ein Raum von 10 qkm aufgenommen. 
In der Zeit von 1895 —1904 stieg das jährlich photogrammetrisch aufgenommene Gebiet (Julische 
Alpen, Karawanken, Steiner-Alpen, Dolomiten) von 33 aui 180 qkm. 1905 u. 1906 wurden in Tirol 
gleichzeitig stereophotogrammetrische und photogrammetrische Feldarbeiten durchgeführt; im letztem 
Jahre umfaßte der Arbeitsraum bereits 400 qkm. 1907 wurden stereophotogrammetrisch in zwei 
Monaten 800 qkm, 1909 u. 1910 aber 1000 qkm in Tirol aufgenommen und später als Vorarbeit für 
die topographischen Detailaufnahmen ausgearbeitet.“ S. 147: „Der im Sommer 1911 stereophoto 
grammetrisch aufgenommene Raum (in Tirol) umfaßt eine Fläche von etwa 770 qkm. Die stereo 
photogrammetrische Feldarbeit wurde in nicht ganz acht Wochen bewältigt.“ 
3 Vgl. M. Weiss: Meine Arbeiten in Innerafrika mit dem Phototheodoliten. Verhandlg. d. 
Deutsch. Kolonialkongresses 1910. Berlin 1910, S. 56. 
3 S. Truck: Die Bedeutung und Anwendung der Stereophotogrammetrie als Vermessungs 
methode in der Ingenieurpraxis. Intern. Archiv f. Photogrammetrie. IV. Wien u. Leipzig 1913/14, 
S. 100. 
4 Also muß auch die Standlinie mindestens eine Genauigkeit von 4 / 10 oo der Länge haben; mit 
neuern Instrumenten wurde bei der Vermessungsabteilung (Nr. 19, 2. Sächs.), die ich im Kriege führte, 
V5noo erreicht, 
5 Fr.Sc heck: Einfache und stereoskopische Bildmessung im reinen Felsgebiete. Diss. München, 
Techn. Hochschule. Erlangen 1912. Erschienen auch in d. Landeskundl. Forschungen, hg. v. d. Geogr. 
Ges. in München, Heft 14. München 1912. In denselben Landeskundl. Forsch., Heft 11. München 
1911, vgl. L. Distel u. Fr. Scheck: Das Plateau des Zahmen Kaisers. Kartograph.-morpholog. Studie.
	        
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