Die Landkarte und ihr Gelände.
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Höhenschichtwandkarten der Kontinente und Deutschlands auf Wachstuch gedruckt
als Unterrichtskarten zu benutzen, auf denen sich mit Kreide gut zeichnen läßt,
hatte leider keine Nacheiferung gefunden. 1
Da in Leipzig zuerst die braunen Höhenschichten folgerichtig ausgebildet worden
sind, bin ich nicht abgeneigt, von einer besondern Leipziger Schule zu sprechen.
Sie hat kaum auf ein größeres Gebiet der Kartographie Einfluß erlangt, wenn man
nicht verwandte Seiten in den offiziellen und inoffiziellen Höhenschichtkarten von
Österreich und Bayern erblicken will.
Daß man selbst in den Kinderjahren der Höhenschichtkarten schon daran
dachte, mit den einfachsten Mitteln plastische "Wirkung und Einblick in die Kon
figuration des Terrains zu erzielen, beweist die lediglich in schwarzen Tönen der
Situationsplatte ausgeführte Karte von Finnland, die uns in einem der ersten Bände
von Petermanns geographischen Mitteilungen begegnet. 1 2
Das Grün für die tiefem und das Braun für die höhern Stufen des Geländes
bleiben bei aller Variation des Farbtons die meist gepflegten und gebrauchten Farben
skalen in der Herstellung von Höhenschichtkarten. Unter der großen Anzahl der
hierhergehörigen Karten seien besonders hervorgehoben als ältere ausgezeichnete
Karten die der Zillertaler Alpen von C. v. Sonldar 3 , sodann als neuere die schöne
Peloponneskarte von A. Philippson 4 , die Pinzgaukarte von "W. Schjerning 5 , die nicht
minder gut ausgeführte Karte Italiens von G. Cora. 6
283. Die Wiener Schule. In Österreich entwickelte sich eine selbständige Schule
der Höhenschichtdarsteliung, die Wiener Schule genannt wird und durch
Fr. v. Haus lab begründet wurde. In Schrift 7 und Karte hat er für sein
System, das eine strengere gesetzmäßige Farbenfolge beachtete, gekämpft. Voll
wertig wurde es in die Kartographie durch die Mitwirkung von Anton Steinhäuser
eingeführt 8 , dessen Hauptwerk, die sechsblättrige Hypsometrische Wandkarte von
Mitteleuropa in 1:1500000, Wien 1877, noch heute aufrichtige Bewunderung ver
dient. Hauslab verwendete entweder eine Farbe (braun), die nach dem Prinzip
,.je höher desto dunkler“ in verschiedene Helligkeitsgrade zerlegt wurde, oder mehrere
Farben, die von Weiß beginnend über Gelb, Braun, Grün, Grünbraun, Dunkelgrün
1 Noch in meiner Studien- und Assistentenzeit an der Leipziger Universität waren solche Karten
von Delitsch, der an der Leipziger Universität Geographie nebenamtlich dozierte, vorhanden; sie
wurden in den Seminarübungen von Fr. Ratzel und mir öfters gebraucht. — Eine Art Wieder
erweckung erfuhren die Wachstuchdecken in den sog. „Stammtisch-Wachstuchdecken“ im letzten
Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts. Man sah sie oft auf besondern Tischen (Stammtischen)
der Wirtshäuser, wo sie somit das nächstgelegene geogr. Auskunftsmittel bei Gesprächen waren.
2 Höhenschichtenkarte von Finnland. Nach dem Kartenwerk von C. W. Gylden. 1:2700000.
P. M. 1859, T. 5. — 9 Geländestufen sind durch verschieden dichte wagerechte schwarze Linien bis
zum Vollschwarz dargestellt.
3 C. v. Sonklar: Karte der Zillerthaler Alpen. P. M. Ergh. 32, T. 3. 1872.
4 A. Philippson: Topographische und hypsometrische Karte des Peloponnes. 1:300000.
Berlin 1891.
5 W. Schjerning: Höhenschichtenkarte des Pinzgaus. 1:250000. Beil. 10 zu Forsch, z.
deutsch. Landes- u. Volkskunde. Stuttgart 1897.
6 G. Cora: Carta altimetrica e batometrica dell’ Italia. 1:200000. — Die Italiener haben, wie
auch aus S. 471 hervorgeht, eine große Vorliebe für derartige Kartendarstellungen.
7 Fr. v. Hauslab: Über die graphischen Ausführungsmethoden usw., a. a. O.
8 A. Steinhäuser: Beiträge zur Geschichte usw., a. a. O.