Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Kartenautnahme. 
Schwierigkeiten im Zusammenpassen und im Maßstab machen, ist die Neuaufnahme 
unabwendbar. Zu all diesen Arbeiten kommt die neue Methode wie gerufen. Es 
wird nachgerade Zeit, daß die Katasterkarten endlich Höhenangaben und Schicht 
linien erhalten (s. S. 225). Süddeutsche, insbesondere die württembergischen Flur 
karten haben sich in dieser Richtung schon lange rühmlichst betätigt. Für wirt 
schaftliche, technische und wissenschaftliche Zwecke genügen heute Katasterkarten 
mit ausschließlicher Situationszeichnung nicht mehr. Wahrlich, hier winken und 
erblühen einer Landesaufnahme oder einem Reichsvermessungsamt, ganz gleich, 
wie man es nennen w r ill, eine Menge neuer, interessanter und lohnender Aufgaben! 
137. Das Fliegerbild als Unterlage beim Topographieren. Abschließendes Urteil 
über seinen Wert. Bei manchen topographischen Aufnahmen wird es sich empfehlen, 
das Reihen- oder Fliegerbild als Unterlage bei topographischen Arbeiten 
zu verwenden. Mit großem Vorteil kann der Topograph die von dem aufzunehmenden 
Gelände vorhandenen Fliegerbilder beim Auszeichnen seiner Krokis auf der Meß 
tischplatte benützen; noch besser ist es, er krokiert gleich in der Natur auf den Licht 
bildern. Zu dem Zweck müssen die Bildabzüge auf mattem Papier hergestellt werden. 
Am schnellsten geht diese Art des Aufnehmens, wenn ein Mann besonders am Meß 
tisch arbeitet, d. h. die Lattenpunkte mißt. Der Topograph geht dann mit einem 
Lattenträger gleich krokieren und gibt ihm die Punkte an, wo die Latte aufgestellt 
werden muß. Der Grundriß wird in Tusche, die Schichtlinien, vielmehr die Form 
linien, werden in gerissenen Linien in Tusche oder auch in Blei gezeichnet. Vielfach 
ist es zu empfehlen, die Geripplinien noch hervorzuheben. Auf dem fertig krokierten 
Luftbild werden die Höhenzahlen eingeschrieben und die Schichtlinien gewöhnlich 
in Rot nachgezeichnet, wenn sie vorher in Blei markiert waren. Auch die nötige 
Beschriftung wird in schwarzer Tusche vorgenommen. Nach Ausbleichen des Bildes 
mit Blutlaugensalz verschwinden die photographischen Einzelheiten des Bildes und 
nur die in der Natur ausgeführte und weiterhin vervollkommnete Zeichnung bleibt 
stehen. 1 Dann wird eine Pause angefertigt, auf der einige wichtige Einpaßpunkte 
von der Meßtischplatte abgenommen werden. Dieselben werden auch auf dem aus 
gewaschenen Bilde scharf und deutlich gekennzeichnet. Darauf wird das Bild ent 
zerrt, d. h. die gemessenen und angegebenen Einpaßpunkte mit irgendeinem Umformer 
auf den gewünschten Maßstab gebracht. Die so gewonnene maßstabtreue Entzerrung 
wird auf die Meßtischplatte übertragen. Ein derartiges Verfahren beschleunigt die 
topographische Aufnahme und gibt ihr auch die gewünschte Genauigkeit. 
Es ist nicht ausgeschlossen, daß der gewandte Topograph in vielen Fällen 
auf den Meßtisch ganz verzichten wird. Alle vorhandenen Bilder, Festpunkte und 
Höhenwerte wird’er sammeln und sich danach kleine, mit Koordinatennetz versehene 
Zeichenbrettchen vorbereiten. Ein Wetterglas für Höhenmessung und ein handlicher 
Schnellmesser (Tachymeter) für Höhen- und Entfernungsmessung dienen zur weitern 
Vervollständigung seiner Ausrüstung. 
Auch der Kartograph wird sich bei der Kartenzeichnung der Luftbilder, sobald 
ihm etw r as in der topographischen Aufnahme zweifelhaft erscheint, gern bedienen. 
Somit dürften die Luftbildaufnahmen beim Werdegang einer Karte bis zuletzt einen 
unschätzbaren Belegstoff und ein jetzt schon willkommenes und in der Folge kaum 
noch zu entbehrendes Hilfsmittel sein. 
1 Vgl. die Bilder bei M. Eckert: Luftbildaufnahme u. Kartenherstellung. G. Z. 1921.
	        
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