Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Gelände. 
ersten geschummerten Terrainpartien finden wir nach 1820 in Hauslabs Untersuchungen 
„über die Anwendung der Lithographie für die Situationszeichnung“. 1 Wann sie 
sich zum erstenmal im Druck einstellt, konnte ich nicht genau ermitteln, vielleicht 
auf C. Desjardins hydrographischer Karte in dessen Geographisch-historischem 
Atlas, Wien 1886, 1838, auf der das Gebirge in brauner Schummerung wiedergegeben 
ist. Noch zeigt die Schummerung ein schüchternes Auftreten, was sie aber in der 
zweiten Hälfte des Jahrhunderts verliert. Die Methoden des Farbendrucks waren 
besser und vielseitiger geworden. In Petermanns geographischen Mitteilungen erscheint 
1872, Taf. 1, zum erstenmal eine Schummerungskarte in der Originalkarte der Central- 
Türkei nach den Aufnahmen von Ferd. v. Hochstetter. 1 2 Als leichtes und bequemes Hilfs 
mittel zur Geländedarstellung würde seit jener Zeit die Schummerung immer beliebter. 3 
Die Schummerung hat sich in weitestgehendem Maße der Isohypsenkarten be 
mächtigt. Da man die Unzulänglichkeit dieser Karten bezüglich der Plastik er 
kannte und da höchstens die Häufung von Schichtlinien in steilwandigen Gebirgs 
gegenden einen plastischen Effekt erzeugt 4 , hatte man in der Schummerung ein die 
Plastik leidlich veranschaulichendes Hilfsmittel gefunden. Auf der Übersichts 
karte von Attika in 1 : 100000 von J. A. Kaupert erfreuen uns die Höhenschicht 
linien in lichtem Braun und das Terrain in senkrecht beleuchteter Schum 
merung. Dadurch wird die Karte ein Muster ihrer Art. Sonst bevorzugt man die 
schräge Beleuchtung und gibt jedem Gebirgszuge je nach dessen Haupterstreckung 
eine nördliche oder nordwestliche Belichtung, wofür viele amtliche Kartenwerke 
instruktive Belege geben. Die Carte de France in 1 : 200000, 1888—1895, bringt 
braune Isohypsen mit graubrauner Schummerung (ä l’estompe). Daß die italienische 
Kriegskarte in 1 : 100000 isohypsisch und geschummert erscheint, darüber vgl. man 
S. 471. Die Übersichtskarte des Königreichs Italien und der angrenzenden Länder 
in 1 : 500000 und die überaus brauchbare italienische Automobil- und Touristen 
karte“ in 1 : 250000 sind geschummerte Karten, jedoch ohne Isohypsen. 5 Mit brauner 
bzw. grauer Schummerung bei sonstiger Isohypsenzeichnung melden sich die General 
karte von Altserbien und Mazedonien in 1:250000 von A. J. Derok 6 , die ökono 
mischen Karten Schwedens 7 , die topographischen Norwegens 8 , die belgische 
1 Pr. v. Hauslab erörterte bereits 1826 die Vor- und Nachteile der Schraffierung und Schumme 
rung in einem Bericht „Über das Verfahren bei der Lithographierung der Gebirge in den Straßen 
karten der österreichischen Monarchie“. 
2 Vgl. ferner Br. Hassenstein: Die Gruppe des Adai-Choch im zentralen Kaukasus. Nach 
topograph. Skizzen u. photogr. Aufnahmen von Moriz v. Dechv in 1:100000. Ausgezeichnete 
Schummerungskarte in Braun; wenig manieriert, wie es leicht bei derartigen Karten der Fall ist. 
3 Eine ältere schöne Karte dieser Art ist z. B. die „Originalkarte von Sawrieffs Aufnahme des 
Bin-Cöl-Dagh“ 1874. P. M. 1877, T. 20. — Auch Br. Hassensteins „Atlas von Japan“ 1:1000000, 
Gotha 1885/87, wäre hier zu nennen, wie die „Karte vom Fürstentum Lippe“ in 1:80000, 1887. 
4 z. B. bei den norwegischen offiziellen Karten, oder der Carta topografica della Sicilia in 
1:100000. 48 Bl. 
5 „Carta corografica del Regne d’Italia e delle regioni adiacenti“ 1:500000. 35 Bl. Florenz 
1889—1893. — „Carta d'Ttalia speziale per Automobilisti, Ciclisti, Touristi“ 1:250000. 35 Bl.; unter 
Leitung von G. Marieni 1907 begonnen im Istitute d’Arti grafiche in Bergamo. 
6 Erscheint in Belgrad seit 1904. 
7 „Rikets ekonomiska Kartverk“ 1:50000 u. 1:100000, begann 1860 zu erscheinen. 
8 „Topografisk Kart over kongeriget Norge“, 1:100000, 340 Bl., seit 1869. — „Generalkart 
over det sydlige Norge“ 1 -.400000. 18 Bl. seit 1868. — Beide Karten hatten früher graue, später grau 
braune Schummerung.
	        
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