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Die Landkarte und ihr Gelände.
Europa 1 in 1 : 750000 die Talsohlen und die Talebenen bis 150 m in lichtem, dar
über hinaus in dunklerm Grün erscheinen, fällt diese Unterscheidung leider auf den
andern ähnlich bearbeiteten österreichischen Karten weg, unter denen die Öster
reich-ungarische Monarchie mit dem Okkupationsgebiete Bosnien und der Herze
gowina in 1:900000, Wien 1888, genannt sei. 1 2 Hie großen Poljen (Glamocka-,
Livansko-, Duvno-Polje) kommen in dem grünen Kolorit ausgezeichnet zur Geltung.
Was dem Tälergrün zur Bezeichnung der Höhenstufen an Wert abgeht, gewinnt es
auf anderer Seite als Veranschaulichungsmittel der orographischen Gliederung. Von
militärischer Seite aus hat man dies besonders zu schätzen gewußt, wie eben die öster
reichischen Karten zeigen. Aber auch im letzten Kriege hat sich das Tälergrün vor
züglich bewährt, wo bei den für die einzelnen deutschen Armeen bestimmten, auf
Grundlage der französischen Karte 1 : 80000 entstandenen Kartenzusammendrucken
alle Täler und Tälchen mit Grün überdruckt wurden. 3 Bei manchen Armeen wurden
sogar auf diesen Zusammendrucken noch die Berge und Bergrücken durch Braun
hervorgehoben.
Im allgemeinen unterscheidet man Regionalfarbe und farbige Höhen-
schichten, obwohl bei Lichte besehen beides dasselbe ist. Indessen hat man sich
im Laufe der Zeit gewöhnt, von Regionalfarben zu sprechen, wenn großformige Ge
ländetypen farbig zusammengefaßt und das Terrain (d. h. die Böschungsverhältnisse
ganz allgemein ausgedrückt) noch besonders in Schraffen oder Schummerung aus
geführt erscheint. Die Farbe dieser Sondergebirgszeichnung ist schwarz, meisten
teils jedoch braun, grau oder auch violett, wie z. B. die Geländeschraffierung auf
der Hydrographischen Karte von Niederland. 4
281. Die Höhenschichtkarten der privaten und staatlichen Kartographie. Eine
schier heillose Gedankenlosigkeit herrscht in der Verwechslung von Höhen sch ich t-
karten mit Höhenlinienkarten. Für jene Kartenarten sagt man am besten
Höhenschichtkarten („Höhenschichtenkarten“ klingt etwas schwerfällig) und für
diese Schichtlinienkarten (Isohypsenkarten). Mit beiden ist wiederum nicht die
Höhenkarte zu verwechseln, die die gemessenen Höhen im Kartenbild (mit Zahlen)
wiedergibt (s. S. 449). Die Schicht hat etwas Flächenhaftes an sich, die Isohypsen
sind ideale Linien mit mehr oder minder realistischer Unterlage. Sie bilden das Ge
rippe für die Höhenschichtkarte, ihre einzelnen Abstände (in der Grundrißprojektion)
werden sodann von Farben in verschiedener Intensität oder Nuance ausgefüllt, wo
durch die so kenntlich gemachte Schicht zunächst flächenhaft wirkt. Ist die An
ordnung der Intensität einer Farbe oder vieler Farben derart, daß ein plastisches
Bild entsteht, dann wird die Wirkung der Schichten in corpore dreidimensional.
1 Sie erscheint seit 1908 als Ersatz der altem „Hypsometrischen Übersichtskarte des größten
Teiles der österreichisch-ungarischen Monarchie“ in 1:750000, die die gleiche Scheidung in Grün der
Talsohlen und Talebenen bei 150 m zeigte.
2 Vgl. weiter das „Orohydrographische Tableau der Karpathen“ in 1:750000 und „Der euro
päische Orient“ in 1:1200000 (1887). Sämtliche hier und oben genannten österreichischen Karten
sind hergestellt im k. k. Milit.-geogr. Inst, in Wien.
3 Das Grün für Talungen und Ebenen ist auf Militärkarten seither beliebt gewesen. Wir finden
es unter anderm angewandt in dem 5 bändigen Kartenwerke Chr. v. Wredes: „Krieges-Carte
Schlesiens“, 1747—1755, angefertigt auf Befehl Friedrichs des Großen.
4 „Waterstaatskart van Nederland“ in 1:50000. 1865 — 1892. Sie wird ständig evident ge
halten.