Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Das Punktsystem und seine Anwendung. 
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und Schulatlanten wahrnehmen. Von der Darstellung des Sandes der Wüsten durch 
Punkte ist es zu der des Gerölls von Schotterterrassen und Schutthalten nicht weit, 
wie wir beispielsweise auf Karten von A. Waltenberger 1 , A. Hettner 1 2 u. a. sehen. 
Durch die Punktiermethode erzeugt R. Leuzinger 3 auf seiner Karte Oberwallis, 
Berner Alpen und Simplongebirge bei den Gletschern den Eindruck einer natur 
gemäßen Wölbung und des natürlichen Aufgehens in die morphologische Gestaltung 
des Gebirges. 
Von den neuern Verfahren, den Farbton durch Raster in Punkte aufzulösen, 
will ich ganz schweigen. In älterer Zeit, wo man noch keinen Farbendruck kannte, 
bot der Punkt in seinem mehr oder minder dicht gedrängten Auftreten ein Ersatz 
mittel für verschiedene Farbtöne. In der ersten Ausgabe von Heinr. Berghaus’ 
Physikalischem Atlas, Gotha 1845, sehen wir die Punkte noch reichlich angewandt, 
um die Landflächen gegenüber den Meerflächen zu kennzeichnen. Eine leichte Punktur 
überzieht gleichmäßig das Landinnere, nach der Küste zu verdichtet sie sich und hebt 
das Land plastisch (wulstig) aus der Papierfläche heraus. 
Der Punkt ist großenteils ein Verlegenheitsmittel bei der kartographischen 
Veranschaunlichung kultur- und naturhistorischer Tatsachen. Da dieses Darstellungs 
bereich außerhalb des Rahmens der Geländedarstellung liegt, seien nur einige kurze 
Hinweise gestattet. Einzelne, etwas kräftig gehaltene Punkte bedeuten auf der Karte 
von Frankreich in 1 : 80 000 Einzelbäume. Auf verschiedenen Karten des bereits 
genannten Physikalischen Atlas von Berghaus finden wir einige Anwendungen des 
Punktes, wie sie heute nicht mehr gepflegt werden. So sind auf der Erdkarte der 
vulkanischen Erscheinungen die Erdbebengebiete in Punkten besonders markiert 4 ; 
je dichter die Punkte, desto intensiver sind die Erderschütterungen jener Regionen. 
Nach ähnlichem Prinzip wurde der Punkt auf der Regenkarte von Europa verwendet. 5 
Je dunkler die Punktierung, desto bedeutender ist die Regenmenge. Der gleiche 
Effekt ist auf der „hyetographischen Karte der Erde“ wiederholt. 6 Ich fand die 
gleiche Art der Darstellung auf der Hyetographic or rain map of the world in einer 
ältern Ausgabe von Johnstons Physikalischem Atlas (Edinburgh und London 1850). 
Johnston wendet die Punktur auch bei den Karten der Tierverbreitung an, Berg 
haus dagegen die Linienschraffur. 
Seit alters her ist der Punkt ein guter Gehilfe der Schraffe, besonders da, wo 
sie sich allmählich nach der Ebene zu verflüchtigt, was vielfach in ein Auflösen in 
feine und feinste Punkte vor sich geht. Sowohl bei der Schattenschraffe wie bei der 
Böschungsschraffe finden wir diese Verwendung des Punktes. Auf der Carte topo- 
graphique de la France in 1 : 80000 wie auf der Topographischen Karte des Deutschen 
Reiches in 1:100000 klingen die Schraffen der sanftesten Böschungen in kurzen 
Strichelchen und Punkten aus; auf der erstem werden Punktreihen auch gebraucht, 
um die Schraffen zu trennen, so ähnlich wie für die 10°-Böschungen der Müffling- 
1 A. Waltenberger: Hypsometrische Karte der Oberlechthaler Alpen, Rhätikonkette und 
Silvrettagruppe. 1:200000. P. M. Ergh. 1875, Taf. 1. 
2 A. Hettner: Karte von den Reisen in den Columbianischen Anden in den Jahren 1882 bis 
1884. 1:800000. P. M. 1888, Taf. 7. 
3 R. Leuzinger: Oberwallis, Berner Alpen u. Simplongebirge. 1:200000. P. M. 1866. Taf. 11. 
4 Hein. Berghaus: Physikalischer Atlas. Gotha 1845. 3. Abteilung Geologie. Taf. 7, be 
arbeitet 1839. 
5 H. Berghaus, a. a. O., 1. Abteilg. Meteorologie. Taf. 10, bearbeitet 1841, 1849. 
6 H. Berghaus, a. a. O., Taf. 9. 1841, 1849.
	        
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