Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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I 
Die Landkarte und ihr Lageplan. 
amtlichen Karten in der Schweiz, Spanien, Österreich-Ungarn, Belgien, Frankreich. 1 
Französische Karten und Atlanten, die von einzelnen Departements herausgegeben 
worden sind, bringen das blaue Wassergewand bis in alle Einzelheiten. 1 2 Ferner 
haben wir ein gutes Beispiel für ein blaues Flußnetz in der Carte du nivellement 
général de la France (1878) in 1:800000. 3 In gleichem Maßstabe zeigt die deutsche 
Operationskarte 4 das blaue Gewässer, während die Übersichtskarte des Deutschen 
Reiches in 1:300000 wohl eine eigene Flußplatte besitzt, aber nur zum Überdruck 
. über das schwarz angelegte Flußnetz. In ähnlicher Weise heben holländische und 
dänische Karten (1:20000 und 1:40000) das Gewässer hervor. Für die Weltkarte 
1:1000000 ist die blaue Flußzeichnung Vorschrift. 
Auf ältern Kartenwerken fällt die blaue Flußplatte fort, was weniger der Kost 
spieligkeit der Herstellung als dem noch nicht gekannten Kartenbuntdruck zuzu 
schreiben ist. Nur Manuskriptkarten enthalten blaues Gewässer, wie es die bunten 
Radkarten und andere farbige Karten des Mittelalters bekunden. Erlaubte es die 
Zeit, so wurden die schwarzen Flüsse der gedruckten Karten blau überzogen oder, 
wenn t sie doppellinig gezeichnet waren, blau ausgemalt. 
202. Die Uferlinien. Die durch Handkolorit ausgezeichneten deutschen Meß 
tischblätter weisen das Gewässerblau da auf, avo der Bach so breit geworden ist, daß 
er in Doppellinie oder, wie es technisch heißt, in „Uferlinien“ dargestellt werden 
kann. Die blaue Farbe erhöht die Anschaulichkeit der sonst einfarbigen Karte ganz 
auffällig, wie auch die Buntdruckausgabe der Karte des Deutschen Reiches 1:100000 
beweist. Die ihr im Maßstabe entsprechende schwedische Karte wird als Schwarz 
druckkarte mit überdrucktem Blau für Seen und größere Flüsse herausgegeben; .das 
Kartenbild, das sonst recht eintönig aussieht, gewinnt durch die vielen blauen Seen 
Leben und Bewegung. Nach gleichem Prinzip werden die englischen Karten, ins 
besondere durch BartholomeAV 5 , behandelt, desgleichen die Aufnahmen der Ver 
einigten Staaten von Nordamerika. 6 Ferner bringt dies Land Karten in den Handel, 
die lediglich der klaren und brillanten Wiedergabe des blauen Flußnetzes dienen. 7 
Das Bedürfnis nach besserer Klarstellung und Hervorhebung der Gewässer 
auf den Generalstabskarten hat viele Armeen im letzten Kriege dazu geführt, für 
ihre speziellen Operationskarten, den sogenannten „Lagenkarten“ in 1:80000 und 
1:100000, einen blauen Überdruck der gesamten Bewässerung des Landes zu fordern. 
Den Führern sowohl wie der kämpfenden Truppe wurde dadurch außerordentlich gedient. 
1 Schweiz: 1:25000 und 1:50000, Spanien 1:50000, Österreich-Ungarn 1:200000, Belgien 
1:25000, Frankreich 1:50000, 1:100000 (vom Ministerium des Innern herausgegeben), 1:200000 
und 1:500000. 
2 Ein ausgezeichneter Atlas seiner Art ist: Atlas du département de la Marne. Contenant 
31 Cartes. Dressé, suivant décision du conseil général, en date du 16 avril 1874, par le service des 
ponts et chaussées et des chemins vicinaux. Paris 1874 — 1878. Die Karten zeigen braune Isohypsen 
und blaues Gewässer im Maßstab 1: 50000; die Nebenkarten in 1: 10000. 
3 Die Karte scheint nicht sehr verbreitet zu sein; ich sah ein Exemplar im Lab. Geogr. Physique 
der Sorbonne. 
4 1921 ff. herausgegeben als Übersichtskarte 1:800000, 56 Bl., Buntdruck. 
5 z. B. die berühmte „Half-inch to mile“ Map of Scotland, England and Wales (1: 126-720 = 
2 Miles to an inch) und die Quarter-inch to mile“ Map of Ireland. 
6 Die Karten in 1: 63360 oder 1 mile to an inch. 
7 z. B. die topographische Karte von „New Jersey“. From original sureysv based on the 
triangulation of the U. S. Coast and Geodetic Survey. Scale: 5 miles to an inch (1:316800). 1888.
	        
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