Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Zeichnung der von Menschenhand ins Antlitz der Erde eingeschriebenen Spuren. 381 
ob Spitze, Kuppel oder Sattelturm. Man erkennt sogar auf den Apianischen Bildern 
den Wechsel im Baustil. 1 Auf gleich hoher Stufe stehen die Städtebilder bei 
Math. Merian. 1 2 Im 18. Jahrhundert finden wir noch prächtige Stadt- und Kirchen 
ansichten bei Visscher 3 und Sanson. 4 Gegen Ende des Jahrhunderts verschwinden 
sie mehr und mehr von Landkarten und aus Atlanten und bleiben auf die Seekarten 
beschränkt, wo sie vielfach von alters her einen Teil der Vertoonungen ausmachen. 5 
Die mittelalterlichen Ortszeichen sind gekennzeichnet durch Befestigungs 
werke oder einzelne Teile daraus, wie Türme und Zinnen. Auf sämtlichen Karten 
des Mittelalters begegnen wir derartigen Wohnplatzbezeichnungen, selbst auf den 
altarabischen. 6 
Das Ortszeichen, als Burg bzw. Festung wiedergegeben, ließ sich mannigfach 
ändern, je nach der Bedeutung erweitern oder verkleinern. Auf der Karte des Marinus 
Sanudo vom Jahre 1321 sind Jerusalem, Antiochia, Babylon und Alexandria durch 
die reichere Ausstattung der Stadtsignatur ausgezeichnet; die übrigen Orte erhalten, 
wie auf den Portulankarten üblich, keine Ortszeichen, ausgenommen die Orte an 
der Küste Syriens und Palästinas, bei denen eine kleine Turmsignatur steht, worauf 
ganz besonders hingewiesen sei. Wo sich die italienischen Seekarten zu Weltkarten 
erweiterten, da erhält das Innere der Länder die ähnlichen Wohnplatzsignaturen, 
nicht selten jeder Ort mit einer Fahne geziert, die je durch besondere Farbe und 
Ausführung die Zugehörigkeit der Orte zu einem besondern politischen Gebilde ver 
anschaulicht. 
Einen Anfang zur Gewinnung einer mehr schematisierten, einheitlichen Orts 
signatur sieht man in Lamberti filii Onulfi: Europa 1120. 7 Für alle Orte ist als 
Symbol ein in kleine viereckige Felder geteiltes Haus mit Giebeldach gewählt. Rom 
ist durch größere Signatur mit aufgesetztem Kreuz ausgezeichnet, desgleichen Köln, 
aller als Bischofssitz nicht so groß wie Rom. Eine Nachahmung scheint diese Orts 
signatur kaum gefunden zu haben. 
214. Die Kreis- oder Ringsignatur. Das einfachste und für die Kartenzeichner 
bequemste Symbol für eine Wohnstätte ist der Kreis oder der Ring. Lassen sich 
die Spuren dieser Signatur bis auf die alten arabischen Karten verfolgen, tritt doch 
der Kreis erst mit der Renaissance als Ortssignatur bewußt in den Vordergrund. 
Dieser Erscheinung hat K. Schott in seinen Studien über die „Entwicklung der 
Kartographie des Elsasses“ eine erfreuliche Aufmerksamkeit geschenkt. 8 Das Elsaß, 
1 Man vgl. liier weiter Georg Braun: Beschreibung und Contrafactur der vornembster Stät 
der Welt. Cölln 1574. [H. u. St. Bi. München.] 
2 In der „Topographia Alsatiae“ 1644. 
3 Nik. Visscher: Atlas Minor. Amsterdam 1706. 
4 Sanson: Atlas de Poche, ä l’usage des voyageurs et des officiers. Amsterdam, chez Henri 
du Sauzet. 1734. — Vgl. auch ,,Les Delices de Paris“. Paris 1753. 
5 Roussin-Atlas, 1659 in Marseille, ein Portulankarten-Ms. in der N. Bi. Paris, bringt kavalier 
perspektivische Ansichten der bedeutendsten Mittelmeerhäfen. 
6 Unter den zahlreichen Vertretern seien nur herausgehoben der Orbis exhibitus apud Anglo- 
saxonos saeculi X [Br. M. London] oder die sog. Tabulae catalanae, sowie die Mapa mundi von 1375 
[Bibi, des Louvre, Paris]. 
7 Fr. Jos. Mone: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Karlsruhe 1836, S. 38. — Auch 
in Lelewels Atlas zur Gegraphie du moyen age, Brüssel 1850, Bl. 8 abgebildet. 
8 Mit 2 Karten in Faksimile; i. d. Mt. d. Ges. f. Erdk. u. Kolonialwesen zu Straßburg i. E. 
für das Jahr 1913. Straßburg 1914.
	        
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