Zeichnung der von Menschenhand ins Antlitz der Erde eingeschriebenen Spuren. 375
ein gewisses Flächenkolorit ausgebreitet wurde. Darin ist ihr jedoch W. Liebenows
Karte von Mitteleuropa in gleichem Maßstabe vorangegangen. Gerühmt und ge
schätzt ist die Sonderausgabe der Vogelsclien Karte von Deutschland mit grünem
Waldkolorit. Die österreichische Karte 1 : 200000 gibt ein durchsichtiges, bläulich
grünes, angenehm wirkendes Waldkolorit. Daneben findet sich auf Karten aus
nahmsweise auch braunes Flächenkolorit für die Wälder. 1 In älterer Zeit wurde
Flächenkolorit nur auf handschriftlichen Karten gebraucht. Desgleichen werden
Kupferstich- und Holzschnittkarten mit grüner Waldfarbe bedeckt.
Die mehr nördlich gelegenen Kulturländer legen großen Wert auf die Unter
scheidung der Waldarten 1 2 ; die südlich gelegenem versagen merkwürdigerweise in
dieser Beziehung, so z. B. Frankreich. Daß die Unterscheidung von Laub- und Nadel
holz auf 1 : 80000 fehlt, ist ein großer Nachteil der Karte, insonderheit für das nörd
liche Frankreich. Mit der Ringelsignatur des Laubholzes wird alles ausgedrückt, wie
auch auf der Karte de la France (dressée par ordre du Ministre de l’Intérieur), wo
die Waldsignatur in Grün gedruckt ist. 3 Nicht einmal die schöne neue Karte von
Frankreich in 1 : 50000 bringt eine Differenzierung, sondern nur ein gemeinsames
hellgrünes Flächenkolorit. 4 In die Fußstapfen Frankreichs tritt teilweise Belgien 5 ,
von Italien brauchen wir nicht weiter zu reden. Zuletzt ist für Italien, Griechen
land, Spanien, Portugal, die Unterscheidung nicht so wichtig wie für Deutschland
und dessen Nachbarländer. Selbst die Schweiz unterscheidet in den großen Maß
stäben 1 : 25 000 und 1 : 50 000 nicht Laub- und Nadelholz und begnügt sich mit den
üblichen Waldringeln; die Waldkomplexe sind hier wie auf vielen andern großmaß-
stabigen Karten von einer feinen schwarzen Linie umrahmt.
II. Zeichnung der von Menschenhand ins Antlitz der Erde
eingeschriebenen Spuren.
209. Die Kulturfläche im allgemeinen. Ob der menschliche Geist die herrlich
sten Werke der Poesie und Musik geschaffen und ungestillter Forschungsdrang das
Geheimnis alter Geschichts- und Erdepochen entschleiert, ob heftigste Stürme und
Kriege über die Erde dahinbrausen, ob in dem Kreislauf der Naturvorgänge die
Gebirge nivelliert und die Ebenen wieder zu Gebirgen aufgetürmt werden, nichts
ist gewaltiger als die Spur, die der geschieht liehe Mensch in der kurzen Spanne seines
historischen Daseins in das Antlitz der Erde eingegraben hat. Der Mensch lauschte
der Natur ihre Geheimnisse und Gesetze ab und wandte die so erworbenen Erfahrungen
1 So auf „Mappa K rolestwa Polskiego pocOug naynowszych zrödel ulozona i litografonawa
w Zarzadzie Ober-Kwaterministrza Wojsk w Krôlestwie Polskiém; 1: 504000 w 4 Sek. Warszawa 1863
(polnisch).
2 Außer den bereits genannten sei nocliFinnland erwähnt mit dem „Atlas deFinlande“. Helsing
fors 1899.
3 Mit dieser Art grüner Waldbezeichnung zeichnet sich „Hobson’s Fox-Hunting Atlas“ von
J. u. C. Walker, London 1848 ( ?), aus.
4 Paul Pelet koloriert die Wälder in seinem „Atlas des colonies françaises“, Paris 1902, gleich
falls grün.
5 Bei der buntfarbigen Ausgabe der belgischen Meßtischblätter 1: 20000 ist die Waldringel
signatur der schwarzen Situationszeichnung mit einem durchsichtigen, blaugrünen Flächenkolorit
überdeckt.