Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Zeichnung der von Menschenhand ins Antlitz der Erde eingeschriebenen Spuren. 
370 
Großem einheitlichen Sammlungen oder Atlanten von Stadtplänen bin ich 
in den von mir besuchten Bibliotheken nicht begegnet, nur im Britischen Museum 
fand ich 50 große Stadtpläne einem mehr neuern Atlas beigegeben. 1 Crains „Atlas 
of the world“ (Chicago 1902) besitzt lediglich darin etwas Anerkennenswertes, daß 
er zahlreiche amerikanische Stadtpläne bringt. Die alten Stielerschen Atlanten 
erscheinen mit dem Stadtplan von Gotha auf dem Titelblatt. Der Stadtplan im 
großem Maßstabe hat immer ein Sonderdasein geführt. * 1 2 
Eine dankbare historische wie kartographische Aufgabe ist es, die Genesis eines 
Stadtbildes an der Hand verschiedener Stadtpläne aus älterer bis in die jüngste 
Zeit zu geben. Von einigen großem Orten, wie Leipzig, London, Paris, Wien u. a. 
liegen derartige Arbeiten vor. 3 Sie müßten sich auch auf Orte erstrecken, deren 
Bedeutung im Laufe der Geschichte gewechselt hat, z. B. Worms 4 , Augsburg. Schon 
die Bestandteile einer großem Stadt, insbesondere die Vorstädte, verschiedenartig 
zu kolorieren, ist anschaulich und lehrreich. 5 
213. Der Kamp! zwischen Aul- und Grundriß beim Städtebild. Uns interessiert 
vor allem die Frage, wie ist der Stadtplan in das Kartenbild hineingekommen, wie 
erweist er sich als ein homogenes Glied unter den Bauelementen der Karte? Ältere 
Dokumente, die diese Frage lösen könnten, stehen uns bis jetzt nicht zur Verfügung. 
In der Nationalbibliothek zu Paris sah ich eine Manuskriptkarte des Herzogtums 
Mantua vom Jahre 1703, auf der die Ortschaften im Grundriß wiedergegeben 
und rot ausgemalt sind. Bei der Grundrißsignatur handelt es sich um groß maß- 
stabige Karten. Der Kampf zwischen Grundrißsignatur und Aufrißsignatur, der 
sich im Laufe des 18. Jahrhunderts bemerkbar macht, wurde erst am Ende des 
selben entschieden. 6 La carte géométrique de la France von Cassini hat für die 
Stuck 1 —13. Amsterdam 1760—1768. Stuck 14—23 sub tit: Veroolg. op J. Wagenaars Amsterdam. 
Amsterdam 1788 — 1801. In dem Werke befindet sich ein schöner, ausgezeichneter Stadt plan von 
Amsterdam. 
1 The Complété Atlas of modern classical and celestial maps, together with plans of the 
principal cities of the world. London 1860, bei Edw. Stanford. Jeder Stadtplan befindet sich auf 
einem großen Kartenblatt. 
2 Man denke an die kartographisch nicht auf der Höhe stehenden, aber immerhin praktischen 
Pharuspläne. An dem Sonderdasein kann auch der Riesenatlas nichts ändern, den der Pharus 
verlag (Berlin) im Deutschen Buchgewerbehaus in Leipzig 1914 ausstellte, der durch seine Größe und 
Eigenart das Interesse des Publikums auf sich zog. Der Atlas war iy 2 m hoch und 1,1 m breit und hatte 
das stattliche Gewicht von 150 kg. Er ist lediglich zu Ausstellungszwecken bestimmt und ist die 
Vergrößerung eines Propagandawerkes desselben Verlages. 
3 Für Stadtpläne der Gegenwart aus aller Herren Länder sind die Reisehandbücher von K. Bae 
deker eine reiche Fundgrube. Die Konversationslexika von Meyer und von Brockhaus enthalten 
gleichfalls zahlreiche Stadtpläne. 
4 Worms hatte in seiner Blütezeit im 15. und 16. Jaluh. 60000 Einw., am Ende des 17. Jalnh. 
nur noch 7000, nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1910 über 46800 Einw. 
5 Sehr gut finden wir dies ausgeführt auf einem Plan von Wien „Grund Riss der k. k. Haupt- 
und Residenz Stadt Wien“ mit allen Vorstädten und der umliegenden Gegend, von Max. de Grim, 
Wien 1798. [U.-Bi. Göttingen.] — In neurer Zeit findet man die buntfarbige Differenzierung der Groß 
stadtbestandteile auf den meisten Ortsplänen, die den Adreßbüchern der betreffenden Orte beigegeben 
sind. 
6 Auf dem „Kriegs Theater der teutschen und franzoesischen Graenzlanden zwisch. d. Rhein u. 
d. Mosel“, hg. von J. L. C. Rheinwald und zusammengesetzt von dem Landmesser P. Dewarat 
in Mannheim 1798 [im k. k. Kriegsarchiv in Wien] sind die großem Orte im Grundriß, die kleinern mit 
den Kirchtürmen wiedergegeben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.