Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Darstellung der von der Natur gegebenen geographischen Objekte. 
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Schraffur“. Sie ist seit alters her international und besteht in gruppenweis angeordneten 
wagerechten Strichen, die auf manchen Karten mit Punktreihen oder Grasbüschel 
markierende Strichei unterbrochen werden. Leonardo da Vinci 1 und Ph. Apian 1 2 
scheinen die ältesten Vertreter der Sumpfschraffur zu sein. Man druckt sie gewöhnlich 
schwarz, wo Farbplatten genügend vorhanden sind, blau, auf das wäßrige Element hin 
weisend, oder braun, an den sterilen Charakter wüstenähnlicher Gegenden erinnernd. 
Die offiziellen Karten in Frankreich und Belgien, die mittels Lithographie hergestellt 
werden, haben die blaue Schraffur. Die deutschen Meßtischblätter gebrauchen die 
einfache Wasserschraffur zur Bezeichnung von nassem Boden, die Wasserschraffur 
mit regelmäßig verteilten senkrechten Doppelstrichpaaren für nasse Wiesen und 
dasselbe Bild mit zwischengelagerten Grasbüschelstricheln für Sumpf, Moor, Bruch, 
Moorbruch und Morast. Vertreter der blauen Wasserschraffur ist Stielers Hand 
atlas, der braunen Debes’- und Andrees Handatlanten. 3 Letzterer legt manchen 
Sümpfen, so dem Zaidam- oder Tsaidamsumpf (95° W und 37° N) im östlichen Zen 
tralasien, noch eine blaue Querschraffur über, was gar nicht übel wirkt. Bei dem 
Bourtanger Moor desselben Atlas ist nur braune Signatur angewandt. Die Fluß- 
und Gebirgskarte von Europa, wie sie E. Debes im Handatlas bringt und auf der 
durch besondere Signaturen Sumpf, Tundra, Steppe und Sand (Wüste) unterschieden 
werden, müßte in ähnlicher Weise für sämtliche Kontinente wiederholt werden. 
207. Der Wald (einschließlich Savannen). Die Notwendigkeit seiner Darstellung. 
Die Wiedergabe des Waldes im Kartenbilde gehört wohl in das Gebiet der natur- 
und kulturhistorischen Karten, doch läßt sich ihre Erörterung auch hier rechtfertigen. 
Die großen zusammenhängenden Wälder haben etwas Ursprüngliches an sich, selbst 
in Staaten mit hochentwickelter Forstkultur, man denke nur an den Böhmerwald. 
Der Wald gehört durchaus nicht zu der dauernd benutzten Wirtschaftsfläche der 
Erde. Er bedeckt rund 42 Millionen qkm, daran sind etwa 10—12 Millionen qkm 
vorübergehend benutzt. 4 Die reichliche Hälfte des Waldbestandes der Erde, etwa 
25—27 Millionen qkm, gehört zu den dauernd unbenutzten Räumen. Vorwiegend 
gelten als kulturell noch nicht erschlossen die großen zusammenhängenden Wälder 
in den nördlichen Gebieten der drei Norderdteile bis zur polaren Waldgrenze am 
G0° N und die Urwälder in den Tropen, diese meist nur den großen Strömen folgend, 
weniger zusammenhängend als die großen Nordwälder. 
Der Ausbreitung der Wälder könnte in den Handatlanten auf Spezialkarten 
oder wenigstens den Übersichtskarten der Festländer ohne große Belastung des 
Kartenbildes mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Durch einen leichten Raster 
ton einer bereits angewendeten Farbe ließe sich Abhilfe schaffen. Desgleichen könnten 
uns die Spezialkarten der großen Atlanten über die typischen, ursprünglichen Gras 
1 Leonardo da Vinci hat auf der dritten seiner Karten die Fontinischen Sümpfe vorzüglich 
wiedergegeben; s. Anm. 6 S. 1161, sowie auch den Vortrag von E. Oberhummer: Leonardo da Vinci 
und die Kunst der Renaissance in ihren Beziehungen zur Erdkunde. IX. Internat. Geogr.-K. in Genf 
1908. I. Genf 1909, S. 301, 302. 
2 Auf Philipp Apians Landtafeln von Bayern 1506 sind die Möser ganz in unsrer heutigen 
Signatur dargestellt. 
3 In Debes Handatlas (1913): Ostasien Nr. 44, in Stielers Handatlas (1907): Vorderindien 
und Innerasien, Nr. 62; in Andrees Handatlas (1914): Ostasien, Nr. 164/165. 
* M. Eckert: Grundriß der Handelsgeographie. I. Allgem. Wirtschaft- u. Verkehrsgeogr. 
Leipzig 1905, S. 63—66. 
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