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Die Landkarte und ihr Lageplan.
verändert. 1 In altersgraue, altbabylonische Zeit führt uns der erste Grundriß einer
Wohnstätte (s. 8. 367). Viel ist aus dem Plan von Babylon für die Kartographie
nicht herauszuholen. Er ist viereckig und umfaßt ein gewaltiges Areal. 1 2 Wer im
kapitolischen Museum in Bom gewesen ist, wird sich des antiken, in kolossalen Dimen
sionen ausgeführten und im Treppenhaus eingemauerten Stadtplans von Rom (etwa
210 n. Chr.) entsinnen. Er hat in der Anlage viel Gemeinsames mit modernen Plänen.
Die Chinesen besaßen im 4. Jahrhundert bereits Ortsaufnahmen. 3 Von Jerusalem
besitzen wir eine Beihe bemerkenswerter Stadtpläne aus verschiedenen Jahrhunderten;
von ihnen gibt E. Ob er bummer, der den Stadtplan an sich zum Gegenstand ein
gehender Studien gemacht hat, einige im Bilde wieder. 4 Der älteste dieser Pläne
ist der auf der Mosaikkarte von Matepa um 550 n. Chr. (S. 367). Er darf mit den
beiden langen Parallelreihen seiner Basare als die älteste bildliche Vorführung von
Jerusalem gelten. Auf ihm sind Grundriß und Aufriß (Profilskizze) in ein Bild ver
schmolzen. Zu demselben Mischtypus gesellen sich verschiedene alte Stadtpläne,
beispielsweise der Plan der alten Stadt Tecpan in Guatemala, den Z. Nutall (Cam
bridge, Mass.) nach Fuentes y Guzman kopiert hat 5 , des weitern auch der reliefartige
Stadtplan von Cuzko, der uns nach seinen Hauptwegen, Plätzen, Häusern und Bächen
ausführlich geschildert wird. 6
Über die Größe der alten und mittelalterlichen Stadtumrisse herrscht bis jetzt
noch keine Klarheit. Zur Lösung dieses Problems hat Arthur Schneider einen
erfreulichen Anfang mit einer Zusammenstellung von 12 antiken Stadtplänen im
gleichen Maßstab (1 : 150000) gemacht. 7 Bei diesem Versuch scheint es bis jetzt
geblieben zu sein, obwohl die mittelalterlichen Städte von Deutschland, Frankreich,
England, Spanien, Italien und der Levante zu solchen Untersuchungen reizen.
Die Renaissance- und Folgezeit bevorzugten den Aufriß oder das perspek
tivische Bild dem Stadtplan gegenüber. Aber noch einmal feierte dieser eine karto
graphische Blütezeit um die Mitte des 18. Jahrhunderts. In den Jahren von 1730
bis 1740 erschienen die großen Stadtpläne von London, Paris, Amsterdam, Haag,
Nürnberg, Berlin, St. Petersburg, Karlsbad 8 , denen späterhin Madrid 9 u. a. folgen.
Die Seeatlanten brachten gleichfalls gute Stadtpläne. 10
1 Schon die einfache Beobachtung in der Natur führt zu dieser Überzeugung, die sich einem
aber mit Gewalt auf einer langem Fahrt in irgendeinem Luftfahrzeug aufdrängt.
2 Innerhalb der Stadtmauer wurden auch Felder bestellt.
3 К. A. Skatschkof: Die geograph. Kenntnisse der Chinesen. P. M. 1868, S. 359.
4 E. Oberhummer: Der Stadtplan, seine Entwicklung und geographische Bedeutung. Vor
trag. Verhandl. des XVI. Deutsch. Geographentages zu Nürnberg 1907. — Stadtpläne mit Mischung
von Auf- und Grundriß sind die abgebildeten Pläne von Jerusalem um 670 (von dem französ. Pilger
Arculf), um 1180, um 1320 (von M. Sañudo bzw. P. Vesconte).
5 Verhandlungen des VII. Internat. Geograplien-Kongr. zu Berlin 1899; Bild zw. S. 616 u. 617.
6 Garcilasso de la Vega. Lisboa 1609. Cap. XXVI. De la Geométrica, Gcographia etc.
Fol. 52 „Yo vi el modelo del Cozco, y parte de su comarca con sus qua tro caminos principales hecho
de barro, y piedrezuelas y palillos, traçado por su cuéta y medida сб sus plaças chicas y grades cotodas
sus callos anchas y angostas, con sus barrios y casas hasta las muy oluidados, con los tres arroyas q
por ella corren que era admiración mirarlo“.
7 Es sind das die Städte: Roma, Tarentum, Syracusae, Ephesus, Athenae, Thebae, Sparta,
Hierosolyma, Tyrus, Carthago, Alexandria und Babylon; auf T. 8 in G. Z. 1895.
8 Diese Stadtpläne befinden sich z. B. in der Hof- u. Staatsbibliothek München.
9 Atlas Geographico, Madrid 1757. Ein kleiner Atlas auf feinem Papier. Plan von Madrid ist
sehr detailliert und rot ausgemalt. [N. Bi. Paris.]
10 Auf eine Sondererscheinung sei hier hingewiesen; Wagenaar: Amsterdam beschreeven.