Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die farbenplastischen Karten und ihre Zukunft. 
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künftig viele und wertvolle Bereicherungen der kartographischen Zeichnung und 
Darstellungsmittel, also nicht allein auf dem Gebiet der Geländedarstellung. Das 
Problem der farbenplastischen Geländedarstellung rückt durch die neuern Theorien 
in der Farbenlehre in ein neues Stadium, und vielerlei Fragen werden in Zukunft noch 
aufgerollt werden, die sich jetzt kaum im Keim ihrer Entwicklung zeigen. Zunächst 
dürften sie sich in die Fragen zuspitzen: Ist das spektral-adaptive System das einzige 
farbenplastische? Haben andere Farbenskalen nicht gleiche oder ähnliche plastische 
Wirkung und damit Daseinsberechtigung? 
381. Die weitere Anwendung der Farbenplastik auf topographischen und choro- 
graphischen Karten. Die Vereinheitlichung müßte auf topographischen Karten 
anders als auf chorographischen gehandhabt werden. Bei der Erweiterung des 
Systems der farbenplastischen Darstellung denkt Peucker an Landschaftskarten 
großen Maßstabs, 1 : 200000 bis 1 : 10000, mit dem vollen Gewände der Kulturen. 
Für den Maßstab 1 : 200000 hat er bereits selbst ein brauchbares Beispiel gegeben. 
Für die Maßstäbe 1 : 100000 und 1 : 50000 dürfte in Zukunft das System nicht ver 
nachlässigt werden, insonderheit für den erstem Maßstab. Dagegen bezweifle ich, 
daß das Peuckersche System auf Karten von der Größe des deutschen Meßtisch 
blattes Verwendung finden wird, geschweige denn auf Karten in 1 : 10000. Für 
den gewöhnlichen Gebrauch jedenfalls nicht, da schon mit der schlichten Schicht 
linienkarte dem vielseitigen Zweck genügt wird. Die farbenplastische Symphonie 
würde nur die Herstellung der Karte verteuern, ohne ihr Gebrauchsbereich wesent 
lich zu vergrößern. Für Studienzwecke wäre ja eine farbenplastische Karte in 1 : 25000 
ein willkommenes Objekt, doch kann man sich auch ohne sie genügen lassen. Da 
gegen wird sie als militärische Karte eine ganz hervorragende Stellung erlangen. 
Sie ist die Militärkarte der Zukunft. Schon während des Weltkriegs hatte sich 
das Bedürfnis nach solchen Karten sowohl bei der Heeresführung wie bei der Truppe 
(Artillerie) eingestellt und einzelne Armeen hatten sich farbenplastische Höhen 
schichtkarten in 1 : 25000 selbst angefertigt. Aber der Zusammenschluß dieser 
Kartenwerke mit den Nachbarn klaffte, aus leicht begreiflichen Gründen, da nur 
das orographische Bild jedes einzelnen Armeebereiches als Grundlage für den Schichten 
aufbau diente. Auf Grundlage des Peuckerschen Systems — wenn es nur genügend 
bekannt gewesen wäre — hätte man eine Vereinheitlichung jener Kartenwerke er 
zielen können. Die Bedeutung der farbenplastischen Karten für die Kriegsführung 
wird uns in dem Teil über Kriegskartographie noch eingehender beschäftigen. 
Für die topographischen Karten dürfte sich jedes messende und durch Auf 
nahme betätigende Land die Intervalle der Peuckerschen Skala innerhalb des Spiel 
raums seiner Höhenmarken zurechtlegen; auf chorographischen Karten müßten die 
Intervalle und deren Färbung international vereinbart werden, zu der die Weltkarte 
in 1:1000000, wenn sie von kompetenten kartographischen Sachverständigen be 
raten worden wäre 1 , eine erste, mit allseitigem Dank begrüßte Veranlassung hätte 
sein können. 
1 Es bleibt eine beschämende Tatsache, daß zu den internationalen Weltkartenkonferenzen 
in London u. Paris nicht derartige Fachleute und Wissenschaftler, wie H. Wagner, E. Hammer, 
H. Haack, K. Peucker, J. Frischauf, hinzugezogen worden sind, von denen jeder allein in 
praktisch-kartographischen Dingen mehr verstand als alle Konferenzteilnehmer zusammen.
	        
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