Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung. 
A 
Die Wurzeln des Sydowschen Prinzips glaubt man in den Worten „die Tiefen 
dunkel, die Höhen, wie bei jeder erhabenen Arbeit, hell gehalten“, zu erkennen, die 4 
uns in der Erläuterung zu den Kärtchen „Europa“ von 0. Ritter entgegentreten 
(1804). Im Hinblick darauf spricht 8. Marthe von dem „Versuch, aus dem uns 
wie eingehüllt in das Nebelgrau der Morgenröte, das Bild der jetzigen Höhenschichten 
karte entgegenschimmert.“ 1 Bei den Niederländern fand Sydow gute Belege für seine 
Anschauung. 1 2 
1170. Die Grundsätze der Wiener Schule. 3 Gegensätzlich zu Sydow entwickelte 
sich der Grundsatz: Je höher desto dunkler; entstanden in Anlehnung an die senk 
recht beleuchtete Schraffenkarte: Je steiler desto dunkler. Und da die Erhebungen 
mit der Höhe in der Regel steiler werden, war die begriffliche Übertragung der Steil 
heit auf die Höhe nichts Absonderliches. Der Hauptvertreter des zweiten Prinzips 
war zu Sydows Zeiten Fr. v. Hauslab. Er war auch derjenige, der zuerst dem Pro 
blem der Farbengebung auf Höhenschichtkarten wissenschaftlich näher trat, und v 
seine 1864 niedergelegten, aber von ihm schon längst befolgten Grundsätze sind folgende: 
„Trotz der Verschiedenheit der Farben muß als Totaleindruck eine Stufenleiter, 
je höher, desto dunkler, hervorgebracht werden. 
Die Farben müssen deutlich unterscheidbar, untereinander unverwechselbar 
und bestimmt verschieden benennbar gewählt werden. 
Ihre Reihenfolge muß so geordnet werden, daß zwar deutlich unterscheidbare, 
aber nicht grell entgegengesetzte oder abstechende Farben nebeneinander zu stehen 
kommen, weil sonst die zur Einheit unumgänglich nötige Harmonie zerrissen wird 
und ein Eindruck von körperlichen Massen nicht hervorgebracht werden kann; kurz, 4 
die Farben müssen, wenn auch verschieden, doch zu einem Ganzen assimiliert sein. 
Man soll erkennen können: Erstens die plastische Hauptform, zweitens, was 
höher, was tiefer ist, und drittens, wie hoch ein Punkt ist.“ 4 
Durch diese Grundsätze wurde er auch zum Anreger der Farbenplastik. 5 Nach 
mancherlei Versuchen war es Hauslab gelungen, die Schichtlinien zur unmittelbaren 
Veranschaulichung der Höhenverhältnisse auszuwerten. Seine Ideen fielen auf frucht 
baren Boden und wurden verwirklicht durch V. v. Streffleur, C. Koristka, vor allem 
jedoch durch Anton Steinhäuser, dessen Hauptwerk, die sechsblättrige Hypso- 
metrige Wandkarte von Mitteleuropa in 1 : 1500000, Wien 1877, noch heute als eine 4 
in ihrer Art unübertroffene Höhenschichtkarte gilt. In Wien hatte sich zu jener Zeit 
eine besondere Pflegestätte der Höhenschichtkarten, noch heute als „Wiener Schule“ 
bekannt, entwickelt. Ihre in der Tat guten und heißen Bemühungen waren nicht 
so zur Geltung gekommen, wie sie es verdienten. Die Ursachen dieser Erscheinung 
habe ich aufzuhellen gesucht (S. 459). In ausführlicherer Weise geschah es durch 
K. Peucker. 6 Ist es nicht ein eigentümlicher Zufall, daß auch heute bei der Unter- 
1 S. Marthe in seiner Gedenkrede auf C. Ritter i. Z. d. Ges. f. Erdk. Berlin 1879, S. 378. 
2 So z. B. die vom topographischen Bureau des Kriegsministeriums herausgegebene „Hoogte- 
kaart van Nederland“ 1:600000. P. M. 1872, S. 265. 
3 Vgl. hierzu § 283. 
4 Fr. v. Hauslab: Über die graphischen Ausführungsmethoden von Höhenschichtkarten. 
S.-A. aus d. Mit. d. Geogr. Ges. Wien 1864, S. 5, 6. 
5 K. Peucker: Neue Bemerkungen zur Theorie u. Geschichte des Kartenbildes. G. Z. 1908, 
S. 305. 
6 K. Peucker: Schattenplastik und Farbenplastik. Wien 1898, S. 2ff.
	        
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