Die Lehrjahre in den neuen Geländedarstellungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. 453
Propaganda gemacht. 1 Unstreitig ist Davis ein Meister des Blockdiagramms. Neuere
Forscher wenden es, wenn auch sparsam an, wie E. de Martonne 1 2 , S. Passarge 3 u. a.
261. Die Landesaufnahmen und ihr Besitznehmen der Schichtliniendarstellung.
Die hypsometrischen Arbeiten gewannen zunächst nur in Europa Form und Inhalt
durch die Nivellements und topographischen Arbeiten der wichtigsten Länder. Die
europäischen Staaten wetteiferten, schon bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine
topographische Gesamtaufnahme zu besitzen.
Infolge der Unzulänglichkeit der Karte von Cassini gab NapoleonI. zuerst dem
Gedanken Ausdruck, sie durch eine neue zu ersetzen. Dieser Anregung folgte 1808
der Ingenieurgeograph Bonne mit dem Plan für die Arbeiten der Neuvermessung.
In der Kommission von 1817 brachte der berühmte Astronom La place den Antrag
ein, die neue Karte in 1 : 10000 aufzunehmen und in 1 : 50000 zu veröffentlichen.
Wegen pekuniärer und zeitlicher Schwierigkeiten ließ man den Plan fallen und setzte
im Dekret von 1824 fest, die Originalaufnahmen „Minutes“ in 1 : 40000 und 1 : 20000
(im NO des Beichs) herzustellen und in 1 :80 000 herauszugeben. 273 Blätter waren
vorgesehen, deren Herstellung von 1818—1878 gedauert hat. 4
1 Vgl. W. M. Davis und G. Braun: Grundzüge der Physiogeograpbie. Leipzig u. Berlin 1911. —
W. M. Davis: Die erklärende Beschreibung der Landformen. Deutsch von A. Rühl. Leipzig u. Berlin
1912. — Ders.: Atlas for practical exercises in physical geography. Boston, New York, Chicago,
London, s. a.
2 E. de Martonne: Traité de géographie physique. Paris 1909.
3 S. Passarge: Die Grundlagen der Landschaftskunde. Bd. I. Beschreibende Landschafts
kunde. Hamburg 1919. — Bei Passarge allerdings nicht in der starren schematischen Auffassung,
sondern wesentlich gemildert, z. B. die Abb. S. 4L — Vgl. auch die Abbildgn. in III. Hamburg 1920,
S. 15, 279, 396.
4 Reiche Lit.-Angaben über die außerdeutschen Landesaufnahmen finden sich in W. Staven-
hagen: Skizze der Entwicklung und des Standes des Kartenwesens des außerdeutschen Europa.
P. M. Erg.-H. 148. Gotha 1904. Dies Werk, wie überhaupt die Arbeiten von Stavenhagen sind mit
größter Vorsicht zu gebrauchen, da sie sich nicht als verläßlich erweisen und die kartographischen
Fragen mehr journalistisch als forschungstechnisch behandeln. Ganz abgesehen von solchen Fehlem,
daß er z. B. S. 304 bei der ,,Carta topografica del Regno d’Italia“ in 1:100000 den Charakter der Grad-
abteilungsüarte verkennt und irrige Angaben über die Blattgröße macht (vgl. E. Oberhummer,
Z. d. D. u. Ö. A.-V. 1905, S. 64), sind ihm doch recht fatale Fehler beim schwedischen Kartenwerk
unterlaufen, wo er „härom“ = „hierüber“ als Familiennamen gelesen (S. 237), desg. „förf “ = „Verfasser“
(författeren). Natürlich erscheint der Herr „förf“ auch im Personenregister (S. 370). Sven Lönborg
hat deshalb Stavenhagen im „Ymer“, Z. der schwed. anthropolog. u. geograph. Ges. Stockholm 1904,
Heft 4 böse mitgenommen. Übrigens hat Stavenhagen in dieser fehlerhaften Wiedergabe von Ver-
fassemamen einen berühmten Vorgänger inC. Gott schling, der in dem „Versuch der Historie der
Land-Charten 1711“ aus der Widmung einer englischen Karte „this mapp is humbly dedicated“
einen Verfertiger der Landkarle mit Namen „Is humble“ macht; denn auf S. 64 lesen wir: „Von den
Engländern ward Is humble gerühmt; es sind aber seine Charten in Teutschland sehr rar, und ich
habe nur die Particular-Charte von Bremen von ihm gesehen.“ — H. Wagner warnt nachdrücklich
vor W. Stavenhagen, Lehrb. d. Geographie, 9. Aufl. Hannover u. Leipzig 1912, S. 14, Anm. 18. —
Gut u. kurz orientierten die „Notizen über die außerpreußischen Vermessungs- und Kartierungs
arbeiten“ in Br. Schulze: Das militärische Aufnehmen. Leipzig u. Berlin 1903, S. 255ff. und in den
Mit. des k. k. mil.-geogr. Inst. Wien 1908, XXVII. „Die militärisch wichtigsten Kartenwerke der
europäischen Staaten“ von Vinzenz Haardt von Hartenthurn. — Über die deutschen Landes
vermessungen vgl. W. Jordan: Handbuch der Vermessungskunde. II. Bearbeitet von C. Rein
hertz, 8. Aufl. von O. Eggert. Stuttgart 1914, S. 921 ff. — Vgl. auch den Artikel „Landes
aufnahme“ in den verschiedenen Konversationslexika, z. B. ist er sehr gut in Meyers Konv.-Lexikon
zusammengestellt.