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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung.
sie technisch gerechtfertigt ist, einen Widerspruch sehen. Darum muß in Karten, auf
denen die Anschaulichkeit der Sonnen- und Winterseite gefordert wird, eine Beleuchtung
aus SW" angenommen werden. Ferner wird die Forderung Peuckers, für die schräge
Beleuchtung „Sonnseitbeleuchtung“ zu sagen, verständlich. Doch alle Schwierig
keiten sind nach ihm behoben, wenn man das Gelände auf General- und Spezialkarten
in irgendeiner vielstufigen farbenplastischen Skala darstellt. Beim Anblicke dieser
Kartenbilder „kommt man ja von vornherein nie in Zweifel, was oben oder unten
sei, wie an so vielen Schweizer Karten, außerdem wird man solche Karten meist nur
im Freien praktisch benutzen. Man hat also völlig freie Hand, dem Höhenbild das
naturgemäße Schattenbild einzufügen an Stelle des inhaltlich wertlosen Zimmer
schattens“. Das hat Peucker durch seine beigegebene Alpenkarte in 1 : 200000 be
wiesen, auf der das Gelände von S und SW her beleuchtet erscheint. Ein grauer
Schatten kriecht an den Nordgehängen entlang, aber so zart und unauffällig, daß er
die Farbstufen nicht im geringsten stört, sondern im Gegenteil hebt. Auf diese Weise
wird tatsächlich ein naturgemäß beleuchtetes Geländebild geschaffen, das auch
ästhetisch einwandfrei ist.
331. Der inklinable Lichteinfall. Das Problem des Lichteinfalls im Inklinations
sinne hat in neuerer Zeit Hammer erörtert, nachdem es früher schon von Chauvin
angeschnitten worden war, der sich für einen Lichteinfall von 30° entschieden hatte
(S. 546). Meist wird die Neigung des Lichtstrahles zur Horizontalen zu 45° gedacht.
Hammer denkt an das Azimut des Untergangspunktes der Sonne 1 , das im Jahres
mittel auf der Nordhalbkugel 90° beträgt, womit derW-Punkt bezeichnet wird. „Und
an solche Mittelwerte hält sich das Volk. Ist deshalb die Forderung: Lichteinfall aus S,
aus der mittlern Sonnenmittagshöhe! bei uns (50° Breite) also aus der Höhe 40° für
die hoch belobte schiefe Beleuchtung, die der Natur näher bringen soll, naturgemäß
oder nicht?“ In Rücksicht auf die vorwiegende Sommerbenutzung der Karten kann
man die Höhe zu 45—50° annehmen, natürlich von S aus betrachtet. Auf solche Art
kommt man ja einer naturgemäßen Beleuchtung etwas nahe, obwohl es sich auch
hierbei nur um wenige Stunden eines Phänomens handelt, dagegen beim NW-Einfall
um keine einzige Sekunde im Jahre, wo die Beleuchtung mit der Natur allenfalls —
denn um große Räume in ostwestlicher Erstreckung darf es sich dabei auch nicht
handeln — übereinstimmt. Zuletzt macht Hammer noch darauf aufmerksam, daß
sich der von der Natur gegebene Lichteinfallwinkel auf der Wanderung nach N wie
nach S ändert. Für Norwegen würde dieser Winkel etwa 80° betragen, für Italien,
Spanien, Griechenland höher wie bei uns.
Um gleich bei letztem Ausführungen stehen zu bleiben, muß ich bemerken,
daß es untunlich wäre, die Höhe der Lichtquelle mit der Breite zu ändern; für alle
Karten der Nordhalbkugel muß gleiche Höhe des Lichteinfalls Vorschrift sein. In
der Hammerschen Gedankenfolge würde man beim Überschreiten des Wendekreises
schließlich zu einer Höhe der Lichtquelle gelangen, die jeden Schatten des Geländes
ausschließt. Auch würde durch die Änderung dieses Einfallswinkels, was verschiedene
intensive Schatten der beschatteten Gehänge hervorrief, selbst wenn gleiche Böschungen
vorlägen, — von der verschiedenen Länge der Schlagschatten sei ganz abgesehen,
obwohl sie beim Wechsel der Höhe der Lichtquelle unbedingt berücksichtigt werden
1 E. Hammer i. P. M. 1898, S. 65, 66.