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Die Landkarte und ihr Lageplan.
landschaften unterrichten, wie über die argentinischen Pampas, die brasilianischen
C'ampas und die Llanos am Orinoko, überhaupt über die Savannen in den Tropen.
Mit den kleinen Weltkärtchen über die Vegetationsformen in den Hand- und Schul
atlanten ist es nicht getan. Diese Übersichten sind zu allgemein. Mit Bedauern muß
es vermerkt werden, daß auf dem Weg, den Aug. Ravenstein 1849 gewiesen hat,
nicht fortgeschritten worden ist. 1 Die Kenntnis der Vegetationsformen ist zu wichtig,
als daß sie nur aus speziellen Pflanzenkarten, die man besondern Atlanten und Ver
öffentlichungen einverleibt, geschöpft werden kann. Paul Langhans hat durch seine
Wandkarte von der Bodenbedeckung Afrikas 1906 ein Vorbild gegeben 1 2 , das Nach
eiferung in weitester Beziehung verdient. Gewissermaßen einen Vorläufer hat die
Karte in E. G. Ravensteins Pflanzenkarte der Welt aus der Mitte des vergangenen
Jahrhunderts. 3 J. G. Bartholomew behandelt den Wald auf vielen Karten seines
Atlas of the world’s commerce London s. a. (1907) mit großer Liebe und Sorgfalt.
Die Zeichnung des Einzelbaumes für einen Wald oder eine Anzahl von Bäumen
reicht bis ins frühe Mittelalter zurück. Sie wird heute noch mit ganz bestimmter
Absicht angewandt, wenn z. B. auf Wirtschaftskarten ein Palmenbaum da hin
gezeichnet wird, w r o sich Öl-, Kokos- oder Dattelpalmen vorfinden. 4 Auf mittel
alterlichen Karten und kartenähnlichen Bildern bemerken wir zuweilen nur den
Baum; es genügte, in dem Kartenkünstler und all den Betrachtern seines Bildwerkes
die vollkommne Erinnerung an einen Wald zu wecken. 5 Bei Seb. Münster tritt die
Baumsignatur vereinzelt auf. 6 Auch bei Mercator ist der Wald in einzelne ziemlich
ausführlich dargestellte Bäume aufgelöst. 7 J. B. Ho mann bringt gleichfalls auf einigen
Karten Einzelbäume, eine Karte von ihm zeichnet sich dadurch aus, daß auf jedem
Berggipfel eine Tanne steht. 8
1 „Plastischer Schulatlas“ f. d. erste Stufe des Unterrichts in der Erdkunde, hg. von Aug.
Ravenstein, Frankfurt a. M. 1849. Darin sind gelb = Kahlländer oder vegetationslose Wüsten;
gelb mit grünen Punkten = Graslandschaften, in der Form von Heiden, Steppen usw.; gelbgrün =
Graslandschaften, in der Form als Pampas, Llanos, Prärien usw.; dunkelgrün = Wald- und Busch
landschaften, als Savannen, Selvas usw.; rot = kulturfähiges Land im allgemeinen. — Was hier im
kleinen angefangen war, hätte im großen, bes. in den Handatlanten, fortgesetzt werden sollen.
2 Die Karte führt den Titel: Justus Perthes’ Wandkarte von Afrika zur Darstellung der Boden
bedeckung in 1: 7500000, bearbeitet von P. Langhans. Ein hellgrüner Flächenton um faßt Baum
und Buschsavanne mit Höhen- und Galeriewald, Oasen, offenes baumarmes Grasland und Wald- und
Kulturland der afrikanischen gemäßigten Zone. Dunkelgrün erscheint der geschlossene tropische
Wald (Guinea- und Äquatorialwald).
E. G. Ravenstein s. Anm.2, S 370. Zugrunde liegt eine Mercartorkarte. Wenig Flächen
kolorit ist angewandt. Außer den Polargrenzen wichtiger Pflanzen sind darauf angegeben die Wüsten
(oben schon erwähnt), in Hellgrün mit Punkten die Prärien und Steppen, in Dunkelgrün mit ver
einzelten Baumsignaturen die Waldregionen.
4 Vgl. Wandkarte der Roherzeugung der Erde für den Welthandel und großem Eigenverbrauch
der Produktionsländer. Bearbeitet von P. Langhans. Gotha s. a. 1:2000000. Palme mit 4 Wedel =
Kokospalme, Palme mit 3 Wedel = Ölpalme.
5 Auf Pierre Descelliers Weltkarte 1546 stellen einzelne Laubbäume und Palmen asiatische
Wälder dar. \ gl. T. LIII in Nordenskiölds Periplus. Auf dem Kartenausschnitt von Afrika, T. L1T,
v r ird die \ erbreitung der Dattelpalme durch vereinzelte Palmenwedel angedeutet.
6 So finden sich z. B. auf der Karte von Afrika in Seb. Münsters Kosmographie einzelne
Bäume, auf denen Papageien sitzen. Nordenskiölds Periplus S. 127.
7 Vgl. die verschiedenen ältern Ausgaben von G. Mercartors Atlas sive cosmographicae
meditationes de fabrica Mundi. z. B. die 3 bändige Ausg. A. Bu sius: Düsseldorf 1585—95. [Br. M.
London.]
8 Nova et accurata Carinthiae Ducatus tabula geographica. Nürnberg s. a. [U.-Bi. Göttingen.]