390
Die Landkarte und ihr Lageplan.
nach Apulien (1252) von Matthäus Paris sehen wir, wie nicht weit von ,,la tur“ (der
Tower) die Brücke „punt“ (die heutige London Bridge) wiedergegeben ist. In Paris
führen zur Seine-Insel Brücken hinüber. Lyon hat seine charakteristische Lage an
der Rhone und Saône; über beide Flüsse sind Brücken gespannt. Die alten Stadt
pläne verzeichnen gewissenhaft die Brücken, wie z. B. der Stadtplan Jerusalems
von M. Sanudo (P. Vesconte), 1320.
Wo Flüsse überbrückt, dort die wichtigsten Fixpunkte in jedem Wegelauf. 1
Die Flußübergänge waren zumeist befestigt und in genauen Plänen festgelegt. Die
Kartographen von damals ließen es sich angelegen sein, nach diesen Plänen ihre Karten
zu verbessern. Auf der Karte des Elsaß von Specklin vom Jahre 1576 führen
bei Basel, Breisach und Kehl Brücken über den Khein. Innerhalb Straßburgs wird
die 111 siebenmal von Brücken gequert. Auf einer spätem Rheinkarte, 1604 von
Dietrich von Bry, wird schon im Titel auf die Brücken hingewiesen. 2 Wie nicht
anders zu erwarten, hat der messende A pian die Brücken mit besonderer Liebe be
handelt. Während man sich früher mit zwei kurzen parallelen ¡Strichen, die den
Flußlauf querten, begnügte, verwendet Apian ein seitlich gesehenes, mehr perspek
tivisch gezeichnetes Brückenzeichen und deutet sogar auf der großen Ausgabe seiner
Bayernkarte die Art der Balkenlage auf der Brücke an, wie auf den Lech
brücken bei Augsburg. Bei München ist die ganze Bauart der Brücken mit den
Brückenpfeilern zu erkennen. Comenius hatte auf seiner Mährenkarte, die in den
Jahren 1627—1630 entstand, die zahlreichen Brücken aufgenommen mit der Ab
sicht, der Kriegführung und dem Reisen zu dienen.
Den Apianischen Bildern gegenüber verhalten sich unsere heutigen Brücken
zeichen recht bescheiden. Die nachapianische Zeit hatte die Brückensignatur fast
ganz vergessen, selbst Sanson wandte auf Spezialkarten von Frankreich nur das
einfache Brückenstegsymbol an. 3 Die bessern Karten führten die Wege im Sinne
der Wegrichtung glattweg über den Fluß, so die bereits genannten Karten von Roussel,
Bourget, Cassini, desgleichen die nach Cassini reduzierte Ausgabe La carte de la
France von Capitaine (1:345 600). Auf großmaßstabigen Karten wird schon zu
Cassinis Zeit die einfache Brückensignatur, wie wir sie heute noch gebrauchen, an
gewandt, so auf La Carte géométrique des environs de Rambouillet et Saint Hubert,
von den Ingenieurgeographen aufgenommen und in Kupfer gestochen von Guillaume
de la Haye, in 1 : 43200 (1764) besser noch auf La Carte topographique des environs
de Versailles in 1:28800, bekannt unter dem Namen „Carte des chasses du Roi“,
1773 (von Berthier in Angriff genommen).
Der preußische Generalstab hat sich schon seit Anfang des vergangenen Jahr
hunderts mit der Brückensignatur eingehender befaßt und kam schließlich zu ganz
detaillierten Signaturen ; er unterscheidet für die Aufnahme in 1 :25 000 bei
Bächen und Gräben Holzbrücke, Steinbrücke und Steg, bei Flüssen und Strömen
1 H. Wagner: Lehrbuch, a. a. O., S. 907.
2 „Carte du Cours du Rhin“. Theodorus de Bry Leodiensis, apud Remp. Francfordinensem,
Anm. 1604. Rheinstrom: Dess berühmten vnd herrlichen Flusses eigentliche vnd warhafftige Be
schreibung / sampt eigentlicher Contrafactur aller Stätte vnd Brücken / so darumbter vnd darüber
erbawet sind / auch allen Bächen vnd Wassern welche darein fliessen auffs fleissigst vnd künstlichst
von newem zugericht Durch Dietrich von Brey. [Eine reich ausgeführte Karte in der N. Bi. Paris.]
3 Carte des rivières delà France. Paris 1641. Diese Karte ist Kartenblatt Nr. 34 in einer großen
Sammlung von Sansonschen Karten in der N. Bi. in Paris, die überschrieben ist „Sanson, Atlas
Universel“.