Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung. 
y. H., forderte als Armeechef im letzten Kriege von mir lediglich die Hervorhebung 
der höchsten Erhebungen und Kämme, alles andere sei für seine Zwecke nebensächlich. 
So kam ich auf die Idee, auf der Schichtenkarte 1 : 25 000 die höchsten Berge und 
Rücken mit Schraffen zu bedecken und auf der Schraffenkarte 1 : 80000 die höchsten 
Erhebungen durch Braundruck hervorzuheben. 
Die Manier der Leipziger Schule wurde überall nachgeahmt, so daß ihr Ur 
sprung mit der Zeit ganz verwischt worden ist. Heute gilt sie in Leipzig für aus- 
gestorben. 
Versuche, die die Farbenreihen auf dem gleichen Kartenbilde zwei- oder mehrmal 
wiederholen, haben keinen Anklang gefunden; denn die darauf unvermeidliche Wieder 
kehr des Zusammenstoßens heller Abtönungen mit dunkeln Anlagen erzeugt zwar 
eine grelle L nterscheidung der Regionen, jedoch ein treppenartiges Ansehen von wenig 
naturwahrer Wirkung, worauf E. v. Sydow schon vor Jahren aufmerksam gemacht 
hatte. Neben diesen mehr ausgefallenen Bildern einer Höhenplastik durch Farben 
gibt es kleinere ganz hübsche Versuche, besonders auf schulkartographischem Ge 
biet 1 , die jedoch keine größere Bedeutung haben und darum von mir übergangen 
werden, in dem Bewußtsein, dadurch die vorliegenden wissenschaftlichen Erörterungen 
nicht beeinträchtigt zu haben. 
372. Die Grundsätze der Edinburger Sehule. 1 2 Schließlich sei noch einer feinen 
mustergültigen Schichtkartendarstellung gedacht, die auf englischem Boden ent 
standen ist und dort, entsprechend dem konservativen Sinne des Engländers, weiter 
gepflegt wird. Der Führer dieser Richtung ist J. G. Bartholomew in Edinburg. 
Während seiner Lehr- und Wanderjahre hat er auch die deutsche Kartographie 
gründlich kennen gelernt. Einer sinngemäßen Farbenfolge brachte er beizeiten großes 
Interesse entgegen, und seine Karten beruhen auf vielen Versuchen, wie er mir gegen 
über bei Gelegenheit meines Besuches in seinem kartographischen Institut in Edin 
burg versicherte. Vor allem verteidigte er das Lila, das er für die höchsten Erhebungen 
mit Ausnahme der Gipfel, die schwarz erscheinen, an wandte. Auf jeden Fall macht 
das Lila nicht den Eindruck, als ob es das Gebirge in seinen höchsten Erhebungen 
wieder einsinken lasse. Übrigens tritt Lila oder Violett nicht auf den Karten von 
Bartholomew zum ersten Male auf. Wir sehen es für die höchsten Stufen angewendet 
auf den ersten Karten, die nach dem Hauslabschen System von A. Steinhäuser heraus 
gegeben worden sind 3 , ferner auf den Karten von B. Domann 4 , H. Habenicht und 
C. Peip 5 , H. Rauff 6 u. a. m. 
1 Ich denke hierbei insbesondere an die schulkartographischen Werke von H. Harms. 
2 Vgl. hiermit § 284, 
3 z. B. die „Erdkarte mit Horizontalschichten nach dem System des F. Z. M. Hauslab“. Verlag 
von Artaria u. Cie. in Wien. Ähnlich die „Karte von Mittel- u. Südeuropa“. 
4 Die von B. Domann bearbeitete „Karte v. A. Regels Reisen in Central-Asien 1876—1879, 
sowie der Routen v. Kuropatkin, 1876—1877, und Przewalsky, 1877“. 1:3000000 i. P. M. 1879, 
T. 20. 
5 Die von H. Habenicht und C. Peip bearbeitete Karte „Reduktion topographischer Auf 
nahmen im SW der Vereinigten Staaten unter Wheeler u. Hayden 1869 — 1876“. 1:3700000 i. 
P. M. 1881, T. 9. 
6 H. Rauff: Höhenschichtenkarte der Eifel. 1:200000. Bonn s. a. Hier scheint die Höhen 
schichtenfärbung Bartholomews Pate gestanden zu haben, die Farbengebung ist ganz wie bei Bartholo 
mew, nicht aber der saubere Druck, der uns bei letztem! erfreut.
	        
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