Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

/ 
Zeichnung der von Menschenhand ins Antlitz der Erde eingeschriebenen Spuren. 377 
Viehweide. Selbst die topographischen Karten 1 : 100 ÜÜO und 1 : 200000 unter 
scheiden noch nasse und trockne Wiesen. Auf diesen Unterschied legen andere 
Staaten, wie Italien, England, die Schweiz kein Gewicht, wohl aber Frankreich, 
besonders auf ältern Karten. Auf den Karten von G. Baillieu, H. Jaillot aus dem 
Anfang des 18. Jahrhunderts erhalten die verschiedenen Kiedgegenden am Rhein 
eine Signatur, die für die „nasse Wiese“ heute noch gebräuchlich ist. Auf der Cas- 
sinischen Karte werden die „Prairies“ von den „Marais“ unterschieden. Die Dänen 
legen auf der Karte 1 : 40000 über die Grasbüschelzeichnung eine zarte blaue Schraffur. 
La nouvelle Carte de France in 1 : 50000 überdeckt, wie hei den Wäldern bereits 
hervorgehoben, die Wälder mit Hellgrün und die Wiesen mit Dunkelgrün. Die Belgier 
verwenden die Farben umgekehrt. Auf allen Karten werden ebenfalls Wiesen wie 
Felder mit grüner Farbe angelegt. Indessen bleibt Grün in der Hauptsache den 
Wiesen Vorbehalten. Auf der unter der Regierung Friedrich III. (I.) von 1690 bis 
1700 gefertigten topographischen Karte der Kurmark Brandenburg (erschienen 1720) 
des Oberingenieurs und Generalquartiermeisters, Generals Peter von Montarques, 
waren die Wiesen grün angelegt. Mit hellgrüner Farbe fand ich auf einer Manu 
skriptkarte in Paris (1674—1677) Felder und Wälder gut bezeichnet. 1 
211. Darstellung von Sonclerkiilturen. Auf kleine intensiv ausgenutzte Län 
dereien, die einer besondern Kultur dienen, können bloß die amtlichen Kartenwerke 
Rücksicht nehmen, ausgenommen Karten kleinern Maßstabes, wie Wirtschaftskarten, 
die mit der Darstellung dieser Sonderkulturen einen bestimmten Zweck verfolgen. 
Die deutschen offiziellen Karten unterscheiden auf 1 :25000 Obst- und Gemüse 
gärten, Schloß- und Parkanlagen, auf 1 : 100000 Baumschule, Weinberg und Hopfen 
garten, auch Hauberge und Gebüsch, sofern Gartenanlagen darunter zu verstehen 
sind, auf 1 : 200000 Wiesen und Hopfenpflanzung und Parks, auf der Übersichts 
karte von Mitteleuropa 1 : 300000 erscheinen nur noch die Weingärten. Die Grande 
carta topografica del Regno l’Italia in 1:25 000 und 1:50000 bringt neben der 
feinen Waldringelsignatur eine Sonderbezeichnung in Schwarz für die Weinkultur. 
La nouvelle Carte de France 1 : 50000 macht die Weingärten durch einen violetten 
Ton auffallend kenntlich. Daneben werden durch grüne Schraffur die Gärten und 
durch schwarze Punktur die Obstanpflanzungen hervorgehoben. Die dänischen 
Karten schenken den Obst- und Gemüsegärten die nötige Aufmerksamkeit. So 
erkennt man auf guten topographischen Karten fast überall, welche Sonderkulturen, 
durch Boden und Klima bedingt, für ein Gebiet geeignet sind und sich einer besondern 
Fürsorge der betreffenden Staaten erfreuen. Über Sondersignaturen von Kulturen 
vgl. weiter folgende Abschnitte. 
Auf die Angabe der Wald- bzw. Baumsignatur könnten die großmaßstabigen 
topographischen Karten aller Kulturstaaten noch mehr Sorgfalt legen. Wenigstens 
müßte die Baumsignatur an den Landstraßen mit aufgenommen und dabei gewissen 
haft zwischen Obstbaum, gewöhnlichem Laubbaum (Pappel), Nadelbaum unter 
schieden werden, was die Karten in ihrem Wert für wirtschaftliche Studien ungemein 
erhöhen würde. 
212. Die Entwicklung des Städtebildes auf der Karte. Die Anlage und der Bau 
von Wohnplätzen und Verkehrswegen haben das Antlitz der Erde am auffälligsten 
1 s. Anm. 2. S. 376.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.