Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Der wissenschaftliche Aufbau der Höhenschichtkarten. 
graphische Probleme zu lösen, die die wissenschaftlich verfeinerte Kegionalkarte in den 
Hintergrund drängten, vielleicht müssen noch mehr Tatsachen gewonnen werden, um einen 
allseitigern Auf hau dieser Kartenart zu beleben und zu befruchten; wie es sich auch ver 
halten mag, jedenfalls befindet sich diese Kartendarstellung noch in einem embryonalen 
Zustand; auch wollen wir nicht verkennen, daß es sich dabei in der Hauptsache um 
Sonderuntersuchungen und Sonderkarten handelt. 
369. Die reine Höhensehichtkarte und ihre ersten wissenschaftlichen Festsetzungen. 
Die Leere der Schichtlinienkarten wird teils als ein Vorzug teils als ein Nachteil be 
trachtet; als ein Vorzug, w r enn es sich um weitere wissenschaftliche und technische 
Studien, als ein Nachteil, wenn es sich um veranschaulichende und didaktische Zwecke 
handelt. Für das große Publikum lösen sie nicht selten das Gefühl des Unfertigen aus, 
obwohl das Unfertige heute, wo wir schon mehr als früher an den Anblick und Ge 
brauch der Isohypsenkarten gew T öhnt sind, weniger empfunden wird. K.Peucker 
wird zum großen Interpret dieses Gefühls, wenn er sagt: ,,Die reinen Isohypsenkarten 
sind seelenlose Bilder des Geländes“. 1 Für ihre Zeit wohl begründete Klagen über 
das Unzureichende und Unzulängliche der äquidistanten Höhenkurven hören wir 
aus dem Munde E. v. Sydows, indem er von der Voraussetzung ausgeht, daß mit 
der Genauigkeit der Darstellung vertikaler Verhältnisse eine schnell zu erfassende 
Übersicht der Bodenplastik vereint werden muß. Nach seinen Folgerungen ist das 
Vollkommenste eine Vereinigung der Angabe der Schichtlinien mit einer in Strichen 
oder Tuschtönen ausgedrückten Darstellung der Bodenform. 1 2 Von dem Wirrwarr der 
Farbengebung auf den Höhenschichtkarten seiner Zeit ist er nicht entzückt, und er 
ruft aus, daß es nachgerade Zeit würde, für die Farbenskala des Höhenschichten 
kolorits zu übereinstimmenden Grundsätzen zu kommen. 3 Bei der Betrachtung einer 
Höhenschichtenkarte von C. Kofistka 4 kommt er zu dem Ergebnis, daß durch ein 
sinnreich gewähltes Kolorit nicht allein das hypsometrische Element zu voller Geltung 
gelangen, sondern auch ein plastischer Eindruck erzielt werden kann. 5 Sydows großes 
Verdienst lag mit darin, immer wieder die Betrachtung der Höhenschichtkarten 
gefördert zu haben. Das war für die damalige Zeit nicht leicht, und in einem Brief 
an A. Steinhäuser 6 , in dem er sich für Papens Höhenschichtkarte erwärmt, lesen 
wir: ,,Die ganze Höhenschichtendarstellung hat überhaupt noch wenig Freunde, 
weil wenig Verstehende. Wir dürfen also nicht ablassen zu predigen, etwas bleibt 
doch sitzen!“ Bezüglich der Farbenintensität und Farbenfolge vertrat er bekanntlich 
das Prinzip: Je tiefer desto dunkler. Selbstverständlich durften die Niederungen nicht 
zu dunkel, sondern mußten noch genügend durchscheinend sein, die darunter befind 
liche Situation in voller Deutlichkeit durchblicken zu lassen. 
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1 K. Peucker: Drei Thesen z. Ausbau der theoretischen Kartographie. G. Z. 1902, S. 147. 
2 E. v. Sydow bei der kritisch. Beleuchtung der Karte von J. Huvenne: Carta topographique 
et hypsometrique de Bruxelles et ses environs. 1:20000. Brüssel 1858. P. M. 1859, S. 228. 
3 E. v. Sydows Ausspruch wurde veranlaßt durch J. M. Zieglers Hypsometrische Karte 
der Schweiz. 1:380000. Winterthur 1866. 
4 C. Koristka: Höhenschichtenkarte von Mähren u. Oberschlesien, nach den im Auftrag des 
Werner-Vereins ausgeführten sowie nach andern Höhenmessungen entworfen u. gezeichnet. 1:432 000. 
Brünn 1863. 
5 E. v. Sydow i. P. M. 1863, S. 472. 
6 Brief vom 10. Jänner 1895. Vgl. Mit. d. googr. Ges. Wien 1888, S. 86.
	        
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