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Die Kartographie als Wissenschaft.
mundi oder den ältesten Weltkarten (Stuttgart 1893—1898), wo uns Karten aus dem
1. bis 13. Jahrhundert vorgeführt werden. Wie man bei der historischen Kleinarbeit
verfährt, dafür ein Beispiel. Auf der Weltkarte in der Ulrner Ausgabe des Ptolemäus
von 1482, die bis jetzt als älteste signierte Karte gilt, heißt es in der Legende: „In
sculptum est per Johannem Schnitzer de Armßheim“. Schnitzer ist hier auf alle
Fälle als Eigennamen und nicht als Handwerkbezeichnung aufzufassen, wie es durch
E. v. Nordenskiöld geschieht, der im Facsimileatlas übersetzt: „Skuren af Jo
hannes, träsnidare fram Armsheim“. Der deutsche Fachausdruck für dieses Hand
werk war „Formschneider“, wie Fr. v. Wieser in der Beurteilung des Facsimile
atlas nachweist. 1
Uns fehlen verschiedene Untersuchungen über den Einfluß der Einzelkarten
auf ihre Zeit. Manche prächtige Karte galt schon für ihre Zeit verschollen, wie die
Karten des J. A. Rauch aus Wangen. Dagegen haben andere nachhaltigen Einfluß
auf Jahrzehnte, ja auf Jahrhunderte hinaus gehabt. Außer an das bekannte Beispiel
der Apianischen Landtafeln von Bayern erinnern wir an G. M. Yischers Karte
von Ungarn „Theatrum belli inter magnos duos imperatores romanorum'et turearum“,
die 1685 in Wien erschien und für die Kartographie Ungarns auf Jahrzehnte hinaus
maßgebend war, aber auch an Vischers Karte von „Oberösterreich“, die 1669 zum ersten
Male veröffentlicht wurde, aber noch 1808 in Linz nach den Straßenzügen verbessert
erschien. Sogar aus dem Jahre 1826 besitzen wir noch Abdrucke von dieser Karte.
Es gibt eine Anzahl von Karten, die bereits eine mehrfache Untersuchung und
Publikation erfahren haben, wie die Madabakarte, die Peutingersche Tafel, die
Goldminenkarte von Nubien, die man als die „älteste Karte der Welt“ zu bezeichnen
gewohnt ist, die Cusa-Germaniakarte von 1491, die zu den ersten Landkarten gehört,
die das Zeitalter moderner kartographischer Darstellungskunst einleiten. * 1 2 Daneben
spielen Karten eine Rolle, die zum ersten Male irgendein geographisches Objekt in
richtige Lage bringen oder eine kartographische Versinnbildlichung, die auf die Folge
zeit von eminenter Wirkung wurde. Interessant ist es, den Karten nachzuspüren,
die zum ersten Male die Gebirge an richtiger Stelle setzen, die zum ersten Male bewußt
die Schraffe in senkrechter Beleuchtung oder die Schichtlinien anwendeten. Damit
gelangen wir aber schon zu den einzelnen Elementen einer Karte, die gleichfalls ein
dankenswerter Vorwurf historisch-kartographischer Untersuchung sind. H. Wagners
historisch-kritische Erörterungen über den Maßstab, besonders den Meilenmaßstab
sind ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Kartographie. 3 Es fehlen aber noch sehr
Fortsetzung der Sammlung bilden, die kurz zuvor von Stevenson unter dem Titel „Maps illustrating
early discovery and exploration in America 1502 — 1530 reproduced by photography“ herausgegeben
worden ist. — Bei diesen Amerikakarten ist auch nicht vorbeizugehen an J. G. Kohl: Die beiden
ältesten Generalkarten von Amerika, ausgeführt i. d. Jahren 1527 u. 1529 auf Befehl Kaiser Karls V.
Weimar 1860.
1 Fr. v. Wieser: Nordenskiölds Facsimile-Atlas. P. M. 1890, S 272.
2 Fr. v. Wieser in G. Z. 1905, S. 646, 711.
3 Auf H. Wagners Einfluß ist es zurückzuführen, daß für sämtliche alte maßstablose Karten
der Göttinger Universitätsbibliothek der Maßstab berechnet und auf die Karten geschrieben wurde,
eine Einrichtung, die zur Nachahmung allen andern Bibliotheken empfohlen werden muß. Auf den
Karten der K. Dresdener Bibliothek ist die nachträgliche Berechnung des Maßstabes gleichfalls
durchgeführt. — Auch beim Zitieren von Karten soll man tunlichst den Maßstab mit angeben, denn
für den Faclunann ist es außerordentlich wertvoll, zu wissen, ob z. B. die Karte im Maßstab 1 : 250000
oder 1:2500000 gezeichnet ist; er kann sich dann im Geiste schon ein ungefähres Bild von der
Karte, machen.