Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die Meisterjahre in der Geländedarstellung von der Mitte des 19. Jahrh. bis zur Gegenwart. 487 
0—800 Fuß gilt dem Flach- und Tiefland, 300—1000 Fuß den Hügelländern und 
niedrigen Plateaubildungen, 1000—2200 Fuß den Mittelgebirgen und Hochebenen, 
2200—4000 Fuß den Gebirgen und Gebirgsländern und über 4000 Fuß dem Hoch 
oder Alpengebirge und der Region des ewigen Schnees. Schon zu ihrer Zeit ging 
ihre Bedeutung weit über die einer Schulwandkarte hinaus, und man bezeichnete sie für 
andere geographische Zwecke als die beste existierende Schichtenkarte. 1 
Die gesetzmäßig angeordnete Farbenfolge zur Erzeugung einer Höhenplastik 
wird uns später eingehender beschäftigen. Hier sei nur erwähnt, daß die Höhen 
plastik drei Pflegstätten, in der Schweiz, in Österreich und Sachsen, und neuerdings 
eine vierte in Großbritannien gefunden hat. Im allgemeinen wurde der Grundsatz 
„je höher desto dunkler“ befolgt, der aus der Schraffenkarte „je steiler desto dunkler“ 
resultierte und der von Fr. v.Hauslab mit großem Nachdruck geltend gemacht wurde, 
im Gegensatz zu E. v. Sydow, dessen Prinzip lautete: „Je tiefer desto dunkler.“ 
Doch davon später mehr. 
Die ersten gelungenen Höhenschichtkarten in der Schweiz gehen auf J.M.Zieglers 
Hypsometrischen Atlas, 1856, zurück. Aus der Steiermark präsentiert sich eine 
Karte, die sich durch ihr abgestuftes Kolorit, vom hellsten bis zum dunkelsten Braun, 
auszeichnet; es ist die Hypsometrische Karte von Steiermark in 1 :411000 von 
Th. v. Zollikoffer und J. Gobanz. 1 2 Das Terrain über 6000 Fuß bleibt unkoloriert. 
In ähnlicher Weise hat Henry Lange in dem seinerzeit berühmten Spezialatlas 
von Sachsen 3 die Höhenschichtkarte Sachsens behandelt. Er arbeitet in drei 
Volltönen und nimmt außerdem braune, schräg liegende, verschieden starke Schraffen 
zur Bezeichnung der einzelnen Stufen zu Hilfe. Einfache, gleichlaufende, mit der 
Höhe der Schichten stärker werdende braune Striche sehen wir auf den Schulkarten 
von Sachsen und Thüringen von Süßmilch-Hörnig, 1860, und sich unter spitzen 
Winkeln schneidende Striche auf den Karten von Europa und Deutschland in Meyers 
Handatlas, 1863. Von dem „unangenehmen, schlechten Eindruck“ dieser Karte 
spricht bereits Fr. v. Hauslab. 4 Daß er selbst schon 1828 und 1829 echte Höhen 
schichtkarten gezeichnet hat, wissen wir von A. Steinhäuser 5 , sie sind jedoch nie 
veröffentlicht worden. 
Delitschs Karten waren vorzugsweise Schul- und Wandkarten (s. oben), von 
denen einige mehrere Auflagen erlebten. 6 Eine richtige Studien- und Handkarte 
von Westdeutschland in zehn Stufen, darunter neun in Braun, hatte er 1866 heraus 
gegeben. 7 Die gute und praktisch auch ausgeführte Idee von O. Delitsch, stumme 
1 So in P. M. 1862, LB., S. 157. 
2 Hg. v. d. Direktion des Geogr.-Montanisclien Vereins für Steiermark zu Graz 1864. 
3 „Henry Langes Atlas von Sachsen“. Ein geographisch-physikalisch-statistisches Gemälde 
des Königreichs Sachsen, 12 Karten. Leipzig 1860. F. A. Brockhaus’ geogr.-artist. Anstalt. 
4 Franz v. Hauslab: Über die graphischen Ausführungsmethoden von Höhenschichten 
karten. S.-A. Mit. d. Geogr. Ges. (VIII. S. 30ff). Wien 1864, S. 5. Für die Behandlung der Schichten 
mit einer Farbe durch Striche schlägt er folgende Abstufungen vor: 1. weiß, 2. feinere entferntere 
Linien, 3. stärkere, dichtere, 4. rechtwinklig gekreuzte, 5. darüber eine schiefe dritte Lage von oben 
rechts nach links unten, 6. eine dritte Lage von links oben nach rechts unten, 7. vier Strichlagen, die 
sich unter 45° kreuzen, 8. voller Ton. 
5 A. Steinhäuser, a. a. O., S. 73. 
6 z. B. die „Wandkarte des Königreichs Sachsen“ in 1:144000, Leipzig 1880, in 3. Aufl. 
7 Sie ist Karte III in seiner Habilitationsschrift „Kartographische Darstellung der Bevölkerungs 
dichtigkeit von Westdeutschland auf Grund hypsometrischer und geographischer Verhältnisse“. 
Leipzig 1866.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.