Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Lageplan. 
führungen gerecht zu werden — bei der Mehrzahl der „Kartenmacher“ des 16. bis 
18. Jahrhunderts von der zielbewußten Arbeitsweise mit Maßstab Verjüngung wenig 
zu spüren ist. 
154. Maßstab und Kartenformatbestimmung. Der graphische Meilen 
maßstab wird nicht selten als „Kartenmaßstab“ direkt angesprochen. Über das 
eigentliche YerjüngungsVerhältnis sagt er nichts, und zur Vorstellung über die Größe 
der Karte trägt er wenig bei. Man half sich seinerzeit damit, daß man das Karten- 
format der Länge und Breite nach in einem gangbaren Maße ziffernmäßig festlegte. 
Gregorii spricht davon, daß die „ordinäre“ Länge und Breite der Landkarten 
1 Elle sei. 1 „Die extraordinäre Größe kann nicht höher als anderthalb Ellen, der 
gleichen Gerhardus Mercator vor die Könige in England und Wales rühmlichst ver 
fertigt, Fürsten ließen wohl auch andere Formate stechen von ihren Ländern.“ In 
dem „Repertorium zur Karte von Deutschland in 16 Blättern“ (Berlin 1798) von 
D. F. Sotzmann heißt es auf S. XX von der Tabula novissima totius Germaniae . . . 
a Johanne Babtista Homanno (Nürnberg s. a.), daß sie vier Bogen umfaßt, die 
zusammengesetzt B 3 / 4 Fuß rheinl. lang und 8 Fuß breit sind, oder auf S. XXI von 
der Tabula geographica Imperii germanici . . . 1762, daß diese große Postkarte 
von dem Geographen J. C. Rhode auf einem Bogen yon 2 1 / 2 Fuß Länge und über 
2 Fuß Breite entworfen sei. Daneben finden sich die allgemeinen Bezeichnungen 
„ein Bogen in gewöhnlichem Homännischen Kartenformat“ oder „im gewöhnlichen 
Landkartenformat“, denen wir auch bei ältern Autoren begegnen, wie in E. D. 
Haubers Versuch einer umständlichen Historie der Land-Charten (Ulm 1724). 
Die allgemeinen Ausdrücke sagten, wo die Kartengröße zwischen Duodezformat und 
größtem Folio schwankte, herzlich wenig. Wenn Petrus Martyr eine altmexikanische 
Karte von „30 Fuß Länge“, die auf weißes Baumwollzeug gemalt ist, beschreibt, 
ist für den Maßstab und die Anschaulichkeit der Größenverhältnisse nichts ge 
wonnen. 1 2 
Für Wandkarten jedoch ist außer der Bezeichnung des Maßstabes die Kenntlich 
machung des Kartenformats sehr nützlich. Ohne diese Angaben ist heute der Wand 
kartenprospekt oder -katalog einer guten Firma nicht mehr denkbar. 3 Bei den Leit 
sätzen, die C. W. v. Oesfeld für seinen Kartenfreund (Berlin 1841) aufstellte, 
verlangt der dritte die Angabe der Ausdehnung der innern Fläche nach Höhe und 
Länge, ausgedrückt sowohl im Maßstab des Blattes wie nach Pariser Zollen und Linien. 
155. Neuere Maßstabbczcichnuiigen. Der Äquator als Maßstabträger. Nach der 
an Maßstabbezeichnungen armen Zeit, die vier Jahrhunderte währte, beginnt um die 
Mitte des vergangenen Jahrhunderts die an allerhand Neuerungen, Vorschlägen und 
Anregungen reiche neue Zeitperiode. Wir stehen heute noch inmitten dieser Strömungen. 
1 J. G. Gregorii: Curieuse Gedancken von der vornehmsten und accnratesten Alt- ond neuen 
Land-Charten. Franckfurt u. Leipzig 1713, S. 7. 
2 Vgl. H. H. Bancroft: Native races of the Pacific States. TT. 1874, S. 488, Anm. 
3 Man vgl. dazu die entsprechenden Verlagskataloge von J. Perthes, Wagner & Debes, 
F. Volkmars Schulwart, die Bibliotheca paedagogica u. v. a. m. Die Wandkarten außerdem noch 
in verkleinertem Bilde wiederzugeben, wie es in den Katalogen von J. Perthes, Wagner & Debes 
und andern deutschen Wandkartenfirmen und in neuer Zeit auch bei ausländischen Firmen (Stan 
ford u. a. m.) zu geschehen pflegt, ist praktisch und dankenswert.
	        
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