Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Gelände. 
In England war inan sich lange Zeit unklar über die Maßstäbe bei der Auf 
nahme, ob in 1 : 10560 oder in noch großem Maßstäben, die der einheitlichen Karte 
von Großbritannien und Irland, der „General Map“ oder „Ordnance Map“ in 1 : 63360 
(1 Zoll = 1 engl. Meile) als Grundlage dienen sollten. 
Die Organisation der gesamten Landesaufnahme wird als „Ordnance Survey“ 
zusammengefaßt, mit der Zentralstelle in Southampton. Für die Erkenntnis der 
Naturverhältnisse Großbritanniens und Irlands in der Mitte des 19. Jahrhunderts 
gebührt dem Ordnance Survey großer Dank. Für die Kolonien, mit Ausnahme von 
Vorderindien, wo ein eigner Vermessungsdienst besteht, entsendet er eigene Aufnahme- 
expeditionen, und in neuester Zeit hat er auch die Herausgabe, wenigstens die Ober 
aufsicht über die Weltkarte 1 : 1000000 übernommen (s. S. 112). 
Um es gleich hier mit zu erwähnen, haben die Vereinigten Staaten erst 1879 
angefangen, ihr Land aufzunehmen. Die Originalaufnahme des United States Geo- 
logical Survey findet statt in den am dichtesten bevölkerten nordöstlichen Staaten 
entweder in 1 : 62500, in den Südstaaten und am Mississippi in 1 : 125000, auch so in 
niederkalifornischen Gebieten, jedoch in den spärlich angebauten Gegenden der Kor 
dilleren in 1 : 250000, mit Schichtlinien, deren Abstand je nach dem Maßstab und den 
Erhebungen 10, 20, 40, 100 oder 200 Fuß beträgt. Unter amerikanischer Leitung 
steht teilweise seit 1907 die Landesaufnahme in China. 1 
Während man in den deutschen Staaten (Preußen, Sachsen), den Niederlanden 
die Originalaufnahmen, die „Meßstichblätter“ in 1 : 25000 und in Dänemark, Spanien, 
Belgien („levés originaux“) in 1 : 20000 ausführte, arbeitete man in der Schweiz und 
später in Italien mit Aufnahmen in 1 : 25000 und für das Hochgebirge in 1 : 50 000. 1 2 
Norwegen, wo 1828 die neue planmäßige Landesaufnahme begann, schreibt für stark 
angebaute Gegenden 1 : 20000 vor, für mittelkultivierte 1 : 50000 und für die über 
der Bewachsungsgrenze liegenden sowie unkultivierte Gebiete 1 : 100000 vor. In 
Schweden arbeitet man mit 1 : 20000 und 1 : 100000. Die Schichtlinienabstände 
wechseln für die einzelnen Staaten je nach Maßstab und charakteristischen Boden 
erhebungen. Das Grundmaß für die Äquidistanz ist 5 und 10 m; für die Niederlande 
ist es aus natürlichen Gründen nur 1 m. 
In Württemberg liegen der Karte 1 : 25000 die Höhenkurvenflurkarten in 
1 : 2500 zugrunde. Unverzeihlicherweise bilden nicht überall die Flur- und Kataster 
karten das Urmaterial zum Aufbau der Generalstabs- und verwandten Karten in 
1 : 20000 bis 1 : 75000, z. B. in Österreich, Frankreich, Preußen usw. Da ist man — 
was eigentlich ein verkehrter Weg ist — von den kleinmaßstabigen Karten allmählich 
zu den großmaßstabigen vorgedrungen. Die bayrischen „Positionsblätter“ in 1 : 50000 
beruhen auf den Aufnahmen in 1 : 5000 (Katasteraufnahmen) und 1 : 25 000 ; letztere 
Originalaufnahmen wurden erst später als „Positionsblätter“ in 1:25000 heraus 
gegeben. Sie entsprechen den „Originalaufnahmen“ Österreichs, wo man mit 1 : 28800 
für die alten Kronlandskarten in 1 : 144000 und in 1 : 25000 für die neue Spezial 
karte in 1 : 75 000 arbeitete. Nach Frankreich war Österreich-Ungarn das erste größere 
1 1910 waren von der Nankinger Gegend 16 Blätter in 1:25000 fertig, aber noch nicht ver 
öffentlicht, und von der Provinz Kiang-Su am Yangtzekiang ein Areal von 8000 qkm auf Blättern 
in 1:20000. 
2 Von den italienischen Originalaufnahmen „levate di campagna“ 1:50000 bilden vier, darum 
„quadrati“, ein Blatt der Carta topografica in 1:100000, während dazu von der Aufnahme in 1:25000 
entsprechend 16 Blätter „tavolette“ erforderlich sind.
	        
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