Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Kartenschrift und Kartennamen. 
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mittlere und kleine geographische Objekte die topographische Kursivschrift in den 
Handatlanten und auf Handkarten an. Ihre Anwendung ist auch auf Manuskript 
karten wegen großer Deutlichkeit und Gedrängtheit der gewöhnlichen Antiqua ent 
schieden vorzuziehen. 1 
Auseinandergezogene Schrift wird zur Flächenbezeichnung benutzt. Da 
bei der Stellung der Kartennamen noch einmal davon gesprochen wird, will ich mich 
hier kurz fassen. Wenn bei der auseinandergezogenen Schrift die Buchstaben der 
Längsachse eines Objektes folgen, soll nach Zöppritz darauf geachtet werden 1 2 , daß 
der Zwischenraum zwischen zwei Buchstaben gleich der doppelten Buchstabenhöhe 
ist. Zondervan hat dem schon entgegengehalten 3 , daß die Entfernung der Buch 
staben nicht allein von deren Höhe, sondern auch von der Dicke, Farbe, Umgebung, 
sowie von der Schriftart bedingt ist. „Denn oft genug stellen sich einem geplanten 
Schriftzuge Objekte in den Weg, die unter keinen Umständen dem Flächennamen 
zuliebe fortgelassen werden können, so daß eine völlig neue Anordnung zahlreicher 
Namen an einer Stelle erforderlich wird. Auch hierfür bieten besonders die Karten 
der Handatlanten Beispiele von Schriftdispositionen, die geradezu als klassisch zu 
bezeichnen sind.“ 4 
Begriffliche Scheidungen durch die Farbe der Buchstaben auszudrücken, 
sofern es sich nicht um Manuskriptkarten handelt, ist nur dem Yielfarbendruck der 
Neuzeit möglich. Die Beispiele hierfür sind nicht zahlreich. Daß die Fluß-, See- 
und Meeresnamen mit blauen, die Isohypsen und Gebirgsbenennungen mit braunen, 
die Wälder- und Wiesenbezeichnungen mit grünen Lettern gedruckt werden, ist ein 
logisches Prinzip, indessen recht kostspielig und erfordert viel Geschick und Kenntnis 
im Aufbau der Karte. 5 Die Übersichtskarte von Attika in 1 : 100000 (1903) von 
J. A. Kaupert bringt Schrift und Situation in mattem Unterdrück, wodurch die rot 
eingedruckten antiken Benennungen (nach A. Milchhöfer) um so deutlicher hervor 
treten. Die Namen in der gleichen Farbe wie die Gegenstände, die sie bezeichnen, zu 
geben war Punkt 9 der „Besolutions and Proceedings“ des Internationalen Weltkarten 
komitees zu London (im November 1909, veröffentlicht London 1910). Ob die Welt 
karte die ganze vorgesehene Farbenpoesie wird innehalten können, bleibt noch ab 
zuwarten. Die neuen, von England herausgegebenen Blätter der Weltkarte, die 
Deutschland mit umfassen, sprechen noch nicht dafür. Die Blätter sind allerdings 
nur als provisorische aufzufassen, da sie keine Gebirge enthalten, wohl deren Namen 
im Schwarzdruck der Situationszeichnung. Die Gebirgsnamen müßten konsequenter 
weise nach Punkt 9 in Braun erscheinen. 
185. Wesen und Aufgabe der Kartennamen. Sieht man die Karte auch als ein 
Kunsterzeugnis an, das ästhetisch in hohem Grade befriedigen kann, so sind und 
1 K. Zöppritz: Leitfaden der Kartenentwurfslehre. Leipzig 1884, S. 153. — Neuaufl. von 
A. B lud au. II. Leipzig 1908, S. 33, 37, 38. Das Studium des gesamten Kapitels über die „Karten 
schrift“ bei Bludau, S. 30—40, ist sehr zu empfehlen. 
2 K. Zöppritz, a. a. O., S. 154. 
3 H. Zondervan: Allgemeine Kartenkunde. Leipzig 1901, S. 174, 175, Anm. 
4 A. Bludau, a. a. O., S. 39. 
5 Auf der „Schulwandkarte des Kantons Bern“, einer prächtigen Karte in Schweizer Manier 
(gemalt von Kümmerly u. gedruckt bei Kümmerly & Frey in Bern), sind die unwichtigen Orte in 
blassem Rot gehalten u. ohne Namen, die wichtigen dagegen nach dem Grade ihrer Bedeutung durch 
ein intensives Rot und durch ihre Namen hervorgehoben.
	        
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