Die Meisterjahre in der Geländedarstellung von der Mitte des 19. Jabrli. bis zur Gegenwart. 481
druck nachteilig geschwächt.“ 1 Nach seiner Ansicht kann man nur bei topographischen
Karten 1 2 und Schulkarten in kleinem Maßstahe durch Vereinigung verschiedenfarbiger
Platten eine glückliche Harmonie erzielen. Das Zusammenwirken der farbig ge
druckten Terrainplatte mit der schwarzen Situation und Schrift im Maßstahe der
Spezial- und Atlaskarten entsprach keineswegs seinen Erwartungen, trotzdem ihm
schon gut gelungene Versuche zur Hand waren 3 , und was würde er sagen, wenn er
den heutigen Stieler sähe ! Gewiß würde er seine Meinung ändern, denn von den
Jahren an, da er wirkte, bis zur Gegenwart hat die Kartographie nicht stillgestanden
und hat Aufgaben zu bewältigen gelernt, die früher als kaum zu lösen galten. Neuer
dings wird es auch bei den Generalstabskarten Regel, das Geländebild für sich allein
farbig zu drucken. Deutschland hat schon einen großen Teil seiner Karte in 1 : 100000
in dieser Weise durchgeführt. Die wissenschaftlich wertvolle Karte des euro
päischen Rußlands in 1 : 2000000 von E. Petri und J. de Schokalskij 4 bringt die
Situation schwarz und das Gelände in zarten braunen Schraffen. Auf der Carta
d’Italia del Touring Club Italiano in 1 : 250000 erscheint die Schraffierung rot
braun mit braun eingedruckten Isohypsen. Gegen Ende des Jahrhunderts hat sich
auf amtlichen Schichtlinienkarten der braune oder rotbraune Druck für die Iso
hypsen eingestellt. 5
279. Die Entwicklung der Schummerung. Zur Herstellung guter Schraffen-
karten gehört viel Geschick, Fleiß und Zeit. Infolgedessen sind ihre Herstellungs
kosten entsprechend hoch. Als ein leidliches Surrogat für die Schraffe in schräger
Beleuchtung hat sich die Schummerung erwiesen. Geschummert wurde bereits
auf den ältesten Manuskriptkarten 6 , aber ein gedruckter Schraffenersatz konnte
sich erst im 19. Jahrhundert, als der Lithographiedruck aufkam, entwickeln. 7 Die
1 E. V. Sydow in P. M. 1870, S. 177.
2 Hier dachte Sydow vielleicht an Jul. Payers „Originalkarte der westl. Ortleralpen“ in
1:36000. P. M. Ergh. 23. Gotha 1868. Schraffen u. Felszeichnung sind wirkungsvoll in Braun aus
geführt, die Situation in Schwarz.
3 z. B. R. Grundemann: Natal und das Zululand. 1:1500000. P. M. 1867, T. 8. Es ist die
erste Karte in P. M., deren Terrain in braunen Schraffen erscheint. — Aus dem gleichen Jahre stammt
die bemerkenswerte „Karte des Harzgebirges“ in 1:100000, Hannover 1867, die Forstmeister Au
hagen i. Auftr. d. k. preuß. Berg- und Forstamtes zu Clausthal ausgeführt hatte. Die Bodenhöhen
werden durch rot gedruckte Niveaukurven von 100 Par. Fuß Äquidi,stanz ausgedrückt.
4 „Carte de la Russie d’Europe“, tirée du grand atlas de Marcks, commencée par M. le pro
fesseur E. Petri et achevée et rédigée par M. J. de Schokalskij, Président de la section de la géo
graphie physique de la société impériale russe de géographie, chef du service hypsométrique au
ministère des voies et communications etc. St. Petersbourg 1905. 16 Bl. in 1:2000000. Hergestellt
in der geograph. Anstalt von A. Marcks in St. Petersburg.
5 z. B. auf der „Topograph. Karte von Bayern“ in 1:25000, auf der von 1883 an die Schichtlinien
rotbraun gedruckt wurden; bald unterblieb dieser Druck und wurde erst 1894 wieder aufgenommen.
Ebenso erscheinen in Rotbraun die Schichtlinien auf der Neuausgabe (seit 1908) des „Topogr. Atlas
v. Bayern“ in 1:50000 und auf „Höhenschichtenkarte v. Bayern“ in 1:250000. — Die „Topographische
Übersichtskarte des Deutschen Reiches“ 1:200000, 196 Bl., seit 1899 im Erscheinen mit braunen
Isohypsen. — „Carte du nivellement générale de la France“ figuré par des courbes d’altitude de 100 en
100 mètres 1:800000. 1878. 6 Bl. Die Isohypsen erscheinen als zarte rotbraune Linien. — Fast
alle kartenherstellende u. -druckende Kulturländer liefern Beispiele mit farbigen Isohypsen.
6 Schon auf den Ptolemäuskarten erinnert manche Gebirgsdarstellung etwas an Schummerung
(§ 238).
7 Die Schab- und Ätzmanier war für die Vervielfältigung von Karten mit Geländedarstellung
wenig geeignet.
Eckert, Kartenvissenschaft, I. 31