Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung. 
ländes hinarbeitet und die Massenerhebungen auch nach ihrer Höhe etwas veran 
schaulicht, freilich nicht in dem Sinne Eomers, als ob sie die „absolute Höhe“ hervor 
heben wolle. 1 Als H. Habenicht das Bild der Andenkette entwarf, wußte er gar wohl, 
wie er die Schraffe zu handhaben habe und was er ihrer Wirkung zumuten könne. 
Er stellte den steilwandigen Anstieg bei Antofagasta nicht so stark in Schraffen dar, 
um sich deren großem Effekt für die relativ höhern Gebiete der innern Andenketten 
aufzubewahren. Das sind Erscheinungsformen der Geländegeneralisierung, die für 
Karten wie in den Stielerkarten für Südamerika in 1:7 500 000 und kleinern Maß 
stabes viel Takt und eingehender geographischer Vorstudien bedarf. Infolge mannig 
faltigster Erwägungen wird es Vorkommen, daß, trotzdem das Schraffenbild aus einem 
hypsometrischen Urbild herausentwickelt wird, manche Geländepartie etwas schwächer 
im Schraffenton erscheinen, als es ihnen nach Höhe und Böschung zukäme; es darf 
eben nicht das große Ganze aus den Augen verloren werden. Daß es hinwiederum 
außerordentlich schwierig ist, das hypsometrische Gerippe auf Grundlage der Schraffen- 
atlaskarte zurückzukonstruieren, ist eine allgemein bekannte Tatsache. Desgleichen 
führt die Profilkonstruktion nach dem Schraffenbilde der Atlas-, Schul- und Wand 
karten zu mangelhaften Bildern, die den Kenner durchaus nicht in Erstaunen setzen. 
Aber daraus der allgemeinen Geländeschraffe einen Strick drehen, heißt eben, wie 
ich immer wieder betonen muß, ihr Wesen und ihre Bedeutung verkennen. Ein ge 
wisser Grad Konventionalismus wird diesen Karten stets eigen sein. Selbst ein 
gewisser Duktus der einzelnen Kartenbearbeiter und -firmen wird sich bei der Dar 
stellung der allgemeinen Geländeschraffe nicht verkennen lassen, besonders in Schul 
atlanten, wo man z. B. genau die Schraffenzeichnung von Debes von der von 
Lüddecke unterscheiden kann. Bomer geht entschieden zu weit, wenn er in dem 
unumgänglichen Maß von Konventionalismus eine Vergewaltigung der exakten theo 
retischen Begriffe der Schraffe und der Schichtlinien erblickt. 
335. Die Inhomogenität der Karten einheitlicher Kartenwerke. Mit manchen An 
sichten Börners wird man sich einverstanden erklären müssen. Wenn auf Karten von 
Asien in 1:7500000 in Stielers Handatlas die Berge der Kirgisensteppe, die bis 
1336 m emporragen, also von ähnlicher Höhe wie der südliche Ural sind, ziemlich 
detailliert erscheinen, dann müssen sie auf einer Übersichtskarte von Asien in 1 :30000000 
wenigstens angedeutet werden, so ähnlich wie auf den entsprechenden Karten in 
Debes’ Neuem Handatlas. Sicher ist das Versehen auf den allgewohnten Begriff 
„Steppe“ = „Ebene“ zurückzuführen. Auf einen Punkt hätte hierbei Bomer hin- 
weisen können, nämlich wie diese Übersichtskarten entstanden sind. Mancher Pehler 
wird da seine Erklärung finden. Vielfach war es und ist es üblich, erst die Übersichts 
karte mit ihrem Geländebild darzubieten und später die dazu gehörigen Spezialkarten. 
Die Übersichtskarte soll das (generalisierte) Ergebnis der Spezialkarten sein. Dies 
Prinzip, das bei topographischen Karten als etwas Selbstverständliches gilt, müssen 
die Kartographen der Atlasblätter mehr als bisher befolgen. 2 Ich gebe zu, daß man 
diese nicht regelmäßigen Erscheinungen mit aus der Entwicklungsgeschichte des be- 
1 E. v. Römer, a. a. O., S. 515. 
2 Daß dies nicht befolgt wird, sieht man bei den Lieferungsausgaben der Handatlanten (in 
total umgearbeiteten Neuauflagen); gewöhnlich wird die allgemeine Übersichtskarte eines Erdteils in 
einer der ersten Lieferungen gebracht, während die Spezialkarten, eben weil sie noch in Arbeit sind, 
viel später erscheinen.
	        
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