Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Der Schraffenersatz. 
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plastik eine Formenplastik. Formen müssen aber immer vorausgesetzt werden, wenn 
es sich überhaupt um Plastik handeln soll (S. 503). Diese Formen können nun auf 
verschiedene Art und Weise plastisch dargestellt werden, infolgedessen werden diese 
verschiedenen Darstellungsmanieren ihren Sondernamen empfangen. Takt, Ge 
schick, vereint mit Kenntnis der Geländeformen sind die Voraussetzungen für eine 
schattenplastische Darstellung des Geländes, besonders in Schummerung bei schräger 
Beleuchtung. Wir begegnen uns hier mit der Ansicht bedeutender Kartenpraktiker, 
wie C. Vogel, H. Habenicht u. a. und begeben uns hierbei auf ein Gebiet, das sich 
trotz aller Mühen nicht dazu eignet, die Geländedarstellung ,,von Takt und zeich 
nerischer Anlage unabhängig zu machen und sie in feste Regeln zu bannen“, wie es 
K. Peuckers Bestreben ist. 1 
Die Schummerung ist der große Konkurrent der Schattenschraffe, wenn nicht 
gar das Verderben der Schattenschraffe. Sie erfordert beim Gebrauch bei weitem 
nicht die Fertigkeit und Zeitdauer wie die Schraffe. Ihre Anwendung ist wesentlich 
leichter und bequemer. 1 2 Doch ist ihr Anwendungsbereich erst erblüht, als es Mode 
wurde, das Gelände gesondert zu behandeln und mit besonderer Platte zu drucken. 
Nach dieser Richtung hin wird die Schummerung als ein Hilfsmittel bei der Aus 
führung großer Kartenwerke auch von militärischer Seite aus angesprochen. 3 
345. Schummerung und Schichtlinie. Wie wir wissen, fällt es selbst bei der 
sorgfältigsten Darstellung der Schraffe schwer, die Böschungen nach ihrem Neigungs 
werte ablesbar zu gestalten. Bedeutend schwieriger ist dies für die Schummerung. 
Theoretisch ist es möglich, praktisch kaum. Der Schummerung fehlt der Charakter 
der Selbständigkeit, die die Schraffe zweifellos besitzt. In gleicher Weise wird jedoch 
von beiden die Schichtenlinie willkommen geheißen. Während sie aber für die Schraffen- 
karte wünschenswert erscheint, wird sie zum Postulat für die Schummerungskarte. 
Das hatte klar zuerst F. Chauvin erkannt. 4 Seine Untersuchungen aus der Mitte 
des vergangenen Jahrhunderts gründen sich in der Hauptsache auf die Schichtlinien- 
karte, deren Geländeformen durch schräge Beleuchtung plastisch herauszuarbeiten 
sind. In drei Hauptsätzen begründete er sein Verfahren, dessen erster die Horizon 
talen und dessen zweiter die Anwendung von Licht und Schatten fordert. Der dritte 
geht auf die Ausführung der Manier selbst ein und hebt hervor, daß die Schatten 
beim Bergzeichnen vermittelst der schwarzen chinesischen Tusche oder schwarzen 
Kreide und im Stich in Aquatinta anzugeben sind. 
Später hat man die Methoden und Manieren der Schummerung noch besser 
ausgebaut (besondere Terraindruckplatte, s. oben) und dadurch ihren Anwendungs 
bereich außerordentlich vergrößert. Bei den Plänen zum Generalstabswerk über 
den Krieg 1870/71 empfand man besonders in militärischen Kreisen die Verbindung 
1 Diesen Punkt liat K. Peucker einigeraal eingehend erörtert, bes. in den Drei Thesen zum 
Ausbau der theoretischen Kartographie. G. Z. 1902, S. 205ff. — Vgl. ferner H. Habenicht: Die 
Terraindarstellung im Neuen Stieler. P. M. 1903, S. 32. — H. Haack in G. J. XXVI, 1903/04, S. 397. 
2 Die Schummerungsmanier ist tatsächlich nicht schwierig zu gebrauchen und von allen Terrain 
darstellungsmanieren am leichtesten zu erlernen. 
3 Vgl. B. Schulze: Das militärische Aufnehmen. Leipzig u. Berlin 1903, S. 199. — Ferner 
C. Hödlmoser: Über Terraindarstellung in Karten. Mit. d. k. k. mil.-geogr. Inst. XVII. Wien 1897, 
S. 325. 
4 F. Chauvin: Das Bergzeichnen rationell.entwickelt. Berlin 1854, S. 30ff. 
Eckert, Kartenwissenschaft. I. 37
	        
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