Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Begriffliche Scheidung des Geländes. 
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Europas erst im 0 auf, sind dagegen reichlich über die andern Kontinente verstreut; 
sie würde in dieser Beziehung auch zu den oben genannten Karten passen. Daneben 
finden wir, ebenfalls in Nürnberg erschienen (um 1780), eine „Karte von dem be 
wohnten Teil der Erde, soweit sie den Griechen bekannt war, nach dem Eratosthenes“ 
von D. A. Hauer, worauf die Alpen mit mannigfach geformten und plastisch schat 
tierten Bergen dargestellt sind. 
240. Karten mit richtiger Lage der Gebirge. Beginn der wissenschaftlichen Epoche 
der Geographie. Bei der geringen Anzahl von astronomisch festgelegten Positionen 
bedeutenderer Örtlichkeiten war es schwer, die richtige Lage der Gebirge, ihre Breite 
und Erstreckung zu geben. Ihre Achsenrichtung ungefähr im Bilde widerzuspiegeln 
war leichter als die Fläche, die sie bedecken. Selbst bei der primitivsten Gelände 
darstellung bemerkt man das Bemühen, der Lage einigermaßen Herr zu werden. Auf 
der mit verschwenderischer Pracht in Zeichnung und Farbe ausgestatteten Kata 
lanischen Weltkarte vom Jahre 1375 zeigen die Alpen die scharfe Umbiegung der 
Westalpen nach S und der Ostalpen gegen die Donau, im NW setzen sich Vogesen 
und Schwarzwald an die Alpen an. Die Zeichnung des Gebirges ist im ganzen etwas 
nach N verschoben. Hingegen haben die Pyrenäen ihre richtige Lage, die allerdings 
als Abschnürung der iberischen Halbinsel vom europäischen Bumpfe zwischen dem 
Golf von Viscaya und dem Golf du Lion weniger schwierig im Kartenbild als mehr 
binnenländische Gebirge zu fixieren waren. 
Einen Fortschritt in der Auffassung von Lage und Bichtung der bedeutendsten 
Gebirgsketten bemerken wir auf der Weltkarte des Kamaldulensers Fra Mauro vom 
Jahre 1457. 1 Der gesamte Alpenbogen ist gut wiedergegeben, sowie seine Fort 
setzungen in den Balkan und den Apennin. Der Gebirgszug der Sudeten ist steif 
und stark generalisiert. Die Ptolemäen bilden immer wieder eine Fundgrube für be 
merkenswerte Beispiele. Den lateinischen Ausgaben des Ptolemäus wurden früh 
zeitig Karten beigegeben, die bei aller Beachtung der mathematisch-astronomischen 
Grundlage Umarbeitungen handschriftlich überlieferter Karten waren. 1 2 West- und 
Ostalpen, die auf Karten des Ptolemäus in der 1478 in Born gedruckten Ausgabe 
verzeichnet sind, werden der Lage nach leidlich wiedergegeben, ebenso der Apennin, 
der sich vom S der Westalpen ostwärts nach Italien hineinbiegt. 3 Die Zeichnung 
ist recht einfach, trotzdem ist die Virgation (Auseinanderstreben) der Ostalpen 
kenntlich gemacht; der eine Strang endet am Quernero bei Fiume, der andere an der 
Donau bei Wien. Die Karten, die als Supplementum den ursprünglichen Ptolemäus- 
karten beigegeben worden sind (Straßburger Ausgabe 1513), rücken die Boden 
erhebungen sichtlich besser an ihre richtige Stelle. Den Karten Mercators wird bereits 
zu ihrer Zeit die „schickliche“ Lage aller großem Gebirge Europas nachgerühmt, 
nachdem sich Mercator der ihn im Anfang seiner Tätigkeit bedrückenden Fesseln 
der kartographischen Bibel der Benaissance um die Mitte des 16. Jahrhunderts ent 
1 Die Karte schmückt seit 1810 den Wappensaal im Dogenpalast zu Venedig. Das einzig brauch 
bare Faksimile befindet sich in Santarems „Atlas composé de mappemondes . . .“, Paris 1852—53. 
[Von dem Atlas befinden sich vollständige Exemplare in Göttingen und Heidelberg.] — Die Wieder 
gabe der Karte in Lelewels Atlas, T. 33, ist ungenügend. 
2 Vgl. die Anmerkung Oberhummers über die Klärung der gedruckten handschriftlichen 
Karten des Ptolemäus in Z. D. d. u. Ö. A.-V. 1901, S. 23. 
3 Vgl. Nordenski öl ds Facsimile-Atlas, T. VI, VIT, X.
	        
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