Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Gelände. 
272. Die topographischen Übersichtskarten oder die Generalstabskarten. Neben 
der Sorge der staatlichen topographischen Bureaus für eine gediegene Neuaufnahme 
tritt überall das Bestreben zutage, außer den Karten im Maßstabe der Aufnahme 
blätter solche zu besitzen, die bei großer Handlichkeit einen schnellen Überblick 
über das Gelände gewähren und doch im Maßstabe so gehalten sind, daß sie jede 
wichtigere Terrainunebenheit noch klar und deutlich zur Darstellung bringen, also 
Karten, die in der Hauptsache bestimmt waren, militärischen Maßnahmen zu dienen. 
Sie bewegen sich in den Maßstäben 1:75 000 bis 1:500000, bevorzugen jedoch 
1 : 100000 und 1 : ‘200000, bzw. 1 : 300000. Es sind dies die topographischen 
Übersichtskarten oder Generalstabskarten, fälschlich auch „Generalkarten“ 
genannt, nicht zu verwechseln mit den eigentlichen Generalkarten oder allgemeinen 
Übersichtskarten (s. S. 300). 
Die Anfänge der topographischen Übersichtskarten reichen bis zum Anfang 
des 19. Jahrhunderts zurück, siehe La Carte de France in 1 : 80000. Zu ihrer vollen 
Entwicklung gelangen sie erst nach 1850 und gegen Schluß des Jahrhunderts. Der 
französischen Karte kommt im Maßstab nahe die österreichische Spezialkarte in 
1:75000. Für die Generalstabskarten hat man den Maßstab 1:100000 als den 
geeignetsten erkannt. Dankenswert ist, daß diese Karten nicht, wie sonst üblich, bei 
den Aufnahmesektionen an der Grenze aufhören, sondern weit über diese in fremde 
Staatsgebiete hineinragen. Die preußische Generalstabskarte in 1 : 100000 wurde 
1878 auf das ganze Beichsgebiet, also auch auf Bayern, Sachsen und Württem 
berg, ausgedehnt. Außer in Deutschland finden wir den gleichen Maßstab in Italien, 
Schweden, Norwegen, Dänemark und Portugal und auf altern französischen Karten. 1 
Wie bereits angedeutet, hatte Napoleon I. die Anregung zu der Karte 1:100000 
gegeben, die das Gebiet zwischen Rhein und Dwina, Tirol und Baltischem Meer, 
im ganzen 80000 lieues carrées, umfassen sollte. Während des unglücklichen Feld 
zugs nach Rußland ist die Karte, die schon auf 425 Blätter angewachsen war, ver 
loren gegangen. Was davon übrig geblieben ist, kennen wir in den Karten von 
Bayern, Schwaben und linksrheinischem Gebiet (S. 463). Dem genannten Maßstab 
nähern sich die russische Drei Werst-Karte oder die Militärgeographische Karte 
des europäischen Rußlands in 1 : 126000 und die in England seit 1902 erscheinende 
Two miles to one inch map oder Map of England in 1 : 126720. Die andern 
Länder begnügen sich für ihre Generalstabskarten mit solchen in den Maßstäben 
1:200000, wie die Niederlande, Rumänien und Griechenland; die Generalstabs 
karte der Schweiz, hier „Generalkarte“ genannt, in 1 :250000 ist die reduzierte 
Dufourkarte, hat auch ganz deren Terraindarstellung. Die entsprechende Karte 
der Türkei ist die Karte der europäischen Türkei in 1 : 210000, die in neuerer Zeit 
durch die österreichische Generalkarte in 1 : 200000, die sich über den Rahmen der 
europäischen Türkei ausdehnt, verdrängt worden ist. (Vgl. auch Tab. S. 313, Anm.2.) 
Für das Gelände der Generalstabskarten wird in der Hauptsache die Schraffen- 
darstellung gewählt, um sich schnell über die Erhebungen, Pässe, Schluchten und 
Täler zu orientieren. Bei den Maßstäben 1 : 200000 und kleiner überwiegt heut 
zutage die Geländedarstellung in Isohypsen von nicht zu großen Abständen, denn 
1 Die heutige Karte von Frankreich in 1:100000 ist keine Generalstabskarte, sondern eine 
Karte, die wirtschaftlichen und administrativen Zwecken dient, auch vom Ministère de l’intérieur 
von 1881 an herausgegeben wird. Das Terrain ist mehr Nebensache und erscheint deshalb nur in 
wenigen Blättern mit leichter grauer Schummerung bei schräger Beleuchtung.
	        
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