Die Meisterjahre in der Geländedarstellung von der Mitte des 19. Jahrh. bis zur Gegenwart. 483
Militärkarte 1 und die amtlichen Karten von England und Schottland kleinern
Maßstabs. 1 2
Die Österreicher haben ihre Karten in Schraffen bzw. in Schratten und Schicht
linien; ausnahmsweise erscheint die zweite Ausgabe der Übersichtskarte von Europa
in 1:750 000 mit farbigen Schichtlinien (in 500-m-Abstand) und geschummertem
Terrain. Die Landesaufnahme in Berlin war bisher kein Freund der Schummerung.
Selbst bei der Topographischen Übersichtskarte des Deutschen Deiches in 1 : 200000,
mit dem Terrain in braunen Schichtlinien, wurde auf die Schummerung verzichtet,
weil man befürchtete, daß bei dem kleinen Maßstab und dem 20-m-Isohypsenabstand
das Kartenbild in den bergigem Teilen nicht deutlich genug zum Ausdruck käme.
Dagegen haben die Bayern auf den Neuausgaben der Topographischen Karte in
1 : 25000 und des Topographischen Atlas in 1 : 50000 einen in schräger Beleuchtung
ausgeführten Schummerton. Daß die kartographischen Privatanstalten sich dieses
Darstellungsmittels in weitestgehendem Maße bedienen, bedarf keiner besondern Hervor
hebung. 3 Im Weltkriege wurde auf deutscher Seite in verschiedenen Armeegebieten,
so in dem der Somme und in benachbarten Gebieten, eine neu aufgebaute Schicht
linienkarte in 1 : 50000 mit Schummerung gebraucht. Da wo es ruhigere Zeiten an
der Front gab, wagte man sich sogar an die Herstellung von Schichtlinienkarten
in 1 : 10000 mit Schummerung, wie im Aisne-Dormoisegebiet im Westen des Ar-
gonnerwaldes.
280. Die Entwicklung' des Farbenkolorits. Ein weiteres Ersatzmittel für die
Schraffe bietet das Farbenkolorit, das gegenüber der Schummerung mehr an
geographischem Boden gewinnt, indem es gleich hohe Kegionen einheitlich durch
gleichen Ton zusammenfaßt, also leicht faßbar macht, und die Höhen direkt zum
Ausdruck bringt, allerdings unterstützt durch das Isohypsengerippe. Bei den
Kegionalfarben liegt ein allgemeiner, große Regionen als Tiefland, Hügelland,
Bergland, Mittel- und Hochgebirge chrakterisierender Höhenwert zugrunde. Das
Sydowsche Tieflandgrün, mit dem in der Regel die Stufe von 0—200 bzw. 250 be
zeichnet wird, beherrscht nach wie vor das Schulkartenbild 4 und ist auf ihm sozusagen
„epidemisch“ geworden, wie sich A. Steinhäuser bereits 1858 ausdrückte. 5 Aber
auch auf speziell wissenschaftlichen Karten wird es gern gebraucht, weil es die An
schaulichkeit eines Geländebildes mit einem Schlage hebt, wie auf Br. Hassensteins
Atlas von Japan oder auf K. Peuckers Originalkarte der Insel Zante. 6
Mit dem an eine bestimmte Höhe gebundenen Tieflandgrün darf das Täler
grün nicht verwechselt werden, mit dem Täler und Ebenen ohne Rücksicht auf ihre
Höhenlage bedeckt werden. Die Übersichtskarte von dem Großherzogtum Baden
in 1 : 200000 ist ein Schichtlinienkarte, die nur die ebenen Teile in grünem Flächen
tone bringt. Während auf der hypsometrischen Ausgabe der Übersichtskarte von
1 „Carte militaire de la Belgique“, 1:160000. 6 Bl. 1884; spätere Auf]. 1892, 1894, 1901 üsw.
2 „Map of England“ oder die „2 miles to 1 inch map“ in 1:126720, seit 1902. „Map of England
and Scotia“ oder die „4 miles to 1 inch map“ in 1:253440, seit 1898.
3 Vgl. u. v. a. die „Topographische Skizze des Kleinen-Kara-Kul und des Bassik-Kul“ in 1:50000
von Sven Hedin. P. M. 1895, T. 6.
4 Vgl. über Sydows Regionalfarben S. 459, 460.
5 A. Steinhäuser, a. a. O., S. 74.
« In 1:100000. P. M. 1891, T. 12.
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