Die allgemeine Gleländeschraffe.
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sind diese ganz und gar ausgeschlossen, müssen die Geländeformen nach großen
geologischen und morphologischen Gesichtspunkten zusammengefaßt und zu typischen
Zügen, die auf die Entstehung dieser Formen Rückschlüsse erlauben, verallgemeinert
werden. So erscheint die Gruppenbildung von Geländeformen als eine der wichtigsten
kartographischen Aufgabe, wenn nicht die wichtigste des Geländezeichners. Für
diese zusammenfassende und verallgemeinernde Tätigkeit (Generalisierung!) bietet
zweifellos die hypsometrische Karte, d. h. die Höhenschichtenkarte die beste Grund
lage, die sich erst anzulegen ein gewissenhafter Kartograph nie unterlassen wird.
Bei den Karten in den Übergangsmaßstäben von topographischer zu choro-
graphischer Karte wird man tunlichst die mathematische Basis für die Schraffen-
darstellung noch benutzen. C. Vogel hatte für seine Deutschlandkart ein 1 : 500000
40 Striche auf 1 cm vorgeschrieben, ausgehend von der Durchschnittsböschung von
18—25°, wo das Weiß zu Schwarz in gleichem Verhältnis steht. Für die gleichen
Böschungen bei dem Maßstab 1 : 1500000, in dem verschiedene Karten Europas im
großen Stieler auf C. Vogel zurückführen, werden 48—50 Striche auf 1 cm empfohlen. 1
Man übersehe nicht, daß die Vogelsche Bestimmung nur eine allgemeine Direktive
für den Stecher gibt. Je nach Bedarf ist bei stärker gegliederten Formen ober bei
Kleinformen die Strichzahl zu vermehren, denn die denkbar engste Schraffierungs
skala ist selbst im Flach- und Hügelland noch anwendbar und ausdrucksvoll, sofern
nur der einheitliche Charakter bewahrt bleibt. 1 2
Die Schraffe der kleinen Maßstäbe von 1 : 2000000 ab erfüllen ihren Zweck
in der Veranschaulichung der großen allgemeinen Züge der Gebirgsgruppen und
Massenerhebungen. Diese Aufgabe der allgemeinen Geländeschraffe hat E. v. Römer
in seinen „kritischen Bemerkungen zur Frage der Terraindarstellung“ nicht klar er
faßt 3 ; desgleichen läßt seine Darlegung vom Wesen der Schraffe zu wünschen übrig.
Schon einer seiner einleitenden Sätze, daß „die Schraffendarstellung mit senkrechter
Beleuchtung zu militärischen Zwecken erfunden sei, ja zu denselben Zwecken der
Theorie zuwider optisch überhalten“, bezeugt, daß er weder die Lehmannsche
Schraffe noch die Peuckersche Theorie 4 richtig auffaßt. Was er gegen die Lehmannsche
Schraffe und deren Bevorzugung durchs Militär vorgebracht hat, natürlich sehr ein
seitig und unvollkommen, ist von Chr. v. Steeb widerlegt worden. 5 Uns interessiert
hier mehr das, was er der allgemeinen Geländeschraffe vorwirft, wobei er einige Karten
aus Stielers Handatlas zerpflückt. Auch weiß er die Böschungsschraffe von der all
gemeinen Geländeschraffe nicht schärf auseinander zu halten, denn was er jener zur
Last schreibt, geht meistens auf Schuld dieser.
„Bei geographischen Karten in kleinerm Maßstabe spielt die Höhe eine größere
Rolle als die Steile.“ Dieser Ausspruch von Hauslab ist zum eisernen Bestand karto
graphischen Glaubens und Darstellens geworden. Ihn zu realisieren fällt der Schraffe
außerordentlich schwer, vielfach versagt sie hier ganz. Immerhin muß man aner
kennen, daß sie auf die Heraushebung der großen, charakteristischen Züge des Ge-
1 C. Vogel, a. a. O., S. 149.
2 Schöne Beispiele dieser Art gibt auch der „Atlas universel de géographie“ von M. Vivien de
Saint-Martin u. Fr. Schräder.
3 E. v. Römer i. d. Mit. d. Geogr. Ges. in Wien 1909, Heft 10 u. 11, S. 507—538.
4 K. Peucker: Schattenplastik u. Farbenplastik. Wien 1898, S. 36.
5 Chr. v. Steeb: Noch einmal „Kritische Bemerkungen zur Frage der Terraindarstellung“.
Mit. d. Geogr. Ges. Wien 1910, S. 89—94.