Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung. 
Größen würden auf der Karte 1:100000 = 2,2; 1,1; 0,7 mm betragen. An dieser 
Norm hat man im großen und ganzen bei den topographischen Karten festgehalten. 
Hie und da kleine Abweichungen verschlagen weiter nicht. Aus der Tabelle (Anm. 8, 
S. 527) geht hervor, daß bei 40° Neigung die Strichlänge 0,22 mm beträgt. 0,2 mm 
ist das Maß der Striche, das graphisch noch gehandhabt werden kann. Das muß 
gleichfalls bei andern Skalen gelten. Wird die Skala auf 60° verlängert, wird sich die 
Strichlänge verhalten bei unveränderter Strichhöhe (z. B. 20 m) für die Haupt 
neigungen von 
5 0 : 10° : 15° : 20° : 25° : 30° : 85° : 40° : 45° : 50° : 55° : 60° wie 
Aus dem zweiten Teile der Tabelle wird man erkennen, daß für die Strichlänge bei der 
längern Skala ein kommensurableres Verhältnis als bei der kürzern herausspringt. 
Selbstverständlich ändert sich die Strichlänge bei andern Isohypsenabständen, was 
hier weiter auszuführen als überflüssig erachtet wird. 
Gleich der Strichlänge ist die St rieh stärke und damit die Strichanzahl 
nv, f ein gegebenes Flächenstück von dem Maßstab abhängig. Die graduelle Verdunklung 
r geneigten Flächen wird sowohl durch die Strichanzahl wie durch die Strichstärke 
verursacht. In beiden Fällen ist das Wichtigste die Auseinanderstellung der Striche. 
Bei den topographischen Karten hat sich das Prinzip entwickelt: Je kleiner der Maß 
stab, je größer die Anzahl der Striche, weil bei den kleinern Maßstäben die Schraffierung 
über die kleinern Formen genau Auskunft geben muß. 1 Ohne Frage würden weit 
auseinander gestellte Striche bei kleinen Maßstäben die Genauigkeit der Gelände 
darstellung beeinträchtigen. 1 2 Das muß jedoch in gleichem Maße auch für großmaß - 
stabige Karten gelten. Zur Durchführung der Schraffierung besteht z. B. in der öster 
reichischen Vorschrift für Militärkarten eine Maximal- und Minimalschraffenskala. 
Bei der erstem kommen 13 und bei der letztem 20 Schraffen auf 1 cm Schichtlinien 
länge; jene wird bei ausgedehnten, wenig gegliederten Bodenformen angewandt, diese 
bei reich detailliertem Gelände. 
307. Verlauf der Striche. Zuletzt ist der Verlauf der Striche zum Gegenstände 
genauerer Untersuchungen geworden. An dem Grundsätze, daß sie die Schichtlinien 
senkrecht zu verbinden haben, ist nirgends gerüttelt worden. Da sie den Lauf der 
Wassertropfen markieren, hat sie v. Küdgisch Wasserstriche genannt. 3 Doch ist 
er mit ihrem geraden Verlaufe nicht einverstanden. Im Hinblick auf die Lehmannsche 
Manier führt er aus, daß sie wohl das Bild einer fast künstlerischen Plastik gewährt, 
indessen ein sehr geübtes Auge dazu gehöre, aus dem Unterschiede des Schwarzen 
zum Weißen die Böschung bis auf Grade genau ablesen zu können. Deshalb bedauert 
er, daß die Müfflingsche Skala so wenig Anklang gefunden habe. Er versucht nun 
1 v. Rüdgisch: Die Bergzeichnung auf Plänen. Ein Lehrbehelf. Metz 1874, S. 23. 
2 Die alte preußische Vorschrift sagt: Auf die Länge eines Dezimalzolls (= 3,77 cm) kommen 
bei einem Maßstab von 
1: 12500 30 Striche (18 Striche auf 1 cm, neue Vorschrift) 
1: 25000 50 Striche (20 Striche auf 1 cm, neue Vorschrift) 
1: 50000 60 Striche (26 Striche auf 1 cm, neue Vorschrift) 
1: 80000 (alte Aufnahme) 80 Striche 
1:100000 100 Striche (34 Striche auf 1 cm, neue Vorschrift) 
3 v. Rüdgisch, a. a. O., S. 24.
	        
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