Zeichnung der von Menschenhand ins Antlitz der Erde eingeschriebenen Spuren. 397
an der Prototyp der zeitgenössischen 1 und modernen Handatlanten, ähnlich wie die
Straßburger Ptolemäusausgabe vom Jahre 1513 der Prototyp der altern Atlanten war.
Nachdem man im 18. Jahrhundert in weitern Kreisen mit Meßinstrumenten
umzugehen gelernt hatte, gehörte von da ab die Aufnahme der Grenzen zu den vor
nehmsten Yermessungsarbeiten. Von den vermessungstechnischen Arbeiten zu den
Tiroler Karten von P. An ich und Bl. Hu eher wissen wir, daß der Aufnahme der
Grenzen besondere Sorgfalt gewidmet und zwischen Gerichts- und Burgfrieden
grenzen einerseits und Landgrenzen andererseits unterschieden wurde. 1 2 Abgesehen
von den notwendigen Vermessungsarbeiten, die bei Grundstückvergrößerungen oder
-Verkleinerungen ständig vorgenommen werden, wird auch bei großem Arealver
schiebungen die Grenze als erstes bestimmt. Wo in den Kolonien irgendwo ein Zuwachs
oder eine Minderung an Fläche vor kommt, ist die erste Arbeit die Grenzregulierung
und -Vermessung, und dann setzen gewöhnlich die weitern Aufnahmen des Landes ein.
Auf den offiziellen französischen Karten des 18. Jahrhunderts treten neben
punktierten Grenzlinien solche aus Kreuzchen und aus Stricheln gebildete auf. Das
Kreuzchen ist mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts wieder verschwunden. Die
administrative Einteilung des Landes durch fein gehaltene oder „illuminierte Marken“
anzugeben, hatte man nicht gelernt, und wenn gelernt, bald wieder vergessen.
Das ist ein Mangel, der fast allen topographischen und andern Spezialkarten
des vergangenen Jahrhunderts bis in die achtziger Jahre vorzuwerfen ist, und doch
war es damals schon für viele, selbst militärische Interessen, wünschenswert, „innere
Administrativgrenzen in möglichst großem Maßstabe niedergelegt zu finden“. 3
225. Die spezielle Grenzsignatur. Punkt und Strich sind in zahlreichen Zusammen
stellungen und Varianten zur Bezeichnung von Grenzen von amtlichen und privaten
Kartenanstalten ausgebildet worden. Die einfach punktierte Linie ist wegen des
leichten Versagens bei größerm Auflagedruck größtenteils durch die gerissene Linie
ersetzt worden. Komplizierte Grenzliniendarstellung, mit Verwendung aller mög
lichen Kleinformen, halte ich für unpraktisch. J. G. Lehmann unterschied durch
einfache Linienelemente Landes-, Kreis- und Amtsgrenze. 4 Die deutschen offiziellen
Karten hingegen zeigen Grenzen, die in ihrer übertriebenen Einfachheit auch nicht
immer das Bichtige treffen. Ein Unterschied zwischen der Reichsgrenze und der
Grenze der einzelnen deutschen Staaten ist im Grunde genommen nicht vorhanden,
die stärkere und dünnere Ausführung, durch die beide charakterisiert werden sollen,
ist praktisch kaum wahrzunehmen. Ohne Schaden des Ganzen könnte bei der Reichs
grenze zwischen den einzelnen Blöcken (den kurzen dicken Strichen) ein kleines Kreuz
eingeschoben werden. Dadurch wird auch die Anschauungskraft der Grenzsignatur
gehoben. Wohl stimmen Reichs- und Landesgrenzen einerseits und Regierungs
bezirksgrenzen andererseits auf dem Meßtischblatt 1 : 25000 und den Karten 1 : 100000
und 1 : 200000 überein, warum jedoch auf dem Meßtischblatt die Kreisgrenze als
Punkt-Strich-Punkt usw. gezogen ist und auf den andern Kartenwerken als gerissene
Linie, darauf bleibt uns die Landesaufnahme eine überzeugende Antwort schuldig.
1 Z. B. J. E. Woerl: Atlas über alle Teile der Erde in 27 Blättern. Karlsruhe u. Freiburg 1837
u. versch. a. m.
2 Vgl. Anm. 5, S. 384; desgl. H. Hartl: Die Aufnahme von Tirol durch Peter Anich u. Blasius
Hueber. Mit. des k. k. mil.-geogr. Inst. Wien 1885.
:1 E. v. Sydow in P. M. 1857, S. 75.
4 J. G. Lehmann: Anweisung zum richtigen Erkennen usw., a. a. O.