Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die Landkarte und ihr Gelände. 
die C. Vogel bei J. Perthes in Gotha gezeichnet hatte, unter denen die Alpenkarten 
in Stielers Handatlas und die Karte des Deutschen Reiches in 1 : 500000 bis heute 
noch keine Rivalen gefunden haben. Neben der Perthesschen Schule entwickelte 
sich selbständig Debes, ein Schüler Petermanns. 1 Vor allem gelang ihm das 
wirkungsvolle Schraffenbild auf der Schulkarte. Muster in der Schraffenbehandlung 
sind auch verschiedene Atlaskarten in Debes’ Handatlas. Von diesem hat wiederum 
Andrees Handatlas profitiert. An die drei Handatlanten von Stieler, Debes und 
Andree können in der Gebirgsdarstellung die andern deutschen Handatlanten (Sohr- 
Berghaus-Bludau, Spanier, H. Kiepert), geschweige die des Auslandes nicht heran. 
H. Kieperts Stärke liegt in der Namengebung der Karten (S. 65), nicht in der 
Geländedarstellung, das zeigt schon sein Compendiöser allgemeiner Atlas der Erde 
und des Himmels, Weimar 1850; auf der Neuausgabe seines Handatlas, Berlin 
1898—1895, ist es kaum besser geworden. Vorzügliche Schraffenkarten gibt E. Debes 
in den vielen Baedekerkarten, die bei Wagner & Debes gezeichnet und gedruckt 
werden. Darunter finden sich wahre Perlen kartographischer Darstellung, z. B. die 
Canonkarte im Nordamerika-Baedeker 1 2 und viele Alpenkarten. Bei der fuchsigroten 
Wiedergabe des Geländes verschwinden vielfach dessen Feinheiten. Nicht ohne Grund 
baute gerade S. Passarge seine „Anleitung zum Kartenlesen“ auf Baedekerkarten auf. 3 
278. Die gesonderte Terrainplatte. Ein weiterer Fortschritt in der Terrain 
darstellung auf topographischen und chorographischen Karten ging vor sich in der 
Trennung von Situations- und Terrainzeichnung, bzw. Situations- und Terrain 
druckplatte. Die Überlastung der Situation mit allerhand wünschenswerten Ein 
tragungen, die dadurch bedingte Beeinträchtigung des Geländebildes und die ver 
feinerten Methoden des Buntdruckes führten dazu, das Terrain von der Situations 
platte loszureißen und in besonderer Farbe, zumeist braun oder grau, zu drucken, 
wenn auch dadurch der plastische Effekt etwas einbüßte, aber die Situation hatte 
gewonnen. Zieglers Karte der Schweiz, Winterthur 1852, war eine der ersten 
Karten, die die Situation schwarz und das Gelände in graubraunen Schraffen aus 
führte. 4 E. v. Sydow war kein Freund davon, Terrain und Situation zu trennen, 
weil man da nicht Gelegenheit habe, „sich mit Eintragung der Wald-, Wein- und 
Wiesensignaturen nach den Bergschraffen zu richten und ihr vielfaches Durchkreuzen 
zu vermeiden, und umgekehrt kann man die breitem Wege, feinem Signaturen, 
Namen usw. beim spätem Gravieren der Bergschraffen aussparen und möglichst 
schonen. Diese Vorteile zur Erzielung eines harmonischen Bildes gehen bei der ge 
trennten Bearbeitung der Terrainplatte verloren, und wollte man die angedeuteten 
Übelstände durch hellem Farbenton vermeiden, so würde wieder der plastische Ein 
1 M. Eckert: Der Einfluß von Ernst Debes auf die deutsche Kartographie. Globus. XCI1J. 
1908, Nr. 15. 
2 Zufällig ist mir bekannt, daß diese ausgezeichnete Karte von O. Winkel bearbeitet worden ist. 
2 S. Passarge: Die Grundlagen der Landschaftskunde I. Beschreibende Landschaftskunde. 
Hamburg 1919, S. 172 -204. 
4 Das gleiche Prinzip hat Ziegler auf seiner Wandkarte der Schweiz in 1:200000, Winterthur 
1858, durchgeführt. Vgl. darüber E. v. Sydow in P. M. 1859, S. 250. — K. Peucker behandelt diese 
Karte unter dem Prinzip der stetigen Steigerung der Earbenreihen, u. zwar im Anschluß an die echten 
Höhenschichtenkarten von Fr. v. Hauslab. Bei Ziegler handelt es sich um Isohypsenkarten in Ver 
quickung mit der Schraffendarstellung.
	        
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