Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Zeichnung der von Menschenhand ins Antlitz der Erde eingeschriebenen Spuren. 387 
d. h. auf Karten, die die Wege von Deutschland durch das Alpengebiet nach Italien 
darstellten und zeigten, daß „viele Wege nach Kom führen“. 
Auf Manuskriptzeichnungen werden die Wege fast immer in Doppellinie, ganz- 
linig oder punktiert, gezeichnet. Auf der von mir bereits herangezogenen Manuskript 
karte des Herzogtums Mantua von Fr. Lavaneila aus dem Jahre 1703 sind die Wege 
ausführlich mit punktierter Doppellinie angegeben. Dieselbe Wegezeichnung finden 
wir über ein halbes Jahrhundert früher gedruckt auf einer „Wegekarte von Deutsch 
land“, die G. und C. Jung 1641 in Rotenburg an der Tauber herausgegeben hatten. 
All diese Karten lassen eins vermissen, nämlich die Entfernungsangaben zwischen 
den einzelnen Orten. Daß es solche schon auf der Peutinger Tafel gegeben hatte, 
wußte man nicht mehr. Erst die Reisekarte, die um die Wende des 17. zum 18. Jahr 
hunderts einsetzte, sollte hier Wandel schaffen. Deutschland bringt aus seiner reichen 
Kartenfülle von damals ein Muster aus dem Jahre 1706, dem ein fremdländisches 
kaum an die Seite zu stellen ist. Es ist jene Reisekarte von Deutschland, die 
J. U. Müller in Augsburg herausgegeben hat. Der Titel sagt alles: Tabula geographica 
totius S. imperii Romani, novä methodo, ita adornata, ut non solum vias de loco 
ad locum cuivis accuratissime demonstret, sed etiam ex libello, huic tabulae adjuncto, 
loca in eä contenta facillime inveniri possint. 
217. Die Wegeklassifikation im Kartellbilde. Der Entfernungsangabe in Meilen 
an der Wegezeichnung bemächtigten sich bald alle Reisekarten und insbesondere 
die Postreise- oder Postverkehrskarten des 18. Jahrhunderts. Die letztere Art Karten 
verlangte notwendig, auf die Qualität der Wege mehr als bisher zu achten. Wie das 
18. Jahrhundert die qualitative Klassifizierung der Wohnstätten herbeiführte, so 
wurden zu jener, also nachmercatorischen Zeit für die Wege die ersten Skalen nach 
deren Beschaffenheit aufgestellt. 
Die Weiter- und Durchbildung der Wegeklassifikation wurde noch während 
des 18. Jahrhunderts durch die staatlichen Aufnahmen in die Hand genommen. 
Im folgenden Jahrhundert vermehrte sich die Wegegattung um den Eisenbahn weg. 
Die Geleise auf dem Schwellenbelag gaben einen Fingerzeig, eine entsprechende 
Signatur zu finden. Die deutschen topographischen Karten haben logisch und mit 
viel Geschick nicht bloß die Straßensignaturen sondern auch die Eisenbahnweg 
symbole aufgestellt. 
Wenn die Doppellinie mit abwechselnden Schwarzweißfeldern für die Dar 
stellung des Schienenstrangs eine internationale Verbreitung gefunden hat, wird 
doch keine andere Wegart so mannigfach wie die Eisenbahn bezeichnet, von der 
einfachen Linie angefangen bis zu einer Mehrheit von Linien mit und ohne Quer 
strichen usf. Oft sind eingehende Legenden notwendig, um die vielen Arten aus 
einanderzuhalten. 
Bestimmte Regeln für die Signatur der Eisenbahnen wird man öffentlichen 
wie privaten Karten kaum vorschreiben können, obwohl größere Einheitlichkeit, 
besonders innerhalb der Handatlanten, zu wünschen ist. Der Zweck einer Karte 
wird immer zu einer bestimmten Art von Signatur, über die die Erklärung alsdann 
Aufschluß gibt, seine Zuflucht nehmen. 
Das Wegenetz ist ein integrierender Bestandteil der Situation des Karten 
blattes. Darum erscheint es bereits auf der Schwarzdruckplatte des Lageplans. 
Bei Karten, die von bestimmter Absicht diktiert sind, werden die Wegesignaturen 
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