Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Gelände. 
zum größten Teile die junge Lithographie ab, wenn sie auch nicht ganz das zu leisten ver 
mag, was der Kupferstich leistet ; ihm verdanken wir bis jetzt die schönsten und umfang 
reichsten Werke der Kartographie. Der Stahlstich hat sich eigentlich nur inEngland und 
Frankreich kartographische Freunde erworben. 1 A. Sennefelder, der Erfinder der Litho 
graphie, war 1817 nach Wien berufen worden; die ersten lithographischen Karten 
und andere Skizzen erschienen 1826—1889. Die Blüte der Lithographie setzt später 
ein, und die kartographischen Meisterwerke der Lithographie erschienen erst im 
letzten Viertel des Jahrhunderts, vor allem haben sich die Atlanten und die Schulhand- 
und Schulwandkarten der lithographischen Kunst bemächtigt. Die Chromolitho 
graphie vermittelt einen üppigen Farbenreichtum, der außer der Geländedarstellung 
der Wiedergabe kultureller Erscheinungen zugute kommt. Hier meldet sich die be 
rühmte Topographische Karte von Java in 1 : 100 000. 1 2 Mit dieser Karte huldigt die 
neueste kartographische Periode der Polychromie, von deren Leistung noch viel zu 
erwarten ist, besonders bei Karten, deren Terrain nach Peuckerschen Prinzipien dar 
gestellt wird. 
1856 beginnt mit der Photographie ein neuer Entwicklungsabschnitt in der 
Kartographie, sowohl bei der Reduktion wie bei der Herstellung von Kopien und von 
Druckplatten auf Zink oder Aluminium. Letztere Verfahren sind erst jüngern Datums. 
Die große Genauigkeit ist ein entschiedener Vorzug der Reproduktionsphotographie, 
die sich auch im letzten Weltkriege unvergängliche Lorbeeren gepflückt hat. Ferner 
lernte man in der Heliogravüre ein neues Verfahren zur Vervielfältigung der Karten. 3 
Haben Lichtdruck und Heliogravüre auf dem Gebiete der vervielfältigenden Kunst 
Kupferstich und Lithographie beinah aus dem Sattel gehoben, finden letztere immer 
noch eine Pflegestätte in der Kartographie. Viele amtliche Kartenwerke können 
bis heute ohne sie, insbesondere ohne Lithographie noch nicht auskommen. 
271. Die Gebirgszeichnung wird zum Wesensteil der Karte. Neue topographische 
Kartenwerke. Die Gebirgszeiclmung wächst inniger in das Kartenbild hinein und 
wird so zu einem Wesensteil und bleibt nicht mehr akzessorischer Bestandteil der 
Karte. Nivellements, trigonometrische und topographische Aufnahmen haben zahl 
reiche Höhenpunkte geschaffen, die der sichern Linienführung der Niveaukarten 
genügend Anhaltspunkte geben. Infolgedessen bringt man den Schichtlinienkarten 
mehr und mehr Vertrauen entgegen. Doch sind es immerhin noch beschränkte Ge 
biete der Erde, wo man der sichern Linienführung trauen kann. Die Herausforderung 
der norwegischen Natur zur Pflege des hypsometrischen Aufbaus der Karte, der in 
den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einsetzte, wird erklärlich. 
Österreich hatte erst 1860 genug Koten, um an eine hypsometrische Terraindarstellung 
herantreten zu können; endlich wurde zur Tatsache, was Hauslab 30 Jahre früher 
1 Die vom Ordnance Survey herausgegebene „General map of England“ in 1:63360 ist teil 
weise in Stahlstich reproduziert. — In Frankreich Karten in Atlas von Vivien de St. Martin. 
2 Topographische kaarten der vormalige residentien Bagelen, Japara, Krawang, Probolinggo 
en Tegal, en van de residentien Bantam, Besoeki, Cheribon, Djokjakarta, Kediri, Madioen, Pasoercean, 
Pekalongan, Preanger-Regentschappen, Rembang, Soerabaja en Soerakarta. 1:100000. 1877 — 1910. — 
Die Karte, bekannt unter dem Titel „Residentiekaarten van Java“, wurde in der topographischen 
Anstalt zu s’Gravenhage hergestellt. 
3 Vgl. Aug. Petermann: Die Sonne im Dienste der Geographie und Kartographie. P. M. 1878, 
S. 205If. u. T. XII.
	        
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