Die kartographische Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts.
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das Barometer sich als Höhenmeßapparat erwiesen haben, bevor auf eine vermehrte
Angabe von Höhenzahlen zu rechnen war. Im 17. Jahrhundert hatten Descartes
und Pascal die ersten Anregungen für die Entwicklung und den Gebrauch des Baro
meters gegeben. Pascals Schwager Perier machte auf dem Puy de döme in Süd
frankreich die ersten Versuche, mit dem Barometer die Höhe der Berge zu bestimmen. 1
Außerdem fehlte es nicht an Versuchen im 17. Jahrhundert durch den Jesuiten Bian
canus, mit dioptrischen Meßinstrumenten die Höhen zu bestimmen. Gegen Ende
des Jahrhunderts hatten Mariotte (1679) und Halley (1686) ihre barometrischen
Gesetze gefunden, so daß mit ihrer Berücksichtigung J. J. Scheuclizer 1705—1707
Höhen von Orten der Schweiz festzulegen versuchte. Zu einem wirklichen Meß
instrument wurde das Barometer mit der ersten vollständigen Barometerformel von
Laplace (1805) 1 2 , die den Höhenmessungen nun in der Folgezeit zugute kam.
C. Die Geländedarstellung von Beginn der klassischen Zeit
bis zur Gegenwart.
I. Die kartographische Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts.
253. Die säkulare Wiederkehr kartographischer Umwälzungen. Seit der Re
naissance kann man alle hundert Jahre einen gewaltigen Fortschritt der Karto
graphie feststellen. Die Renaissance um 1500 oder die Sturm- und Drangperiode
der Kartographie 3 schuf mit der Wiederbelebung des Ptolemäus gegenüber den mittel
alterlichen Kartengemälden das neue Kartenbild und die Spezialkarte. Um 1600
stellte Mercator, der große Kartenreformator, die Kartographie auf wissenschaft
lichere Grundlage als es durch Ptolemäus geschehen war, um 1700 wurde die Karto
graphie durch Ortsbestimmungen vermittelst der Jupitertrabantentafeln (Jean Domi
nique Cassini), durch die erste auf exakten Beobachtungen und kritischer Forschung
beruhende Weltkarte (Jacques Cassini) und durch die praktische Anwendung der
Neumessungen wie auch der Picardschen Gradmessung im Neptune François (Paris
1693) und in den Karten von Delisle planmäßig reformiert. Um 1800 beginnt die
kartographische Revolution und gegen und nach 1900 die wissenschaftlich kritische
Epoche und eine neue Zeit der Kartenaufnahme.
Merkwürdigerweise hat man den revolutionierenden Erscheinungen auf karto
graphischem Gebiet um 1800 noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt,
vielleicht ist man sich ihrer nicht genügend bewußt geworden, w r eil unser Jahrhundert
noch dem vorhergehenden zu nahe steht oder unsere schnellebige Zeit sich so rasch
an das Gute der letzten Dezennien gewöhnt hat, daß es das Schwierige des Ent-
1 Vgl. Peschel-Ruge, a. a. O., S. 689.
2 Auch in Laplaces berühmtem Werk „Traité de mécanique céleste“ niedergelegt. IV. Paris
1805, S. 293—294. Vgl. W. Jordan: Handbuch der Vermessungskunde. 8. Aufl. Stuttgart 1914.
S. 711.
3 Vgl. Aug. Wolkenhauer: Beiträge zur Geschichte der Kartographie und Nautik des 15. bis
17. Jahrh. Mitt. d. Geogr. Ges. München. I. 1904, S. 161.