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Die Landkarte und ihr Lageplan.
Waldzeichnung auf belgischen 1 , niederländischen (deutschen) 1 2 und dänischen Karten 3
des 18. Jahrhunderts.
208. Unterscheidung der Baumartcn. Eigne Signatur für Laubbaum sowohl wie
für Nadelbaum zeigt die Peutinger Tafel auf dem Schwarzwald und den Vogesen
(s. oben). Auf der Karte von Deutschland, die sich in der Reihe der Ptolemäuskarten
der römischen Angabe vom Jahre 1490 befindet, werden Laub- und Nadelholzwälder
unterschieden. 4 Die älteste Karte der Schweiz von Konrad Tür st 1495 deutet die
Wälder mit Unterscheidung von Laub- und Nadelholz an. 5 Auf einer Kupferstich
karte des 10. Jahrhunderts, die den Nürnberger Wald zum Vorwurf hat, bemerkte
ich die erste klare Unterscheidung zwischen Nadel- und Laubwald. 6 Alte Kataster
pläne mit ähnlichen Differenzierungen lassen sich in reicher Anzahl aufstöbern.
Topographische und besondern Zwecken dienende' Spezialkarten bemühen
sich, die Holzarten, die dem Wald das charakteristische Aussehen verleihen, kenntlich
zu machen. Die Signaturen dafür sind leicht verständlich und ahmen den Laub-
bzw. Nadelwald nach. Mit ihrer Hilfe läßt sich leicht Nadel-, Laub- und Mischwald
unterscheiden. Die kleine schmale pyramidenähnliche Signatur als Abbild der Tanne
ist für den Nadelbaum die übliche Signatur geworden. Ich will sie der Einfachheit
halber „Tannenbaumsignatur“ nennen, zum Unterschied von der „Waldringel
signatur“ für Laubholz. 7 Auf den offiziellen schwedischen, norwegischen und dänischen
Karten wird die Tannenbaumsignatur durch ein kleines sechsstrahliges Sternchen er
setzt. Dasselbe Bild tritt auf den topographischen Karten der Vereinigten Staaten
von Amerika auf, wo es Eichte oder Kiefer bedeutet, während die Zedern das Tannen
baumzeichen erhalten.
Die deutschen amtlichen Karten unterscheiden nur auf 1:25000 und 1:100000
die Waldarten 8 , nicht mehr auf 1:200000 und 1:300000, obwohl es auf der Topo
graphischen Übersichtskarte noch möglich gewesen wäre. Auf dieser sowohl wie auf
der Übersichtskarte von Mitteleuropa in 1:300000 ist die allgemeine Wald- oder
Ringelsignatur, die eigentlich dem Laubholz entspricht, angewandt. Auf der mittel
europäischen Karte ist noch ein Übriges getan worden, indem über die Waldsignatur
1 Ferraris: Carte chorographique des Pays-Bas Autriehiens (Belgien) 1777.
- F. Sotzmann: Holland oder die Vereinigten Niederlande (in 9 Blättern). Berlin 1796.
3 Caspar WeL el: Karten von Seeland 1768 — 1772. Karte von Kopenhagen 1766. — Jütland
und die Dänischen Inseln, gezeichnet von H. Skankc 1776, von G. Weßel 1780, von H. Skanke 1783,
von O. Warberg 1787, 1780, von P. Harboe 1791. [Sämtliche Karten wie auch die unter Anm. 1
u. 2 genannten in U.-Bi. Göttingen.]
4 A. E. Nordenskiöld: Facsimile-Atlas, T. V.
5 Vgl. die Wiedergabe der Karte bei E. Oberhummer: Die Entstehung der Alpenkarten. Z. d.
D. u. Ö. A.-V. 1901, S. 33.
6 s. Anm. 1, S. 268. Übrigens bilden die alten Nürnberger Waldkarten, auf die ich noch einigemal
zu sprechen komme, einen wertvollen Bestandteil der Nürnberger Bibliotheken und Museen. Vgl.
J. Müller: Katalog der histor.-geogr. Ausstellg. des XVJ. Deutsch. Geographentages zu Nürnberg.
Nürnberg 1907, S. 46 ff.
7 An Stelle des kleinen rund gehaltenen Laubbaumes findet man das rechts mit Nachdruck
(Schatten) gezeichnete Ringel mit senkrechtem Strichei als Stamm und wagerechtem als Fuß. Letztere
beiden Striche fallen auch ganz weg.
8 In 1: 100000 unterschied schon A. Papen auf den Karten seines Topographischen Atlas des
Königreichs Hannover und Herzogtums Braunschweig (67 Blatt, Hannnover 1832 — 1847) Laub
und Nadelholz.