Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Farbenplastiscbes und malerisches Höhenbild. 
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Daß Bartholomew auch ein großer Meister in der Abänderung eines Farben 
tones, besonders des braunen ist, hat er auf vielen schönen Karten bewiesen. 
Das Einzige, was an seinen Karten zu tadeln ist und weniger an ihm als an der ge 
samten englischen Sitte bzw. Unsitte liegt, ist die Wiedergabe der Schichthöhen nach 
Fuß und nicht im internationalen Maß deh Meters, wodurch ein unmittelbarer Ver 
gleich des Geländes mit dem der Festlandskarten vereitelt wird. Trotz dieser Mängel 
sind wir berechtigt, infolge der Eigenart des Höhenschichtkolorits auf den Karten 
bei Bartholomew, wie wir auf S. 489 betonten, von einer besondern „Edinburger 
Schule“ zu sprechen, die in Zukunft gewiß auch noch Schule machen wird. 
373. Das Ilöhenscliiehtenkolorit in Verquickung mit andern Geländedarstellungs 
arten. Das Höhenschichtenkolorit verträgt sich, sobald die Farben transparent genug 
erscheinen, mit jeder andern einfarbigen Geländedarstellung, ganz gleich, ob diese 
in Schraffen, Schummerung oder Punktmanier schwarz, grau, graublau oder dunkel 
violett gedruckt ist. Wenn letztere Manieren mehr auf die Verdeutlichung der 
Böschungen ausgehen und erstere mehr auf die Höhenveranschaulichung, drängt 
sich von selbst der Gedanke auf, beide zu vereinen. 
An einigen Versuchen dieser Art hat es nicht gefehlt; sie sind ziemlich alt. 
größtenteils vergessen und erwarten eine Auferstehungsfeier zu größerm Glanze. 
Die „Fluß- und Bergkarte von Deutschland und den angrenzenden Ländern“, die 
Adolf Stieler 1820 entworfen und gezeichnet hatte, erscheint in neuer vermehrter 
Auflage durch A. Petermann 1855; über eine Schraffenkarte zieht sich ein Höhen 
schichtenkolorit in Hellgrün, Hellbraun und Dunkelbraun. Hierher gehören auch die 
Karten von Kofistka, die wir bereits einige Male bei unsern Erörterungen heran 
ziehen mußten. Wie sich grade hier weitere Entwicklungsmöglichkeiten der Karto 
graphie eröffnen, habe ich an einigen Stellen nachdrücklichst betont (S. 101 u. 57Ö). 
Gr. K. Peuckers Farbenplastik. 
I. Farbenplastisches und malerisches Höhenbild. 
374. K. Peucker, der Begründer einer neuen Ära in der Kartographie. In der 
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schienen die Bestrebungen zur Herstellung 
guter Höhenschichtkarten allmählich einzuschlummern, denn nach den erfreu 
lichen Ansätzen von Papen, v. Sydow T , Delitsch, Häuslab, Steinhäuser sind keine 
merklichen Fortschritte wahrzunehmen, bis erst wieder die Schweizer Karten die 
Aufmerksamkeit auf das Problem lenkten und K. Peucker in Wien die Höhen 
schichtkarten zum Gegenstand eingehender fortgesetzter Studien machte, gestützt auf 
die farbentheoretischen Untersuchungen von W. v. Goethe, Frauenhofer, H. Helmholtz, 
A. v. Wouwermann, A. Schopenhauer, W. Wundt, E. Brücke, Hering, Einthoven. 
Peuckers theoretisch- und praktisch-kartographische Arbeiten bedeuten den 
Anfang einer neuen Ära in der Kartographie. 1 In verschiedenen Schriften 
1 Mich wundert, daß H. Wagner die Bedeutung Peuckers nicht besser erkannt und gewürdigt 
hat, denn aus den Worten, die Wagner dem Peuckerschen System in seinem Lehrbuch der Geographie 
(1912, S. 250) widmet, geht eigentlich weiter nichts hervor. 
Eckert, Kartenwissenschaft. I. 
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