478
Die Landkarte und ihr Gelände.
bild hineinschmiegen. 1 Die Dnfourkarte hatte darin erfreulichen Wandel geschaffen.
Nachdem auf den Alpenkarten die Schichtlinien ihren Einzug gehalten hatten, dauerte
es noch einige Zeit, bis die Einsicht, daß die Niveaukurven auch auf die Gletscher
gehören, sich durchgerungen hatte. 1 2 Selbstverständlich kommen hierbei in der
Hauptsache großmaßstabige Karten in Betracht. 3
An der photogrammetrischen Aufnahme der Spezialkarte der Zugspitze hatte
S. Finsterwalder wesentlich Anteil. Der Maßstab 1 : 10000 erlaubte eine detaillierte,
kräftige und wirkungsvolle Felszeichnung, über die sich Niveaukurven in Dunkel
braun als geschlossene und über die Ferner als gerissene Linien hinziehen.
277. Die Schraffe in ihrer höchsten Entwicklung als Bösehungsschraffe, Schatten
sehraffe und allgemeine Gebirgsschraffe. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahr
hunderts erhält die Schraffe ihre höchste Entwicklung, erst jetzt findet sie
(auf chorographischen Karten) ihre richtigen Meister. Nach drei Richtungen hin
hat sie sich entwickelt, auf großmaßstabigen Karten als Bösehungsschraffe bei
senkrechter und als Schattenschraffe bei schräger Beleuchtung und auf choro
graphischen Karten als bloße Gebirgsschraffe sowohl bei senkrechter wie bei
verschieden schräger Beleuchtung.
Auf Einzelkarten ist die Bösehungsschraffe schon in der ersten Hälfte des Jahr
hunderts gut gezeichnet worden, so auf Lehmannschen und verwandten Karten.
Sonderobjekte, die eine gewisse Wichtigkeit und Bedeutung haben, wie auserwählte
Städte und Berge, bilden gern den Vorwurf zu Karten, bei denen die Schraffe das
Haupt darstellungsmittel ist. Schöne Schraffenkarten dieser Art sind der Topo
graphische Plan der Staedte Athen von Aug. Praxel 1836 4 , die Kaart van lief Eiland
Java von C. W. M. van de Velde 1843, die Ätnakarte von Sartorius v. Walters
hausen 5 , ganz besonders aber der 1874 von Job. Aug. Kaupert gezeichnete Plan
des königlichen Schlosses Wilhelmshöhe bei Cassel nebst Umgebung in 1 : 6000. 6
Berühmter noch als diese Karte Kauperts sind seine mit E. Curtius herausgegebene
Karten von Attika 7 , gleichfalls ein Meisterwerk in der Terrainschraffierung.
Glänzende Schraffenkarten in senkrechter Beleuchtung sind die oben genannten
1 Sehr gut läßt sich dies z.B. an den Alpenkarten von J. Payer in P. M. Erg.-Heften beobachten.
Ergh. 17, 1865: Adamello-Presanella-Alpen 1:56000; Ergh. 18, 1867: Suldengebiet 1:48000;
Ergh. 28, 1868: Die westl. Ortleralpen 1:36000; Ergh. 27, 1869: Die siidl. O.tieralpen 1:56000;
Ergh. 31, 1872: Marteller-Alpenkomplex 1:56000. — Auf den ersten Karten erscheinen die Gletscher
wie etwas Fremdes im Gelände, auf der Karte des Marteller-Alpenkomplexes sind sie ein Wesensteil
der Geländedarstellung. Merkwürdigerweise gehen Oberhummer und Penck an diesen Alpenkarten,
die für ihre Zeit ganz respektable Leistungen waren, mit Stillschweigen vorüber, wie auch an der hypso
metrischen Karte der Oberlechtaler Alpen, Rhätikonkette u. Silvrettagruppe in 1:200000 v. A. Walten-
berger. P. M. Ergh. 40, T. 1. Gotha 1875.
2 Wo dies nicht der Fall ist, können die Schichtlinien sogar störend wirken, wie auf der L. Raven-
steinschen „Karte der Schweizer Alpen in 2 Blättern“ in 1:250000, Frankfurt a. M. 1897; da treten
die Gletschergebiete der Berner und Walliser Alpen mächtig hervor und die zwischen den Gletschern
zerstreut liegenden Höhenschichtenkleckse stören nur.
3 Wie ich schon an anderer Stelle andeutete (S. 364, Anm. 5), fehlt uns noch eine Geschichte
der Gletscherdarstellung.
4 1 Exemplar i. U.-Bi. Gött.
5 12 Blätter in 1:30000. [In d. U.-Bi. Gött. eine Originalphotographie der Karte.]
6 Kauperts Karte in P. M. 1875, T. 2.
7 Berlin 1881-T-1894 in 1:25000, nur die Karte von Athen in 1:12500.