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Die Landkarte und ihr Gelände.
kendo Geograph und Kartograph auch darin ausspricht, die Höhen nach der geo
graphischen Lage zu ordnen, „mit Andeutung des Zusammenhanges und der Ent
fernung vom Auge“. Besser sind die einzelnen vergleichenden Höhenbilder, wie sie
zahlreich in Ad. Stielers Schulatlas für alle Teile der Erde vorhanden sind. 1
Ähnlich sind diejenigen, die Tr. Bromme zu den europäischen Ländern und den Kon
tinenten im Atlas zu Alex. v. Humboldts Kosmos bringt. 1 2
Der Anschauungswert, der den Höhenbildern beiwohnen soll, ist mehr als
fraglich. Vielleicht mochten sie ihrer Zeit genügen, uns muten sie mehr abschreckend
an. Die Farbe mußte hin und wieder nachhelfen, namentlich wenn es galt, die Höhe
der verschiedenen Kontinente auseinanderzuhalten, oder den Bergen, die profil
artig gezeichnet waren, mehr Plastik zu verleihen.
Dankbarer waren die Höhentafeln, die engere Gebiete umschlossen. In Sachsen
haben sich K. H. Stützner mit der Höhenkarte vom Königreich Sachsen 3 , worauf
204 Berghöhen gezeichnet sind, und J. K. F. Trommer für das gleiche Gebiet mit
Höhenangeben von 234 Ortschaften und 272 Bergen 4 einen Namen gemacht. 5 Für
Trommer lag ein ausgezeichnetes Muster vor in der „Übersichtskarte der vorzüg
lichsten Höhen- und Talpunkte des Königreichs Sachsen über dem Meeresspiegel
nach Pariser Fußen, geordnet nach ihren geographischen Längen“, welches Höhen
tableau der Topographisch-orographischen Spezial karte des Königreichs Sachsen
in 1:157281 von Otto Andrée (Dresden 1851) eingefügt war. Ähnliche Höhen
abbildungen, halb Profil, halb perspektivische Ansicht, wiederholen sich in großem
und kleinern Atlanten 6 bis in die achtziger Jahre. Wir begegnen ihnen heute
noch, wenn es sich darum handelt, die Höhen von Pflanzengrenzen, Schneegrenzen
oder Gletscherenden zu veranschaulichen, z. B. in Heinr. Berghaus’ Physika
lischem Atlas (Gotha 1892) und in den entsprechenden außerdeutschen Atlanten
und Einzelkarten. Bei dem Bilde über die Höhe der Schneegrenzen 7 wird bei Berg
haus wohlweislich hinzugesetzt, daß sich Höhe und Länge wie 200 : 1 verhalten.
2(10. Das Profil lind seine Bedeutung. (Das Blockdiagramm.) Mit der Wieder
gabe der Höhen wurde die Karte Meßzwecken zugänglicher. Zunächst waren dazu
noch Hilfskonstruktionen nötig, von denen eine der wichtigsten das Profil oder der
Vertikalschnitt (Längsschnitt) ist der durch die Kartenebene gelegt gedacht
wird. Die genannten Franzosen Mureau und Roquepiquet hatten bei ihren Forti-
fikationsplänen auf die Bedeutung der Profile hingewiesen. Es kann uns nicht
wundern, daß sich mit den ersten Höhenschichten die ersten Profile einstellen.
Ph. Buache bringt auf seinem Kärtchen des Ärmelkanals 1752 ein Profil der Kanal -
1 Mir liegt z. B. die 38. vermehrte u. verbesserte Aufl. vor. Gotha 1858.
2 Stuttgart 1851; auf den Tafeln 22—30.
3 K. H. Stützner: Höhenkarte vom Königreich Sachsen. Buchholz u. Leipzig (1850).
4 J. K. F. Trommer: Höhenkarte (von Sachsen), enthaltend die Höhen nach Pariser Fuß von
234 Ortschaften u. 272 Bergen. Leipzig 1857.
5 Beide Tableaus sind nach gleichem Schema gearbeitet; sie sind mit wagerechten Linien be
deckt, die die stufenweise Höhenangabe der Berge (und Ortschaften) von 100 zu 100 Pariser Fuß über
d. Nordsee markieren, und mit senkrechten Linien, den Längenminuten.
6 z. B. F. G. E. Greßler: Die Erde, ihr Kleid, ihre Rinde und ihr Inneres durch Karten und
Zeichnungen zur Anschauung gebracht. 7. Aufl. Langensalza 1864.
7 H. Berghaus: Physikalischer Atlas. Abtlg. Geologie. Unter Mitwirkung von K. v. Zittel
bearbeitet. T. 6.