Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Lageplan. 
liung gesetzt werden. Die Resolutionen sahen die Ortsnamen vor; sie waren un 
vollständig, da sie weder Gebirgs- noch Dlußnamen berücksichtigten. Infolgedessen 
kam es auf der Pariser Tagung 1913 zu einem langem Meinungsaustausch, der, wie 
vorauszusehen, auch zu keinem einwandfreien Ergebnis führte. Immerhin ist über 
den Antrag des österreichischen Delegierten E. Brückner dahin eine Einigung er 
zielt worden, die Schreibung von gewissermaßen international gewordenen Orts 
namen neben der amtlich festgelegten oder ortsüblichen Form nicht als obligatorisch, 
wohl aber als wünschenswert zu bezeichnen. In der Tat, bemerkt A. Penck, würde 
die Karte ihres internationalen Charakters verlustig werden, wenn sie den aus poli 
tischen Veränderungen sich so häufig ergebenden Namensänderungen gleichsam 
automatisch folgen wollte, ohne zu berücksichtigen, was sich schon eingebürgert hat. 
Damit hat das Kartenkomitee endlich den Standpunkt eingenommen, den bei der 
Umschrift von Namen unsere bedeutendem Handatlanten schon längst befolgen. 
Die Beschlüsse der Weltkartenkonferenz sind nicht ohne Einfluß auf die Schreib 
weise der Namen im Grande Atlante Internationale del Touring Club Italiano 
geAvesen; denn bei den Karten in großen Maßstäben wird die offizielle Schreibweise 
des betreffenden Landes oder die Sprache des Gebietes angewandt, sowohl für die 
Eigennamen Avie für die Appellativa (Fluß, Paß usw.). Dabei wird so wenig wie 
möglich abgekürzt. Für diejenigen Länder, die nicht lateinische Schriftzeichen 
haben, ist die internationale Schreibweise, wie sie bei Post und Telegraph gebraucht 
wird, vorgesehen. Den Nachteil verschiedener Formen für ein und denselben Namen 
sucht man möglichst dadurch zu vermeiden, daß alle diese Formen ins Namen 
verzeichnis aufgenommen werden sollen. Nur in den Übersichtskarten Averden die 
Avichtigsten Namen italienisch geschrieben. Auf diese Weise glaubt man, den For 
derungen einer Toponomastik am besten zu genügen. 1 
193. Kompromisse in der Transkription und AusAviichse der Namengebung. 
Bei der Lieferungsausgabe des Großen Stielers, 9. Aufl. (1902—1905) weist 
H. Habenicht ausdrücklich darauf hin, daß sich die Schreibart der Eigennamen 
nach der in jedem Staat amtlich eingeführten Orthographie richtet. Bei großen 
Städten, Flüssen usw., von denen es deutsche Namen gibt, sind sie in Klammern 
beigefügt. Die Appellativa in der betreffenden Landessprache hat man vielfach 
belassen, weil sie oft zum Eigennamen geAVorden sind, und um den internationalen 
Abnehmerkreis des Werkes zu vergrößern. Die Transkription von Namen aus Sprachen 
mit lateinischen Alphabeten ist nach möglichst einfachen Gesichtspunkten geschehen, 
indem man ohne viele diakritische Zeichen und ohne phonetische Spitzfindigkeiten 
die am meisten gebrauchte Schreibart wählte. Habenicht schließt seine Ausführungen 
damit, daß diese Maßregeln durchs leichte Auffinden fremdländischer Namen, wie 
sie jetzt so häufig in der Tagesliteratur Vorkommen, und durch den Gebrauch von 
Ortsnamen für die Postadressen gebieterisch gefordert werden. 1 2 Die unter den ver 
schiedenen Bearbeitern des Atlasses vereinbarten Regeln sind nicht durchweg streng 
eingehalten Avorden. Das weist A. Kirchhoff in seiner Besprechung über die neueste 
Ausgabe von Stielers Handatlas nach. 3 Er war in bezug auf Namenschreibung unserer 
1 Grande Atlante Internationale, a. a. O., S. 24, 25. 
2 Übrigens kann und müßte das deutsche Reichskursbuch ein guter Wegweiser für die Namen 
schreibung auf deutschen Karten sein! 
3 A. Kirchhoff i. P. M. 1905, S. 262, 263.
	        
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