Die Meisterjahre in der Geländedarstelluug von der Mitte des 19. Jahrli. bis zur Gegenwart. 485
Die Höhenschichtkarten sind der Tummelplatz aller möglichen Farben, unter
denen jedoch das Braun dominiert, gleichsam ein Anklang an die natürliche Boden
färbung. Man muß bei der Behandlung mit einer Farbe eine gewisse Intensitätsfolge
des Farbtons beachten, bei mehreren Farben eine gewisse Harmonie oder Logik in
der Farbenfolge. 1
Mehr als die offizielle hat sich die Privatkartographie mit der Herstellung von
Höhenschicht karten, selbst großmaßstabigen 1 2 , befaßt, wenn auch einige amtliche
Institute recht respektable Leistungen auf diesem Gebiet aufzuweisen haben. Die
amtlichen Kartenanstalten von Deutschland (Bayern und Württemberg ausgenommen)
und die von Frankreich 3 , England, Spanien, Portugal und einigen andern Ländern
haben die Schichtkarte noch nicht in ihr Arbeitsprogramm aufgenommen. Bei
den offiziellen Höhenschichtkarten handelt es sich in der Hauptsache um topo
graphische Übersichtskarten, also um Karten, die den Originalaufnahmen gegen
über eine wesentliche Reduktion erfahren haben. Eine einzige großmaßstabige Karte
liegt in der Waterstaatskaart van Nederland in 1 : 50000 vor, worauf die Stufe
0—10 m in Grün und die folgenden 10-m-Intervalle bis 100 m in Braun erscheinen;
das Land über 100 m ist in Weiß ausgespart. Das Nachbarland Belgien gab 1888
eine beachtenswerte Höhenschichtkarte heraus mit Höhenkurven von 20 zu 20 m,
die von 100 zu 100 m mit einem Farbton zusammengefaßt werden. 4
Die amtlichen Karten bevorzugen das Braun als Schichtstufen, und zwar in
der Art, daß nach der Höhe zu die Stufen intensiver und dunkler in der Tönung
werden, z. B. auf den österreichischen Karten (s. § 370), auf der Höhenschichtkarte
von Bayern in 1 :250 000 5 und der Gewässer- und Höhenkarte des Königreichs
Württemberg in 1 : 600000, sodann auf der Hypsometrischen Übersichtskarte
des Königreichs Italien und der angrenzenden Gegenden 6 , der Höhenkarte des
nördlichen Schwedens und Höhenkarte des südlichen und mittlern Schwedens. 7
Rußland meldet sich mit einer ältern Karte, der Orographischen Karte vom Gouver-
1 Vgl. folgenden Teil, wie auch den „Zur Logik der Karte“.
2 /. B. die chromolithographische Höhenschichtkarte in 1 :80000, die der Arbeit beigeheftet
ist von A. W. Fils: Barometerhöhenmessungen von dem Kreise Schleusingen im kgl. Reg.-Bez.
Erfurt, ausgeführt i. d. Jahre 1859 — 1862. Suhl 1862.
3 Die in den 80er Jahren erschienene „Carte liypsometrique de la France“ in 1:800000, be
arbeitet von H. Pigeonneau u. F. Drivet, ist keine offiz. Karte u. wurde von dem Verlage von
Eugene Belin in Paris veröffentlicht.
4 Carte de la Belgique. Institut cartograpliique militaire. Bruxelles 1888. Indiquant les zones
hypsometriques et accentuant le relief des plateaux, 6 feuilles in 1:160000. Diese Karte setzt die 1880
veröffentlichte „Carte hypsometrique de la Belgique“ auf neue Basis. Die angewandte Farbenskala
soll in Verbindung mit dünnen Wasserscheidelinien die Terrainfomien für geologische u. landwirt
schaftliche Karten besser verwertbar machen u. für diese Zwecke innerhalb der einzelnen Höhen
zonen neue Gesichtspunkte hervorrufen.
5 Die ältere Ausgabe der Karte erinnerte in der bunten Farbengebung an die Papensche Karte,
denn von 200— 300m ist hellgelb, bis 400m dunkelgelb, bis 500m rosa, bis 600m hellgrau, bis 700m
grün, bis 900 m dunkelgrau, bis 1200 m braun, bis 1600 m violett, bis 2000 m karminrot, bis 2500 m
dunkelbraun und bis 3000 m blau koloriert.
6 „Carta corografica ipsometrica del Regno d’Italia e delle regioni adiacenti“ in 1:500000.
Den Anfang dazu machte die hypsometrische (und geologische) Karte der Westalpen „Alpi occidentali,
Schizzo ipsometrico e stradale“ (und „Schizzo geologico“) in 1:500000 von C. Porro.
7 „Höjdkarte öfver norra Sverige“ in 1:500000, 1895/96, mit 20 Farbentönen von 100 zu 100 m.
„Höjdkarta öfver södra och mellersta Sverige“ in 1:500000. 1886/87, mit Farbentönen von 100 zu
100 schwed. Fuß = 29,7 m.